Republika Srpska: Das "Klein-Russland" mitten am Balkan

Republika Srpska: Das "Klein-Russland" mitten am Balkan
Nationalistische Kräfte wie "Serbenführer" Milorad Dodik haben die Teilrepublik Bosnien-Herzegowinas fest in der Hand. Eine kleine Zivilgesellschaft kämpft hartnäckig dagegen an.

Es ist, als würde man eine Staatsgrenze passieren – so kommt es einem zumindest vor, wenn bei einem Staatsbesuch der Streifenwagen der Föderation zur Seite fährt und stehen bleibt, und die Polizei der Republika Srpska (RS) die Führung des Konvois übernimmt. Doch auch ohne Polizeischutz merkt man sehr schnell, dass ab dem Brückenende etwas anders ist: Das Blau-Gelb Bosnien-Herzegowinas verschwindet; stattdessen begrüßen einen Fahnen in den panslawischen Farben Rot, Blau, Weiß, die auch in den Flaggen von Serbien und Russland zu finden sind.

Die Straßenschilder sind plötzlich nicht mehr in lateinischen Buchstaben, sondern kyrillischer Schrift angeschrieben, und vereinzelt sieht man ein schwarzes Z, das russische Kriegssymbol, auf Hauswände gesprüht: Willkommen in der Republika Srpska!

Das politische System Bosnien-Herzegowinas gilt als eines der nationalistischsten der Welt: Das Land ist geteilt in drei "konstitutive" Völker, zwei Teilrepubliken – die Föderation Bosnien-Herzegowina und die Republika Srpska – mit eigenen Präsidenten, einem dreiköpfigen Staatspräsidium – ein Vertreter für jedes Volk – und 162 Ministern im ganzen Land. Wer für ein politisches Amt kandidieren will, muss sich einer Ethnie klar zuordnen. Festgelegt hat das das Dayton-Abkommen, das 1995 zwar den blutigen Krieg beendete, damit aber auch ein System schuf, in dem ethnonationale Kräfte beinahe jeden Lebensbereich dominieren.

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