Warum Moldau fürchtet, zur nächsten Ukraine zu werden

Warum Moldau fürchtet, zur nächsten Ukraine zu werden
Viel Freude aufs neue Jahr herrscht in der Ex-Sowjetrepublik nicht. Die größte Furcht: dass Moldau das nächste Ziel Putins werden könnte.

Bei Igors Anblick kommen Zweifel auf, ob dieser große, kräftige Mann mit den dunklen Haaren und den ernsten Augen überhaupt vor irgendetwas Angst hat. Doch die hat er. "Meine größte Furcht ist ein Angriff Russlands", gesteht der NGO-Chef dem KURIER, während er mit ausländischen Journalisten vom Flughafen in die moldawische Hauptstadt Chișinău fährt.

Die Republik Moldau, seit 1991 unabhängig, und ihre 2,6 Millionen Einwohner spüren den Krieg in der Ukraine mehr als alle anderen Länder in Europa. Zum einen, weil die geflüchteten Menschen aus der Ukraine zuerst die moldawische Grenze passieren und um Hilfe bitten – gemessen an der eigenen Bevölkerungszahl hat Moldau mehr Geflüchtete aufgenommen als jeder andere Staat. Zeitweise sollen sich laut Medienberichten 600.000 Ukrainer im Land aufgehalten haben.

Zum anderen, weil Moldau, der geografischen Nähe geschuldet, den Krieg in der Ukraine wirklich vor der Haustür hat: Wer an der Grenze wohnt, hört regelmäßig Flugalarm oder Raketeneinschläge. Und wenn in der Ukraine das Licht ausgeht, dann tut es das meist zeitgleich in Moldau. Denn das Stromnetz ist eng an jenes der Ukraine gebunden.

Geheimdienst warnt vor Angriff

Und dann ist da noch die sowjetische Geschichte des Landes und seine pro-russische, abtrünnige Provinz Transnistrien, eingeklemmt zwischen dem Fluss Dnister und der Landesgrenze. All das führt dazu, dass sich Moldau wohl am ehesten in die Lage der Ukrainer hineinversetzen kann. Und aktuell große Angst davor hat, Putins nächstes Ziel zu sein.

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