Slowenien hat vergleichsweise früh Maßnahmen gesetzt: Seit 8. November sind öffentliche Versammlungen und Privatfeste wie Hochzeiten verboten. Es gilt eine Kontaktbeschränkung, nur noch engste Familienmitglieder dürften sich treffen. Clubs mussten zusperren, die Gastronomie darf nur noch von fünf bis 22 Uhr offen halten. Am Freitag gab es 2.678 Neuinfektionen, die 7-Tages-Inzidenz liegt bei 944.
Ungarn handelt bis dato noch am moderatesten: Trotz einem Negativrekord an Neuinfektionen – zuletzt wurden 12.637 neue Fälle registriert, 664 Personen befinden sich auf der Intensivstation – herrscht bisher "nur" eine Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen. Alles bleibt offen, ein Sicherheitskonzept braucht es erst bei Veranstaltungen mit über 500 Teilnehmern. Dafür wurde eine verpflichtende Booster-Impfung für das Gesundheitspersonal eingeführt.
Vorsicht statt Nachsicht
Im Nachbarland Italien gilt ab dem Nikolaustag ein Lockdown für alle Ungeimpften. Von 6. Dezember bis 15. Januar 2022 dürfen nur jene, die geimpft oder genesen sind, in Bars, Restaurants, ins Kino und ins Stadion. Die Impfpflicht, die bisher für das Personal im Gesundheits- und Bildungswesen galt, wird auf das Verwaltungspersonal im Gesundheitswesen sowie des Schulsektors, zudem auf Militär, Carabinieri und Rettungsdienste ausgeweitet. Alle Mitarbeiter in Gesundheitsberufen müssen ab Mitte Dezember eine dritte Impfung vornehmen lassen.
In Gebieten mit besonders hohen Inzidenzzahlen, wie derzeit etwa Südtirol, gibt es zusätzliche Verschärfungen: Maskenpflicht im Freien, keine Tanzveranstaltungen, Sperrstunde um 18 Uhr plus Ausgangssperre von 20 bis fünf Uhr.
Delta und die neue Variante aus Südafrika machen auch jenen Ländern zu schaffen, die als Impfmeister in Europa gelten und derzeit (noch) vergleichsweise niedrige Inzidenzzahlen aufweisen: In den Niederlanden, wo 72,6 Prozent der Erwachsenen als vollständig geimpft gelten (7-Tages-Inzidenz: 906,7), müssen ab Sonntag Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportclubs täglich bereits um 17 Uhr schließen. Ausgenommen sind Supermärkte. Die verschärften Maßnahmen gelten für zunächst drei Wochen. Schulen sollen vorerst geöffnet bleiben.
Anfang Dezember hätten die Maßnahmen weitgehend wieder aufgehoben werden sollen. Experten fordern mittlerweile jedoch weitere Verschärfungen. Vergangenes Wochenende demonstrierten Maßnahmen-Gegner in Amsterdam und Den Haag, in Rotterdam wurden Autos in Brand gesetzt, Feuerwerkskörper gezündet und Steine auf Polizisten geworfen.
Getreu dem Motto "Vorsicht ist besser als Nachsicht" verschärft auch Impfmeister Portugal (Impfquote: 86,6 Prozent, 7-Tages-Inzidenz: 178,6): Die Maskenpflicht wird ausgeweitet, Besucher von Krankenhäusern oder Pflegeheimen müssen einen negativen Test vorweisen, ebenso bei Großveranstaltungen und in Fußballstadien. Für Einreisende mit dem Flugzeug gilt eine Testpflicht – unabhängig von ihrem Impfstatus. Die Weihnachtsferien sollen um eine Woche verlängert werden, um mögliche Infektionsketten nach den Feiertagen zu unterbrechen.
Spanien wartet mit einer ähnlich guten Impfquote wie Portugal auf (79,4 Prozent). Trotzdem erwägt die Regierung eine Sperrstunde für Restaurants ab 23 Uhr. Weiters gilt das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in öffentlichen Innenräumen sowie bei Nichteinhaltung des Mindestabstands auch im Freien. Die Zahlen stiegen seit Anfang November wieder konstant an, die 7-Tage-Inzidenz liegt dennoch vergleichsweise niedrig bei 100,7. Die Zahl der Neuinfektionen betrug am Freitag 9.258.
Frankreich stemmt sich derzeit noch mit Händen und Füßen gegen einen Lockdown und etwaige Maßnahmen. Helfen soll dabei ein antivirales Medikament, das Präparat Molnupiravirin, das ab nächstem Monat verschrieben werden soll. "In Tablettenform kann es von Allgemeinmedizinern verschrieben werden, wird in Apotheken erhältlich sein und für Risikopersonen reserviert sein", erklärte der Gesundheitsminister Olivier Véran.
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