Juncker über Merkel: "Sie hat nie auf den Tisch gehaut"

Vor Corona, als man sich noch umarmen durfte: Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
So sieht es der frühere EU-Kommissionschef: Was der EU nach dem Abgang der deutschen Kanzlerin fehlen wird, was ihr Erbe ist, wo sie nervte und wie sie alle zum Lachen bringt.

Wenn Jean-Claude Juncker Angela Merkel rhetorische Rosen streut, sind auch klitzekleine Dornen dabei. Der Ex-Präsident der EU-Kommission und die deutsche Kanzlerin sind jahrzehntelange Parteifreunde, haben sich gemeinsam durch eine Reihe europäischer Krisen gekämpft, aber auch so manche politische Sträusse ausgefochten. Lobhudeln ist nicht seine Art, doch im Abgang der langjährigen Regierungeschefin zieht Juncker den Hut vor Merkels "staatsfraulichem Mut". Ihr wichtigstes Erbe: "Dass sie die europäische Integration zu einem Teil der deutschen Staatsräson gemacht hat", sagt Juncker im Interview.

KURIER: Stimmt es, dass es letztlich immer die deutsche Kanzlerin war, die Europas Regierungschefs zu Kompromissen und Lösungen zusammenführte?
Jean Claude Juncker: Dieser Eindruck der deutschen Öffentlichkeit, ohne Merkel liefe nichts, entspricht nicht dem tatsächlichen Ablauf der Ereignisse. Sie war, bevor sie sich dann zu einer Auffassung durchgerungen hat, impulsgebender Teil von Lösungen. Aber diese Beschreibung: „Merkel führt Europa. Merkel ist die Königin Europas.“ Derartigen Schwachsinn kann ich in der Form nicht bestätigen.

Sie hat Europa insgesamt gutgetan. Weil sie  europäische Probleme immer vom Ende her gedacht hat und fragte: Ist das, was wir jetzt beschließen, in Zukunft belastbar?

Europa wird also nicht stolpern ohne Merkel?

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