Hollande wächst mit dem Mali-Einsatz

Drei Viertel der Franzosen sind für den Kriegseinsatz. Paris spricht vom "geringsten Übel".

Islamisten mit Verbindungen zum Terror-Netzwerk El Kaida haben laut eigenen Angaben als Vergeltung für die französische Mali-Intervention bei einem Überfall auf ein Gasfeld in Algerien mehrere Ausländer als Geiseln genommen, darunter auch Franzosen. Wie sich das auf die Stimmung in Frankreich auswirken wird, bleibt abzuwarten. Bis jetzt befürworten 75 Prozent der Franzosen den Kriegseinsatz in Mali, 23 Prozent lehnen ihn ab. Das gilt auch für die Politszene: Die rot-grüne Regierung und die bürgerliche Opposition stehen geschlossen hinter der Entscheidung von Präsident François Hollande – nur die linken Fundis und Einzelpersonen sind aus dem Konsens ausgeschert.

Heikle Operation

In Frankreich herrscht deswegen aber kein militaristischer Überschwang. Vor allem im Regierungslager geht man davon aus, „die Entscheidung des geringsten Übels“ getroffen zu haben, wie Le Monde schreibt. Allen Beteiligten ist klar, weshalb diese Intervention – obwohl vom UN-Sicherheitsrat abgesegnet, von afrikanischen Nachbarstaaten unterstützt und von der Regierung Malis erbeten – auf tönernen Beinen steht: Das Regime in Mali besteht aus rivalisierenden Putschisten, was vom Staat noch übrig bleibt, versinkt in Chaos, die Armee ist desorganisiert. Die versprochenen Unterstützer-Truppen anderer afrikanischer Staaten könnten Monate bis zu ihrer Einsatzfähigkeit brauchen. Frankreich könnte alleine in einen endlosen Krieg auf einem kaum überwachbaren Territorium schlittern.

Aber mit dem Vorstoß der Dschihadisten-Milizen, gegen die nun auch der Internationale Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen ermittelt, in den Süden Malis entstand eine Zwangslage: Ohne französische Reaktion hätten die Islamisten schon in der Hauptstadt Bamako ihr „Kalifat“ ausgerufen. Der Großteil der Malier wäre im Stich gelassen worden.

Jedenfalls hat der französische Präsident die Dschihadisten vorerst überrumpelt. Hatte doch Hollande zuvor nur von einer auf Monate angelegten Vorbereitung für eine multinationale Truppe geredet – dabei aber im Hintergrund einen Plan für den Soforteinsatz der französischen Armee erstellen lassen.

Mann gegen Mann

Französische Spezialkräfte sollen indes in der Stadt Diabali im Zentrum Malis in Kämpfe „Mann gegen Mann“ mit islamistischen Rebellen verwickelt worden sein.

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