Israel: Duzdar zu Besuch in Heimat ihrer Eltern

Staatssekretärin Muna Duzdar und Gesandter Andreas Lins in Yad Vashem.
Gratwanderung. Staatssekretärin mit palästinensischen Wurzeln auf heiklem Arbeitsbesuch.

Für Österreicher sind Israel-Reisen ob der Geschichte des Holocaust eine heikle Angelegenheit. Bei Staatssekretärin Muna Duzdar kommt noch ein anderer Aspekt dazu: Die 38-jährige Wienerin ist Tochter palästinensischer Einwanderer. "Mein Vater stammt aus Jerusalem, meine Mutter aus Dschenin in der Westbank. Ein Onkel von mir lebt noch in Ostjerusalem", erzählt Duzdar dem KURIER. Die SPÖ-Politikerin ist nach wie vor Vorsitzende der Palästinensisch-Österreichischen Gesellschaft, wie sie bestätigt. Aber dabei "geht es vor allem um Kultur".

Ihr Vorgehen, ihre Gesten und Aussagen nicht nur in Israel, sondern vor allem auch bei Vertretern der Palästinenser-Regierung in Ramallah am Mittwoch werden mit Argusaugen beobachtet. Treffen mit israelischen Regierungsvertretern gibt es keine. Sie seien angefragt worden, aber aus Termingründen nicht möglich gewesen, sagt Duzdars Sprecher.

Neben Gesprächen mit israelischen Start-Up-Unternehmern und der Spitzenbeamtin zum Thema Digitalisierung stand am Dienstag auch ein Besuch von Yad Vashem nahe Jerusalem auf dem Programm. Für Duzdar, die "das dritte Mal in Israel und Palästina" ist, war es der erste Besuch der Holocaust-Gedenkstätte, wo sie auch einen Kranz niederlegte.

"Sehr bedrückend"

Wie geht es ihr nach Yad Vashem? "Es ist sehr schwer – oder wie die Franzosen sagen: trés lourd", sucht Duzdar, die auch in Paris studiert und gearbeitet hat, nach einem passenden Ausdruck. "Es hat mich tief bewegt", setzt sie nach. Die verschiedenen Lebensgeschichten der Menschen, das System der Entmenschlichung "auch durch ganz normale Menschen", hätten sie erschüttert. "Was sehr bedrückend war, ist die Tatsache, dass man selbst in den letzten Kriegstagen, als schon klar war, dass der Krieg verloren ist, noch so viele Juden ermordet hat." Wobei Duzdar das alles nicht neu ist, sie hat sich mit der Geschichte sehr wohl auseinandergesetzt.

Sie bezeichnet es als "Aufgabe von uns allen, die Erinnerung daran aufrechtzuerhalten und an die nächste Generation weiterzugeben". Deshalb lege sie als für Digitalisierung zuständige Staatssekretärin besonderen Wert darauf, dass die Überlebensgeschichten und die Erinnerungen der Zeitzeugen digital aufgenommen werden und damit auch nach dem Tod dieser Generation für die Nachwelt erhalten bleiben.

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