Russischer Angriff auf Schweden "kann nicht ausgeschlossen werden"

Russischer Angriff auf Schweden "kann nicht ausgeschlossen werden"
Schwedische Verteidigungsexperten halten es für möglich, dass ihr Land von Russland angegriffen wird.

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine halten es Verteidigungsexperten im Nato-Anwärterland Schweden nicht für unmöglich, dass auch ihr Land angegriffen werden könnte.

„Ein bewaffneter Angriff auf Schweden kann nicht ausgeschlossen werden“, schrieb der Verteidigungsausschuss Försvarsberedningen in einem am Montag veröffentlichten sicherheitspolitischen Teilbericht.

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Weiters in diesem Artikel:

  • Geheimdienst berichtet von russischen Truppenverschiebungen
  • Selenskij: Putin soll sich auf Niederlage vorbereiten
  • Weitere Hilfszusagen für Ukraine
  • Gegenoffensive: Zurückhaltung gefragt

Dass Russlands Streitkräfte in der Ukraine gebunden seien, begrenze zwar die Möglichkeiten, diese Ressourcen in anderen Weltregionen zu nutzen, schrieb das Gremium. Diese Einschätzung bedeute aber nicht, dass Russland nicht in der Lage wäre, in der unmittelbaren Umgebung Schwedens militärisch zu agieren.

Moskau habe seine Hemmschwelle zum Einsatz militärischer Gewalt gesenkt und eine hohe politische wie militärische Neigung zum Risiko gezeigt. Russlands Vermögen, Einsätze gegen Schweden mit Luft- oder Seestreitkräften, Langstreckenwaffen oder Kernwaffen durchzuführen, bleibe intakt.

Das Gremium betonte, dass Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auch die schwedische Sicherheitspolitik umfassend verändert habe. „Russlands umfassender Einmarsch in die Ukraine sowie Chinas wachsende Territorialansprüche zeigen, dass Konflikte über Territorium mit militärischen Mitteln wieder zu einer Realität geworden sind“, so der Bericht.

Der Ausschuss erklärte, Schweden werde am besten innerhalb der Nato verteidigt. Die bevorstehende Nato-Mitgliedschaft erhöhe sowohl Schwedens Sicherheit als auch die der Nato. Für die Aufnahme in das Verteidigungsbündnis fehlt dem skandinavischen Land aber nach wie die Zustimmung der Türkei und Ungarns.

Russland hat Truppen verschoben

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine hat Russland nach Erkenntnissen britischer Geheimdienste große Truppenkontingente an andere Frontabschnitte verlegt.

„Die Umgruppierung der Heeresgruppe Dnipro spiegelt wahrscheinlich die russische Auffassung wider, dass ein größerer ukrainischer Angriff über den (Fluss) Dnipro nach dem Einsturz des Kachowka-Staudamms und den daraus resultierenden Überschwemmungen jetzt weniger wahrscheinlich ist“, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit.

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Vermutet wird, dass der Damm von Russland zerstört wurde. DIe Ukraine und Russland Seiten beschuldigen sich gegenseitig.

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Die bisher am östlichen Ufer des Flusses Dnipro stationierten Einheiten verstärkten nun die Abschnitte im Gebiet Saporischschja und bei Bachmut im Osten, hieß es in dem Bericht weiter.

„Darunter sind womöglich Tausende Soldaten der 49. Armee, inklusive der 34. motorisierten Brigade, sowie der Luftlandetruppen und Marineinfanterieeinheiten.“

Selenskij: Putin soll sich auf Niederlage vorbereiten

Die Ukraine kommt bei ihrer Gegenoffensive laut Präsident Wolodymyr Selenskij Schritt für Schritt voran.

Russland sollte seine Bürger auf den Verlust von besetzten Gebieten, Kremlchef Wladimir Putin sein Land schon einmal auf eine Niederlage vorbereiten.

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Russland habe mit dem Krieg nicht nur seine eigene Zukunft vernichtet, um die Territorien einzunehmen, sondern werde auch alle besetzten Gebiete verlieren, sagte Selenskij in seinem am Sonntagabend in Kiew verbreiteten allabendlichen Video.

"Für unsere Schritte einer De-Okkupation gibt es keine Alternative und wird es keine geben." Schritt für Schritt bewegten sich die ukrainischen Streitkräfte voran, um ihr Land zu befreien, sagte er.

In seinem Video machte sich Selenskij auch über Putin lustig, der am Freitag in St. Petersburg behauptet hatte, dass die russischen Streitkräfte in Kiew bereits fünf Flugabwehrsysteme des US-Typs Patriot zerstört hätten.

Laut US-Medien gibt es allerdings nur zwei dieser Systeme in der Ukraine. Der ukrainische Staatschef sagte, dass alle Systeme intakt seien. "Nicht ein einziger Patriot ist zerstört!", betonte er. Allein in den vergangenen sieben Tagen seien drei Dutzend russische Raketen zerstört worden.

