Heftige Gefechte in Gaza: Militär will Flucht-Korridor offenhalten

Angesichts der heftigen Gefechte mit der islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens wollen die israelischen Streitkräfte die Flucht von Zivilisten in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens weiter ermöglichen.
Zivilisten sollen sich im Süden in Sicherheit bringen können. Luftschläge der USA lassen die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts wachsen.

Angesichts der heftigen Gefechte mit der islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens wollen die israelischen Streitkräfte die Flucht von Zivilisten in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens weiter ermöglichen. 

"Wir werden diesen humanitären Korridor in den Süden weiterhin aufrechterhalten", sagte Militärsprecher Daniel Hagari am Mittwoch. Dies gelte auch für Donnerstag. 

Demnach hätten am Mittwoch schätzungsweise 50.000 Menschen den Evakuierungskorridor genutzt.

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In diesem Artikel lesen Sie weiters:

  • Israel: Ganze Division von Reservisten im Einsatz
  • USA fliegen Einsätze: Sorge vor Auswachsen des Konflikts
  • Netanjahu: Keine Waffenruhe ohne Freilassung von Geiseln
  • UN: Hilfskonvoi erreicht Klinik im Gazastreifen
  • Was heute wichtig wird

Israel: Ganze Division von Reservisten im Einsatz

An der Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen ist nach Militärangaben eine ganze Division von Reservisten beteiligt. Eine Division umfasst für gewöhnlich mindestens 10.000 Soldaten. Es sei das erste Mal seit dem Libanon-Krieg 1982, dass eine ganze Division von Reservisten auf feindlichem Gebiet im Einsatz sei, teilte das Militär mit. 

Die 252. Division, die seit Samstag im Norden des Gazastreifens agiere, umfasse vier Infanteriebrigaden und eine Panzerbrigade. Außer der Division seien noch weitere Truppen beteiligt.

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USA fliegen Einsätze: Sorge vor Auswachsen des Konflikts

Unterdessen wuchs die Sorge vor einer Ausweitung des Gaza-Krieges auf die ganze Region. Als Reaktion auf die jüngsten Angriffe proiranischer Milizen flog das US-Militär im Osten Syriens einen weiteren Luftangriff. 

Ziel sei ein Waffenlager gewesen, das von Irans Revolutionsgarden sowie deren Verbündeten genutzt worden sei, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin

"Die US-Streitkräfte haben einen Verteidigungsschlag gegen eine Einrichtung in Ostsyrien ausgeführt, die vom Korps der Islamischen Revolutionsgarden und mit ihm verbundenen Gruppen genutzt wird", erklärte Austin. Die USA seien "durchaus bereit, weitere notwendige Maßnahmen zu ergreifen", um ihr Militär und ihre Einrichtungen zu schützen, fügte er hinzu. In Syrien sind im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat rund 900 Soldaten stationiert, im Irak rund 2.500.

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Neun Tote

Neun Menschen dürften dabei getötet worden sein. Bei den Getöteten in Deir Ezzor handle es sich um Menschen, die mit vom Iran unterstützten Gruppen in Verbindung standen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH).

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Bereits Ende Oktober hatten die USA im Osten Syriens Luftangriffe gegen zwei ähnliche Ziele geflogen. Dies verschärfte die Befürchtungen, dass sich der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu einem größeren Konflikt ausweiten könnte.

Netanjahu: Keine Waffenruhe ohne Freilassung von Geiseln

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte unterdessen eine Waffenruhe im Gazastreifen erneut von der Freilassung der Geiseln abhängig. „Ich möchte alle Arten von falschen Gerüchten, die wir aus allen möglichen Richtungen hören, beiseite legen und eines klarstellen: Es wird keine Waffenruhe ohne die Freilassung unserer Geiseln geben“, sagte Netanjahu. Unklar war jedoch, ob er damit die Freilassung aller Geiseln auf einmal meinte.

 Zuvor hatte es unbestätigte Medienberichte zu Verhandlungen über eine humanitäre Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung von bis zu 15 Geiseln im Gazastreifen gegeben. Ein hochrangiges Mitglied der islamistischen Hamas sagte der Deutschen Presse-Agentur, es liefen „ernsthafte Verhandlungen“.

UN: Hilfskonvoi erreicht Klinik im Gazastreifen

Ein Konvoi mit medizinischen Gütern erreichte nach Angaben der Vereinten Nationen das Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen. Dies sei erst die zweite Lieferung lebensrettender Hilfsgüter an die Klinik seit Beginn des Gaza-Kriegs, teilten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) mit. 

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Die Lieferung sei zwar willkommen, reiche jedoch bei weitem nicht aus, um den enormen Bedarf im Gazastreifen zu decken. „Die medizinischen Bedingungen in dem größten Krankenhaus im Gazastreifen und einer der ältesten palästinensischen Gesundheitseinrichtungen sind katastrophal“, hieß es in der Mitteilung.

Was heute wichtig wird

Frankreich organisiert eine internationale Hilfskonferenz, um humanitäre Unterstützung für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu mobilisieren. 

Bei dem Treffen mit Vertretern von Staaten und Hilfsorganisationen geht es nach Angaben des Élyséepalasts am Donnerstag darum, sich für die Einhaltung internationalen Rechts in dem Küstenstreifen und einen verstärkten humanitären Zugang einzusetzen. Hilfe in den Bereichen Wasser, Gesundheit, Energie und Ernährung soll die Menschen erreichen können.

Auf der Konferenz werden neue Finanzzusagen für die Unterstützung der Bevölkerung in Gaza erwartet. 

Zu dem Treffen unter Leitung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron werden unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident Charles Michel, der Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde sowie der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis erwartet.

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