Merkel im Vogelhaus - Schnappschüsse einer Kanzlerinnenschaft
Sechzehn Jahre kämpfte Angela Merkel sich selbst und Deutschland mit ruhiger Hand durch die verschiedensten Krisen. Weltwirtschaftskrise, Arabischer Frühling, Flüchtlingskrise, Stimmungstiefs, Nachfolgeregelungen, Terrorismus und Unstimmigkeiten in der Europäischen Union waren nur einige Punkte, die Merkel jetzt jahrzehntelang beschäftigten. Doch die 67-Jährige hatte immer wieder Zeit für Scherze. Manchmal auch genau dann, wenn die Stimmung am angespanntesten war.
Termine mit Tieren ergeben meistens gute Fotos der Langzeit-Kanzlerin. So auch diese Woche in ihrem Wahlkreis im Nordosten Deutschlands, als sie diesem einen überraschenden Besuch abstattete. Ein Ausflug in den Vogelpark Marlow inklusive. Beim Halten des großen Uhu lehnte Merkel ab, mit den Papageien ließ sie sich aber gern fotografieren...
...bis einer in die Kanzlerinnen-Hand biss, die ihn fütterte.
Doch ähnlich wie bei "bissigen" Staatschefs meisterte Merkel die Situation mit Humor.
Es war nicht das erste Mal, dass sie von einem Tier überrascht wurde. Ähnlich war es bei einem Treffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin im Jahr 2007. "Vier Beine für ein Halleluja", titelte damals die Frankfurter Allgemeine Zeitung in Anlehnung an Bud Spencer. Putin ließ tatsächlich seinen schwarzen Labrador "Koni" an der Kanzlerin schnüffeln. Womöglich wusste er, was in Deutschland bekannt ist, nämlich, dass Merkel Angst vor Hunden hat.
Angst vor Pandas - vor allem hinter Glaswänden - dürfte Merkel wohl nicht haben. Wie es um ihren Respekt vor Chinas Staatschef Xi Jinping steht, bleibt ihr Geheimnis. Ein Lächeln und ein paar kleine Scherze waren bei dessen Besuch in Berlin 2017 jedenfalls kein Problem.
Mehr als Tiere dürfte die Kanzlerin aber Fußball mögen. Zumindest für Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zeigte sich Angela Merkel in den vergangenen Jahren immer wieder interessiert.
Auch vor Stadionbesuchen - inklusive dazugehörende Emotionen...
...und auch mal mit einem Besuch in der Kabine. Nach dem 3:0 Deutschlands gegen die Türkei schüttelte Angela Merkel - nach Absprache mit dem DFB - dem halbnackten deutschen Nationalspieler Mesut Özil die Hand.
Das Bild sorgte für Diskussionen um die politische Instrumentalisierung des DFB. (Wie es mit der politischen Instrumentalisierung Mesut Özils weiterging, ist bekannt.)
Und weil die Frau im grünen Blazer den jungen Männern mit nackten Oberkörpern einen Besuch abstattete wurde auch darüber diskutiert, ob sie ihnen zu nahe kam.
Apropos zu nahe kommen... So manch ein Foto lässt das auch bei Merkel und dem früheren US-Präsidenten Barack Obama vermuten.
Manche Staatschefs mochte sie einfach soooooo gern...
...bei anderen versteckte sie sich lieber...
... doch auch da war die Kanzlerin zu Späßen aufgelegt.
Überhaupt ließ die erste deutsche Kanzlerin ihren Charme spielen und brachte andere Staats- und Regierungsoberhäupter zum Lachen.
Vielleicht auch deshalb, weil es manchmal daheim in der eigenen Parteifamilie nur wenig zu lachen gab. Etwa im internen Streit mit dem damaligen CSU-Chef und bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer um die Flüchtlingspolitik, der 2018 eskalierte.
Doch Angela Merkel fand immer wieder zu ihrem Lachen zurück. Auch Kleinigkeiten, wie das Vergessen ihrer Corona-Schutzmaske, brachten sie manchmal fast kindlich zum Lachen.
Sie sei "unwahrscheinlich witzig", "heiter und offen", sagte die deutsche Professorin für Verskunst Ines Geipel über die Kanzlerin und attestierte ihr eine "Merkel-Poesie", die fast schon "eine Art Undercover-Politik" sei. Merkels Humor sei "fast wüst", bemerkte die Publizistin anerkennend.
In Bezug auf den russischen Staatschef Putin sagte Merkel im Jahr 2012 einmal: "Wenn ich immer gleich eingeschnappt wäre, könnte ich keine drei Tage Bundeskanzlerin sein." 16 Jahre wurden es schließlich. Der Humor hat Merkel wohl über die eine oder andere schwierige Phase gerettet.
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