Menschen müssen Poolwasser trinken
Ihr Job ist in den letzten Wochen um ein Vielfaches schwieriger geworden. „Alle Systeme kollabieren“, sagt sie. Trotz der Hilfslieferungen, die Gaza mittlerweile erreichen – erst am Montag erhöhte die EU ihre humanitäre Hilfe um 25 auf 100 Millionen Euro –, stellt der Mangel an Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten eines der akutesten Probleme dar.
„Die Schutzunterkünfte sind völlig überfüllt“, erzählt Tibi. Eine Kollegin in Gaza habe ihr von einem kleinen Haus berichtet, in dem sich aktuell 130 Menschen aufhalten würden: „Es steht in einer eigentlich touristischen Gegend und hat einen Pool. Jetzt trinken die Leute das Poolwasser, weil sie so durstig sind.“ Eine Flasche Trinkwasser und ein Stück Brot sei zum Traum vieler Zivilisten geworden.
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Auch aus den Krankenhäusern im Gazastreifen kommen schockierende Schilderungen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind über ein Drittel der 35 Spitäler nicht mehr funktionsfähig. Diejenigen, die noch in Betrieb sind, klagen über gravierende Treibstoffknappheit, die Stromversorgung sei stark eingeschränkt. Israelische Behördenvertreter bestreiten das.
Ärzte operieren Patienten am Gang - ohne Betäubung
Laut Tibi arbeiten die Ärzte, mit denen sie in Kontakt steht, auf Hochtouren – auch in jenen Krankenhäusern, in denen das kaum noch möglich ist: „Ärzte und Pfleger tun, was sie können – mit was auch immer vorhanden ist.“
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Das bedeutet nicht nur, dass an Schmerzmitteln gespart wird und Einwegartikel mehrfach verwendet werden: „Sie operieren kaum betäubte Patienten am Gang, mit dem Licht ihrer Handy-Taschenlampen.“ Besonders gefährdet seien Schwangere und Kleinkinder. Frauen müssten sich zunehmend Notkaiserschnitten, ebenfalls ohne Narkose, unterziehen und auch die Babynahrung sei knapp.
Neben diesen akuten Fällen gibt es auch nach wie vor chronisch Kranke. Tibis Onkel etwa müsste alle zwei Tage für vier Stunden zur Dialyse. Jetzt gehe er nur noch zwei Mal pro Woche für zwei Stunden.
Ärzte am Limit
Das medizinische Personal arbeitet am Limit, sagt Tibi: „Die Ärzte verlassen die Krankenhäuser nicht. Einige haben uns gefragt, ob wir ihnen Koffeintabletten schicken, damit sie weiterarbeiten können.“
Was die Menschen in Gaza gerade am meisten bräuchten? Darauf hat Tibi eine schnelle Antwort parat, die viele Hilfsorganisationen fordern: „Eine Feuerpause.“
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