"Tsunami" Omikron lässt Infektionszahlen quer durch Europa explodieren

"Tsunami" Omikron lässt Infektionszahlen quer durch Europa explodieren
Mit durchschnittlich über einer halben Million Neuinfektionen täglich, werden weltweit derzeit die meisten Neuinfektionen in Europa vermeldet.

"Wir haben die Talsohle erreicht. Jetzt geht es nach oben." Mit diesen Worten hat Mathematiker und Simulationsforscher Nikolas Popper, Mitglied im Prognosekonsortium, die Corona-Lage in Österreich gestern kurz umrissen. 

"Silvester ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur der Jahreswechsel, sondern auch markanter Wendepunkt in der Infektionskurve", gab Katharina Reich, Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, keine allzu prickelnde Vorschau auf das neue Jahr.

Befürchtet wurde es schon länger, jetzt schlägt Omikron auch hierzulande durch. In Österreich legen die Neuinfektionen seit drei Tagen merklich zu. Wurden am Montag noch 1.550 neue Fälle binnen 24 Stunden vermeldet, waren es am Mittwoch schon mehr als doppelt so viele: 3.251. Auch heute wurden 3.225 Neuinfektionen registriert. Omikron lässt grüßen.

Silvester möge man bitte nur in kleinem Rahmen feiern, bitten Regierung und Experten deshalb. Um 22 Uhr ist deshalb Sperrstund´ - selbst bei privaten Feiern ist um 22 Uhr Schluss, sofern sich mehr als zehn Personen treffen. Impfstatus ist in dem Fall egal.

Halbe Million Fälle pro Tag in Europa

Weltweit steigen die Infektionszahlen wegen der hochansteckenden Variante massiv an. Vom 22. bis 28. Dezember wurden mehr als 6,5 Millionen Infektionen nachgewiesen - der höchste Wochenwert seit Pandemie-Beginn. Durchschnittlich kommt dies mehr als 935.000 Infektionen pro Tag gleich. Der bisherige Wochenrekord lag zwischen dem 23. und 29. April - mit durchschnittlich 817.000 Fällen pro Tag.

Die meisten Neuinfektionen werden derzeit in Europa registriert, wo die Zahlen Tag für Tag sprunghaft steigen und in den vergangenen sieben Tagen insgesamt mehr als 3,5 Millionen Fälle registriert wurden. Das bedeutet durchschnittlich mehr als 510.000 Fälle pro Tag.

In früheren Infektionswellen wurden in Europa nie mehr als 300.000 Fälle pro Tag registriert.

Länder wie Frankreich und Dänemark, wo Omikron sich schon stark ausgebreitet hat, verzeichnen inzwischen so viele Infektionen wie noch nie. In Frankreich wurde am Mittwoch erstmals die Schwelle von 200.000 Neuinfektionen überschritten. Binnen eines Tages wurden 208.000 neue Fälle registriert.

Die französische Regierung beschloss, die bereits seit Anfang Dezember geschlossenen Nachtclubs und Diskotheken für weitere drei Wochen zu schließen. Ab Freitag gilt in Paris auch draußen wieder Maskenpflicht, wie die Polizeipräfektur am Abend mitteilte.

In Dänemark wurde mit 23.228 neuen Infektionsfällen binnen 24 Stunden ebenfalls ein neuer Rekordwert erreicht. Das skandinavische Land hat mit einem Wert von über 1.700 die weltweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz.

England schafft zusätzliche Betten

Auch in Großbritannien wurde mit 183.037 Neuinfektionen binnen 24 Stunden ein neuer Höchststand erreicht. Die Zahl der Covid-Patienten in Englands Krankenhäusern stieg auf über 10.000 und war damit so hoch wie zuletzt am 1. März.

Auf der Insel reagiert man nun mit der Bereitstellung zusätzlicher Bettenkapazitäten. Je 100 Betten möchte man in acht Krankenhäusern zusätzlich schaffen, erklärte der Gesundheitsdienst NHS England heute, Donnerstag.

Zudem sollen in Sporthallen oder Bildungseinrichtungen 4.000 provisorische Betten entstehen, für Patienten, die bereits auf dem Wege der Besserung sind.

"Tsunami" Omikron lässt Infektionszahlen quer durch Europa explodieren

Im beliebten Urlaubsland Spanien nimmt die Zahl der Neuinfektionen trotz einer sehr hohen Impfquote von rund 80 Prozent seit Wochen rapide zu. Mitte Oktober erreichte die Sieben-Tage-Inzidenz noch ein Jahrestiefstwert von rund 18. Mit 434.575 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen steuert man mittlerweile auf eine Inzidenz von 1.000 zu. Aktuell liegt sie landesweit bei 915. In der Region Navarra liegt sie bei 2.374, fürs Baskenland bei 1.608.

Auch Griechenland verzeichnete am Mittwoch mit 28.828 Neuinfektionen einen Rekordwert. Die Regierung zog für den 3. Jänner geplante Corona-Maßnahmen vor. Unter anderem gilt für Bars und Restaurants bis 16. Jänner - und damit auch in der Silvesternacht - ein Musikverbot.

Auch in den USA wurden neue Höchstwerte bei den Neuinfektionen verzeichnet. Nach Zahlen der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore vom Mittwoch wurden binnen 24 Stunden im Sieben-Tages-Schnitt 265.427 Corona-Fälle gemeldet. Dem US-Regierungsberater Anthony Fauci zufolge dürfte in den Vereinigten Staaten der Höhepunkt der Omikron-Welle bis Ende Jänner erreicht werden. Allerdings sei die Vorhersage wegen der Größe des Landes schwierig. Ein Lockdown wegen Omikron werde nicht erwogen, hieß es.

Tsunami an neuen Fällen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte wegen des gleichzeitigen Zirkulierens der Omikron-und der Delta-Variante vor einem "Tsunami" von Infektionsfällen. "Dies setzt das erschöpfte Gesundheitspersonal und die Gesundheitssysteme, die am Rande des Zusammenbruchs stehen, immens unter Druck und wird es auch weiterhin tun", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die WHO stuft das Risiko durch Omikron weltweit weiterhin als "sehr hoch" ein. Omikron habe gegenüber der Delta-Variante einen Wachstumsvorteil mit einer Verdopplungsrate von zwei bis drei Tagen.

Die UNO-Organisation erwartet, dass Omikron in Europa zu einer "großen Zahl von Klinikeinweisungen" führen könnte. Dies liege an der zu erwartenden Masse an Infektionen, erklärte Catherine Smallwood von der WHO-Europadirektion.

Verständnis zeigte die WHO unterdessen für die Verkürzung der Corona-Quarantäne durch einige Staaten. Die Reduzierung der Quarantäne-Dauer sei ein "Kompromiss" zwischen der Kontrolle des Infektionsgeschehens und wirtschaftlichen Überlegungen, meinte der WHO-Notfall-Beauftragte Michael Ryan in Genf.

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