Merkel-Biograf: "Sie versteht sich bis heute als Außenseiterin"

Merkel-Biograf: "Sie versteht sich bis heute als Außenseiterin"
Ostdeutsch, Frau, Physikerin – Angela Merkel kam als Quereinsteigerin in die Politik und regiert seit 16 Jahren als Kanzlerin. Wie das alles möglich wurde, beleuchtet eine neue Biografie.

KURIER: "Sie kennen mich" lautet ein bekannter Wahlkampfslogan von Angela Merkel, aber kennen wir sie wirklich?

Ralph Bollmann: Jedenfalls besser, als viele denken. Gerade weil sie so nüchtern-sachlich auftritt, vermutet man, da muss hinter dieser Fassade noch etwas anderes sein. Das glaube ich aber nicht. Da gibt es nicht das große Rätsel, das noch zu entschlüsseln ist.

Aber es wird sicher etwas geben, dass Sie im Laufe Ihrer Recherchen überrascht hat.

Ja, wie früh sie oft schon Dinge öffentlich angekündigt hat, die zunächst gar nicht richtig wahrgenommen wurden. Zum Beispiel hat sie schon im Februar 2012 gesagt, sie werde in Sachen Griechenland keine Abenteuer eingehen, das verbiete ihr der Amtseid. Wenige Monate später ist es so gekommen: Sie hat die Griechen nicht aus dem Euro geworfen. So etws wurde oft überhört, weil sie es so dröge vorgetragen hat.

Man hätte bei Merkel also öfters mal besser hinhören sollen?

Diese Form der Kommunikation und des Erwartungsmanagements ist viel kritisiert worden. Darin liegt aber ein Stück ihres Erfolges: Indem sie die Dinge auf eine nüchterne Art einführt und nicht wie ihr Vorgänger Gerhard Schröder auf den Tisch haut und „Basta“ ruft, erzeugt sie viel weniger Widerstand.

Inwiefern hat diese Art mit ihrer Herkunft in der DDR zu tun?

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