Neues "antirussisches Projekt": Lawrow droht Moldau
Die Situation ist angespannt. "Die Frage ist nicht, ob die Russische Föderation eine neue Offensive gegen das Territorium der Republik Moldau durchführen wird, sondern wann."
Alexandru Musteata, Geheimdienstchef der Republik, ist schon länger überzeugt, dass die Russen irgendwann angreifen werden. Es könne noch im Februar sein, spätestens aber für April rechnet der Geheimdienstchef mit Attacken.
Nach den Informationen seines Geheimdienstes beabsichtige Russland, Transnistrien und Moldau zu verbinden. "Ja, wir können klar sagen, dass sie beabsichtigen, hierher zu kommen", sagte er.
In Moldau mehrt sich spätestens seit April, als es mehrere Explosionen in angrenzenden Konfliktregion Transnistrien gab, die Sorge, dass Russland nach dem Einmarsch in der Ukraine auch das kleine Nachbarland ins Visier nehmen könnte.
Seit den 1990er-Jahren wird Transnistrien von einem prorussischen Regime regiert und von russischen Truppen gestützt. Laufend schickt Russland neue Soldaten - und verkauft sie als Friedenstruppen. Der moldauische Landesteil, der im Osten an die Ukraine grenzt, ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein ausschließlich von Russland anerkannter Staat.
Lawrow: Neues "anti-russisches" Projekt
Nun ließ der russische Außenminister aufhorchen: Die Republik Moldau könnte aus Sicht von Sergej Lawrow ein neues „anti-russisches Projekt“ nach der Ukraine werden, sagte er am Donnerstag.
Lawrow erklärte weiter, dass der Westen auch Georgien zu Russlands nächstem Feind machen wolle. Die georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien befinden sich seit dem Georgienkrieg 2008 unter russischer Besatzung.
Ganze NATO im Krieg mit Russland
In einem ausführlichen Studiointerview auf Russia Today kündigte Lawrow an, auf die Lieferung westlicher Waffen mit größerer Reichweite an die Ukraine mit einer Verschiebung der Fronten zu reagieren. Die ukrainische Armee würde aus dem Grenzgebiet zu Russland verdrängt werden, so Lawrow. Dadurch solle eine Art Sicherheitskorridor geschaffen werden.
Frühere Äußerungen von EU-Kommissionspräsidentin von Ursula von der Leyen, die von der Notwendigkeit einer Niederlage Russlands sprach, nannte er „rassistisch“ und „nazistisch“. Seinen Darstellungen zufolge befinde sich „die ganze NATO“ durch ihre Waffenlieferungen im Krieg gegen Russland.
Die ukrainische Regierung bezeichnete er ebenfalls einmal mehr als Neonazis: „Warum weigern sich die Menschen, die Nazi-Ideologie zu sehen, die jetzt im Zentrum des Kiewer Regimes steht?“, fragte er den Interviewer Dmitri Kisseljow
Neue russische Angriffswelle
Russland bereitet nach Ansicht ukrainischer Militärs einen neuen schweren Raketenangriff auf die Ukraine vor. Die meisten Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte seien in ihre Stützpunkte zurückgekehrt, was auf die Vorbereitung eines neuen Schlags hindeute, sagte eine Sprecherin der ukrainischen Streitkräften am Donnerstag im Fernsehen.
Russland überzieht seit Oktober ukrainische Städte und Infrastruktur mit schweren Raketenangriffen. Die meisten Marschflugkörper werden von Schiffen aus dem Schwarzen oder Kaspischen Meer und von strategischen Bombern abgefeuert. Nach Angaben der Sprecherin der Kommandostelle Süd in den ukrainischen Streitkräften, Natalja Humenjuk, sind nur noch zehn Schiffe auf dem offenen Meer, die meisten davon U-Boote. Normalerweise seien es deutlich mehr. „Sie lassen für einige Zeit ihre Muskeln im Meer spielen, demonstrieren ihre Präsenz und Kontrolle über die Situation und fahren dann zu den Stützpunkten, wo sie sich normalerweise auf Manöver für einen massiven Raketenangriff vorbereiten“, begründete sie ihren Verdacht auf eine bevorstehende Attacke mit Erfahrungen früherer Angriffe.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat bereits Mittwochabend vor einer Zunahme der russischen Angriffe im Vorfeld des Jahrestags des russischen Einmarsches am 24. Februar gewarnt.
Im Osten hätten die Russen das Ziel, zu dem Datum Errungenschaften vorzuweisen, sagte Selenskij in seiner täglichen Videobotschaft. „Die Situation wird immer härter“, sagte er und lobte den Widerstand der Streitkräfte.
Bei einem Raketeneinschlag in ein vierstöckiges Gebäude in Kramatorsk gab es drei Tote und 20 Verletzte. „Acht Wohnhäuser wurden beschädigt, eines davon wurde vollständig zerstört“, schrieb die Polizei auf Facebook. „Möglicherweise befinden sich noch Menschen unter den Trümmern.“
Die Suche nach Überlebenden und Bergungsarbeiten dauerten am Donnerstag noch an.
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