Als Hamas-Terroristen am 7. Oktober Hunderte Menschen niedermetzelten, vergewaltigten und entführten, standen einige von ihnen unter dem Einfluss einer Droge, die seit Jahren Schlagzeilen macht:
Captagon, auch bekannt als die „Dschihadistendroge“ die bereits die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ihren Kämpfern verabreicht hatte, wenn es in die Schlacht ging.
Es handelt sich dabei um ein Amphetamin, das in Europa in den Sechziger-Jahren noch als Antidepressivum und zur Behandlung hyperaktiver Kinder verwendet wurde. Aufgrund seines hohen Suchtpotenzials sowie Nebenwirkungen wie Depressionen, Halluzinationen und Angstzuständen wurde das Mittel rasch verboten.
Seit Ende der 80er wird Captagon allerdings in den Golfstaaten als Freizeitdroge konsumiert, weil es unter anderem die sexuelle Lust steigern soll.
Als Hauptproduzent dieser Droge gilt Syrien – 80 Prozent der auf dem Mark befindlichen Captagon-Pillen sollen aus dem Bürgerkriegsland stammen, ein Teil davon sogar vom Staat selbst produziert werden. Im Jahr 2020 soll Syrien 3,5 Milliarden Dollar durch Captagon-Handel eingenommen haben.
Demgegenüber stehen offizielle Exporteinnahmen von 700 Millionen Dollar. Aus mehr als zehn Ländern gibt es inzwischen Berichte, denen zufolge die Produktion und der Vertrieb der Captagon-Tabletten weitestgehend von der vierten Panzerdivision der syrischen Armee organisiert wird – einem Verband unter dem Kommando von Maher al-Assad, dem jüngeren Bruder des syrischen Präsidenten.
Die Tabletten werden dabei von einem Netzwerk aus kleinen Fabriken hergestellt, als einer der wichtigsten Umschlagplätze in Damaskus soll aber eine Offiziersschule der syrischen Armee dienen.
Syriens Verbündete
Um ein derart erfolgreiches System am Laufen zu halten, braucht das Regime natürlich Verbündete. Zum einen sind das ausgewählte syrische Geschäftsleute, die der Familie al-Assad nahestehen. Ihre Logistik- und Sicherheitsfirmen sorgen für den reibungslosen Transport der Ware – auch in Form von Containern ins Ausland. Auch im Libanon boomt das Geschäft: „Für eine Captagon-Fabrik braucht man nicht viel Platz“, sagt ein Vertreter der libanesischen Sicherheitskräfte. „Man kann Millionen Pillen geräuschlos in einem Kleinbus produzieren.“„Um Captagon herzustellen, brauche ich Amphetamine, Spiritus und Zitronensäure“, verrät ein Libanese, der in der Bekaa-Ebene sein Drogenlabor betreibt. Erst trocknet er die Bestandteile und presst sie dann mit einer Bonbonmaschine zu Pillen. Die Dealer kauften meist 200-Stück-Packungen.
Ursprünglich wurden die Pillen vor allem im Libanon produziert – während des Bürgerkriegs von 1975 bis 1990 verdienten alle Seiten am Drogengeschäft, vor allem mit südamerikanischem Kokain und Haschisch-Anbau in der Bekaa-Ebene. Die mit wenigen Mitteln bewerkstelligbare Produktion von Captagon kam bald dazu, Syrien hat sich allerdings zur starken Konkurrenz entwickelt. Ein Vorteil für die libanesischen Drogenringe ist ihre jahrzehntelange Erfahrung und das etablierte Netzwerk.
Auch wenn Captagon vor allem im Nahen Osten ein Phänomen ist, gab es bereits in Österreich Probleme mit der Droge: 2021 startete in Salzburg ein Prozess gegen eine international agierende Großbande, die 13,8 Millionen Captagon-Tabletten vertrieben haben soll. Die Pillen sollen aus dem Libanon nach Österreich eingeschmuggelt und in Salzburg in einer Pizzeria versteckt worden sein.
Verpackt in elektronischen Geräten sollten die Captagon-Tabletten dann nach Saudi-Arabien verschickt werden. Der Hauptangeklagte wurde im September zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
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