Kopfschuss-Urteil: Nun wird gegen Richter gehetzt

Der israelische Soldat Elor Asaria wurde wegen Totschlags verurteilten. Benjamin Netanyahu unterstützt eine Begnadigung. Gegen den Richter wird im Netz gehetzt.

Ein Urteil spaltet Israel. Im Netz wird gegen Richter gehetzt, auf den Straßen protestiert. Nun schaltet sich auch noch Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in die Debatte um den wegen Totschlags verurteilten Soldaten Elor Asaria ein.

"Ich unterstütze die Begnadigung von Elor Asaria", schrieb Netanyahu bereits am Mittwochabend auf seiner Facebook-Seite. "Es ist ein schwieriger und schmerzlicher Tag für uns alle - vor allem für Elor und seine Familie, unsere Soldaten und Zivilisten, mich eingeschlossen."

Asaria hatte einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Attentäter im März 2015 mit einem Kopfschuss getötet. Eine Videoaufzeichnung eines Mitarbeiters der Menschenrechtsorganisation Betselem überführte den Soldaten. Ein Militärgericht in Tel Aviv verurteilte Asaria am Mittwoch wegen Totschlags. Er habe aus Rache für einen verletzten Kameraden gehandelt, sagte die Vorsitzende Richterin Maja Heller. Innerhalb eines Monats wird die Verkündung des Strafmaßes erwartet. Asaria drohen bis zu 20 Jahre Haft (mehr dazu hier).

Kopfschuss-Urteil: Nun wird gegen Richter gehetzt
Israeli soldier Elor Azaria, who is charged with manslaughter by the Israeli military, sits to hear his verdict in a military court in Tel Aviv, Israel, January 4, 2017. REUTERS/Heidi Levine/Pool

Ob der israelische Soldat begnadigt wird, hängt allerdings nicht von Netanyahu ab, sondern von Israels Präsidenten Reuven Rivlin. Sein Büro teilte am Mittwoch mit, dass ein entsprechendes Gesuch nur von Asaria selbst, einem engen Verwandten oder seinem Anwalt gestellt werden könne. Mehrere Regierungsmitglieder kündigten an, sich für eine Begnadigung Asarias einzusetzen, darunter auch der ultrarechte Erziehungsminister Naftali Bennett.

"Maja Heller wird ihr Jahr nicht beenden"

Unterdessen hat die Polizei zwei Israelis wegen Hetze im Netz festgenommen. Eine junge Frau sei unter Auflagen wieder freigekommen, teilte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstag mit. Israelische Nachrichtenseiten berichten von massiven Aufrufen zu Gewalt gegen die Richter, die Asaria verurteilt haben.

Die Juristen würden im Netz unter anderem mit Hitler-Bärtchen dargestellt. Der noch in Haft befindliche Mann habe auf Facebook geschrieben: "Maja Heller wird ihr Jahr nicht beenden."

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