Serbische Opposition: "Serbien ist keine Demokratie mehr"

Serbische Opposition: "Serbien ist keine Demokratie mehr"
Dragan Đilas, ehemaliger Bürgermeister Belgrads und Chef der Oppositionspartei, über das politische Leben in Serbien, Vučićs autoritäres Handeln und Versäumnisse der EU.

Tagtäglich wird Dragan Đilas in den serbischen Medien Korruption und Betrug vorgeworfen. Die Möglichkeit, sich zu erklären, bekommt er nicht. Seine Kinder werden in den Schulen diskriminiert, Lokalen droht die Schließung, sobald er mit seinen Parteikollegen dort essen will. Was der Chef der serbischen Oppositionspartei SSP dem KURIER erzählt, klingt mehr nach einer Diktatur als nach einer Demokratie. Am Sonntag wird in Serbien gewählt. Eine Wiederwahl von Präsident Aleksandar Vučić gilt als fix, doch die Opposition hofft, zumindest Belgrad zurückzuerobern. Das könnte der Anfang vom Ende Vučićs sein.

KURIER: Wie lebt es sich als Opposition in Serbien?

Dragan  Đilas: Es ist ein Kampf. Wir haben hier keine politische Vielfalt. Die Regierung hat die Medien unter Kontrolle, Oppositionspolitiker werden festgenommen oder in den Medien degradiert, Demonstrationen werden niedergeschlagen.

Vier Jahre lang war ich Präsident der größten Oppositionspartei, keine Sekunde davon war ich im Fernsehen zu sehen. Heute steht jeden Tag ein Artikel über mich in der Zeitung, man wirft mir Korruption vor, und ich habe keine Chance, mich zu rechtfertigen. Meine Kinder werden in der Schule geschlagen und ausgegrenzt. Wenn wir als Opposition essen gehen wollen, nehmen die Lokale keine Reservierungen von uns an. Sie fürchten sich vor Repressalien seitens der Regierung. Letztens hat ein Restaurant am Tag nach unserem Besuch zugesperrt. So ist das Leben für uns.

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