Seeminen verlegt: Russland droht, zivile Schiffe anzugreifen
Russland ließ das internationale Getreideabkommen, mit dem die Verschiffung ukrainischen Getreides ermöglicht wurde, auslaufen (mehr dazu).
Nun stuft Russland Schiffe in den betroffenen Gebieten des Schwarzen Meeres als mögliche "Gegner" ein. Ab Donnerstag Mitternacht werden Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern, als "potenzielle Träger militärischer Fracht" eingestuft, so das Verteidigungsministerium in Moskau.
Aus Moskau hieß es weiter, Länder, unter deren Flagge Frachtschiffe auf dem Weg in ukrainische Häfen fahren, würden künftig als Konfliktparteien gewertet.
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USA warnen
Die USA warnen bereits vor Angriffen gegen zivile Schifffahrt auf dem Schwarzen Meer. "Das russische Militär könnte seine Angriffe auf ukrainische Getreideanlagen ausweiten auf Angriffe auf zivile Schiffe", sagte Adam Hodge, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA.
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Neue Geheimdienstinformationen würden darauf hindeuten, "dass Russland zusätzliche Seeminen in den Zufahrten zu ukrainischen Häfen gelegt hat".
"Wir glauben, dass dies ein koordiniertes Vorgehen ist, um Angriffe auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer zu rechtfertigen und der Ukraine die Schuld für diese Angriffe zu geben."
London ortet Risiken für russische Flotte
Das britische Verteidigungsministerium geht davon aus, dass der russischen Schwarzmeerflotte bei Patrouillen Angriffe von ukrainischen Drohnenschiffen und Raketen drohen.
"Die russische Schwarzmeerflotte wird nun wahrscheinlich eine aktivere Rolle einnehmen, um jeglichen laufenden Handel zu unterbrechen", schrieben die Briten.
Die Blockadeoperationen seien jedoch durch ukrainische, unbemannte Wasserfahrzeuge und Marschflugkörper zur Küstenverteidigung gefährdet.
Odessa erneut unter Beschuss
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij beklagte, Russland habe ganz gezielt Standorte für ukrainische Getreideexporte angegriffen.
So habe Moskau in der Nacht auf Mittwoch in der Region Odessa "absichtlich die Infrastruktur des Getreideabkommens ins Visier genommen", erklärte Selenskij.
In Odessa und der Region liegen drei Häfen, die Teil der Vereinbarung zum Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer waren.
"Russischer Terror"
Auch in der Nacht auf Donnerstag stand Odessa unter Beschuss - die dritte Nacht in Folge. Laut lokalen Medien waren wieder Explosionen in der Nähe des Hafens zu hören.
Die ukrainische Luftwaffe berichtete auf Telegram über Abschüsse von Überschall-Schiffsabwehrraketen.
In der Stadt Odessa wurden nach Angaben des örtlichen Gouverneurs zwei Menschen ins Krankenhaus gebracht. Es gebe "Zerstörungen im Zentrum".
So wurde ein Gebäude des chinesischen Konsulats in Odessa durch russischen Beschuss beschädigt.Der Gouverneur der gleichnamigen Oblast, Oleh Kiper, postete ein Foto von den Schäden.
Zu sehen sind zerbrochene Fenster. "Der Angreifer attackiert gezielt die Hafeninfrastruktur – Verwaltungs- und Wohngebäude in der Nähe wurden beschädigt, auch das Konsulat der Volksrepublik China", erklärt Kiper auf Telegram. "Das zeigt, dass der Feind auf nichts achtet.“
Wie der ukrainische Präsident Selenskij in einem Video mitteilte, wurden bei russichen Angriffen auf Odessa auch 60.000 Tonnen Agrarprodukte zerstört - darunter soll sich auch Getreide, das für den Export nach China gedacht war, befunden haben.
Odessas Bürgermeister Truchanow veröffentlichte im Internet ein Video, bei dem er in einem Kinderzimmer stand, das bei dem Angriff beschädigt worden war. "Ich halte meine Emotionen zurück, weil sie zu groß sind“, sagte er darin.
Andrij Jermak, Büroleiter des ukrainischen Präsidenten Selenskij, bezeichnete die jüngsten Angriffe als "russischen Terror".
Mehrere Verletzte nach Angriff auf Mykolajiw
Ukrainische Gouverneure meldeten mindestens 19 Verletzte durch russische Angriffe auf die südukrainische Stadt Mykolajiw, darunter auch mindestens fünf Kinder.
In der Stadt waren den Angaben zufolge ein dreistöckiges Gebäude sowie mehrere Garagen in Brand geraten. Zwei Personen seien aus den Trümmern gerettet worden, was einem Wunder gleiche, hieß es.
Ukraine überlegt Ausweichroute durch rumänische Gewässer
Nach Ende des sSchwarzmeer-Abkommens sind die Behörden in Kiew zurzeit bemüht, einen einstweiligen "Getreide-Korridor" durch rumänische und bulgarische Hoheitsgewässer einzurichten.
Das geht aus einem an die Weltschifffahrtsorganisation (IMO) der Vereinten Nationen gerichteten Schreiben des ukrainischen Vizeministers für Infrastrukturentwicklung, Wasyl Schkurakow, hervor.
Seinerseits hatte der ukrainische Präsident Selenskij zuletzt gefordert, die Exporte auch ohne Zustimmung Russlands in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und der Türkei fortzusetzen.
Eine Reaktion der rumänischen Behörden zu den Kiewer Plänen bezüglich eines „Getreide-Korridors“ durch rumänische Hoheitsgewässer steht noch aus. Staatspräsident Klaus Johannis hatte allerdings erst in den vergangenen Tagen am Rande des EU-CELAC-Gipfels in Brüssel klargestellt, dass Rumänien nach wie vor fest an der Seite der Ukraine stehe - einschließlich Getreide-Ausfuhr und trotz des ausgelaufenen Abkommens einschließlich ukrainischer Getreideexporte über das Schwarze Meer.
In dem auf den 19. Juli datierten Schreiben erläutert der ukrainische Amtsträger, dass Kiew sich fürs Erste auf die „empfohlene Route“ festgelegt habe, um „der Blockade der Schifffahrt im Nordwesten des Schwarzen Meeres“ ein Ende zu bereiten.
Auch der ukrainische Botschafter in der Türkei, Wasyl Bodnar, sagte dem öffentlich-rechtlichen ukrainischen Sender Suspilne am Mittwochabend, dass Kiew mittlerweile einen „Getreide-Korridor“ über die rumänischen und bulgarischen Hoheitsgewässer in Betracht ziehe.
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