Lastwagen rast in Jerusalem in Menschenmenge

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Die Polizei spricht von einem Terroranschlag. Vier Tote und mehrere Verletzte. Laut Premierminister Netanyahu war der Attentäter offenbar ein Anhänger des IS.

Bei einem Anschlag mit einem Lastwagen in Jerusalem sind am Sonntag laut Medienberichten mindestens vier Menschen getötet worden. Zudem war von rund 15 Verletzten die Rede. Der Fahrer sei absichtlich in eine Gruppe von Soldaten gefahren, die gerade aus einem Autobus gestiegen waren. Die Polizei sperrte den Ort des Anschlags ab. Verletzte wurden von Rettungskräften behandelt. Der Fahrer sei außer Gefecht gesetzt worden.

Mittlerweile sprach der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu davon, dass der Attentäter ein Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat war. Alles deute darauf hin, dass der Attentäter ein IS-Unterstützer war, teilte Netanyahu am Sonntag mit. "Wir kennen seine Identität", sagte er. Der Stadtteil, aus dem er kam, sei abgeriegelt worden. Es gebe weitere Maßnahmen, die er aber nicht näher ausführen wolle.

Der Premier sieht mögliche Parallelen zwischen dem Lkw-Anschlag und ähnlichen Attacken in Europa. "Wir wissen, dass es hier eine Serie von Anschlägen gibt, und es kann durchaus sein, dass eine Verbindung zwischen ihnen besteht, erst Frankreich und Berlin, und jetzt Jerusalem", sagte Netanyahu.

Bei den Toten handle sich um drei Soldatinnen und einen Soldaten. Ein Busfahrer schilderte im Radio, das die Soldaten auf den Fahrer geschossen hätten, der dann gewendet habe und erneut in die Gruppe gefahren sei. Israelischen Fernsehsendern zufolge wurde der Angreifer dabei getötet. Auf den Bildern sind Einschusslöcher in der Windschutzscheibe des Lkw zu sehen.

Kurz vor Weihnachten raste in Berlin ein Lkw in eine Menschenmenge. Zwölf Menschen wurden getötet, Dutzende verletzt (mehr dazu hier).


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Der Vorfall ereignete sich im Stadtteil Armon Hanaziv, wo es seit Herbst 2015 immer wieder zu Anschlägen kommt. Der Stadtteil liegt in dem 1967 von Israel eroberten Teil Jerusalems. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Teil einer künftigen Hauptstadt für sich. Israel sieht jedoch ganz Jerusalem als seine "ewige, unteilbare Hauptstadt". In dem Stadtteil war es seit Beginn der neuen Gewaltwelle im Herbst 2015 immer wieder zu Anschlägen gekommen.

Der israelische Polizeichef Roni Alsheich bestätigte, dass es sich beim Attentäter um einen Palästinenser aus dem arabischen Ostteil Jerusalems handelt. Es habe keine konkreten Warnungen vor einem Anschlag gegeben, sagte Alsheich am Ort des Angriffs. Soldaten hätten schnell reagiert und den Attentäter erschossen.

Über weitere Details der Ermittlungen sei eine Nachrichtensperre verhängt worden, so Alsheich. Der Inlandsgeheimdienst Shin Bet sei an der Untersuchung beteiligt. Der Polizeichef wollte nicht sagen, ob der Lastwagen dem Attentäter gehörte oder ob er ihn vor dem Anschlag gestohlen hatte. Er wollte sich auch nicht dazu äußern, ob man davon ausgehe, dass der Täter allein handelte.

Opfer mit Kran befreit

Ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes Zaka sagte, den Sanitätern habe sich am Ort des Anschlags ein schlimmer Anblick geboten. Einige der Opfer, darunter auch Tote, waren unter dem Lastwagen eingeklemmt. Sie mussten mit einem Kran befreit werden. Der Zaka-Mitarbeiter sagte dem israelischen Fernsehen, es handle sich um "den schlimmsten Anschlag mit einem Fahrzeug, den wir in der letzten Zeit in Jerusalem gesehen haben".

Lastwagen rast in Jerusalem in Menschenmenge
Israeli soldiers sit in a bus as they leave the scene of a truck-ramming incident in Jerusalem January 8, 2017. REUTERS/Ronen Zvulun TPX IMAGES OF THE DAY

Zuletzt waren Angriffe von palästinensischen Einzeltätern auf Israelis seltener geworden. Seit Oktober 2015 war es fast täglich dazu gekommen. Als Auslöser der Gewalt gelten neben der Enttäuschung über den seit 2014 stockenden Friedensprozess auch der Ärger über die Ausbreitung jüdischer Siedlungen sowie der Streit über den Zugang zum Jerusalemer Tempelberg.

Seit der Verabschiedung einer UN-Resolution, die sich gegen den israelischen Siedlungsbau in palästinensischen Gebieten richtete (mehr dazu hier), verschärften sich die Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen erneut. Während Palästinenser die Entscheidung des UN-Sicherheitsrates - immerhin das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen - begrüßen, kürzt Israels Premier Benjamin Netanyahu UN-Fördergelder und kappt bereits internationale Beziehungen.

Israel kürzt Beiträge an UNO

Auch der Schuldspruch eines Gerichts gegen einen israelischen Soldaten, der einen verletzten Palästinenser in den Kopf geschossen hat, sorgte zuletzt für Massenproteste in Israel (mehr dazu hier).

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