Weitere Hilfszusagen

Selenskij kündigte an, dass die Ukraine in den kommenden Tagen von ihren Verbündeten neue militärische Hilfszusagen erwarte.

Zum Besuch von Vertretern mehrerer afrikanischer Staaten bei Kremlchef Wladimir Putin in St. Petersburg sagte er: Sie hätten sich dort überzeugen können, dass die Ukraine auf Frieden aus sei, Russland hingegen Krieg wolle, um „weiter das Leben zu zerstören“.

Die afrikanische Delegation mit Vertretern aus Südafrika, Ägypten, dem Senegal, Sambia, der Republik Kongo und Uganda erarbeitete im Zuge ihrer Friedensinitiative eigenen Angaben zufolge einen Zehn-Punkte-Plan.

Die Hoffnung auf Erfolg ist nach fast 16 Monaten russischem Angriffskrieg aber äußerst gering. Vor ihrem Besuch in St. Petersburg war die Delegation am Freitag bei Selenskij in Kiew. Dieser setzt den Abzug russischer Truppen für Verhandlungen voraus.

Gegenoffensive: Zurückhaltung gefragt

Bei der Bewertung der ukrainischen Gegenoffensive ist nach Meinung des Leiters des Lagezentrums Ukraine im Verteidigungsministerium, Brigadegeneral Christian Freuding, Zurückhaltung angebracht.

"Wir müssen ein bisschen vorsichtig sein, damit wir nicht anmaßend werden, dass wir von der Berliner Sommerterrasse aus die ukrainische Taktik beurteilen", sagte Freuding am Sonntagabend im ARD-„Bericht aus Berlin“.

Die Ukrainer zahlten in diesem Krieg seit über 400 Tagen einen hohen Preis. „Und ich glaube, wir haben weder die Sicht drauf, noch auch das Recht drauf, das ukrainische Vorgehen der Truppenteile in der Art und Weise zu beurteilen, ob es gut, schlecht, zweckmäßig oder unzweckmäßig war.“

Nach Angaben Freudings geht die Ukraine sehr restriktiv mit Informationen zur Lage um. „Wir nennen das militärisch “operational security„. Das ist natürlich auch nachvollziehbar, weil daraus sonst der Feind Schlüsse ziehen könnte.“

Er wolle sich dem Urteil aber nicht anschließen, dass das Vorgehen der Ukraine nicht so gut laufe, sagte Freuding.

Es gebe ein Wiedergewinnen der Initiative durch die ukrainischen Streitkräfte und erste Angriffserfolge. „Wir haben aber auch gesehen, dass die Verteidigungsstellungen der russischen Streitkräfte sehr stark vorbereitet wurden.“ Derzeit konsolidierten sich die ukrainischen Kräfte, um zu schauen, wo und womit sie Erfolg hatten.

Luftwaffenübung „Air Defender 2023“: Erdkampfflugzeuge nach Litauen

Im Schatten des russischen Kriegs gegen die Ukraine werden die Teilnehmer der Luftwaffenübung „Air Defender 2023“ in der dieser Woche mit Kampfflugzeugen an der Ostflanke der Nato unterwegs sein.

Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag würden jeweils sechs Erdkampfflugzeuge vom Typ A-10 zu Starts und Landungen nach Litauen einfliegen, teilte die Luftwaffe der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. Zum Wochenstart fliegen vier Maschinen vom Typ F-16 und jeweils zwei F-15 und Eurofighter sowie ein Tankflugzeug über Polen.

Nach diesen Angaben haben östliche Nato-Partner um ein solches Signal der Rückversicherung und des militärischen Zusammenhalts gebeten. An der Übung nehmen noch bis zum 23. Juni unter deutscher Führung 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und 10 000 Soldaten teil.

Die Nato ist beteiligt. „Air Defender 2023“ ist die bislang größte Verlegungsübung von Luftstreitkräften seit Gründung der Nato und trainiert mit einem fiktiven Szenario im Luftraum über Deutschland Verfahren, wie das westliche Verteidigungsbündnis auf den Angriff eines östlichen Bündnisses reagiert und dabei bereits vom Gegner besetzte Gebiete zurückerobert.

Inzwischen gab es bei der Übung mehr als 1.000 Flüge. Der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, bezeichnete das am Sonntag als herausragende Leistung. Er sagte: „Die Hälfte ist geschafft.“ Die Verlegung von mehr als 1.600 Tonnen Material und 100 Flugzeugen aus den USA nach Deutschland habe reibungslos geklappt.

Zum Übungsbetrieb sagte der Generalleutnant: „Es hatte am Anfang hier und da auch geknirscht. Unterschiedliche Ausbildungsstände, sprachliche Herausforderungen und auch die Technik musste erstmal ans Laufen kommen.“ Deutlich werde, „Air Defender 2023“ habe für alle Beteiligten einen operativen, logistischen und menschlichen Mehrwert.

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