CSU: Steht Söders One-Man-Show vor dem Aus?
Markus Söder, ein Mann von 1,94 Meter, hat alleine wegen seiner Größe kein Problem, auf großen Bühnen zu stehen. Auch ist er um kein Wortspiel verlegen. Wenn er Auftritte absagt, so wie jenen am Wochenende beim Jahrestreffen der Jungen Union – die erste bundesweite CDU/CSU-Veranstaltung seit der Wahlniederlage – sorgt das für Spekulationen. Will er sich der Kritik an seinem Verhalten gegenüber Armin Laschet entziehen? Oder ist sein anderer Termin, die Basiskonferenz in Oberfranken, einfach zu wichtig?
Fest steht, dass der von vielen umschwärmte CSU-Chef zuletzt wenig Schmeichelhaftes zu hören bekam. Aus den Reihen der Schwesterpartei CDU, wo Friedrich Merz ihn als "rüpelhaft" und "respektlos" tadelte, und den eigenen Leuten in Bayern.
Söder sei dort zwar weiter die unbestrittene Führungsfigur, aber sein Biograf Roman Deininger, Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, spricht von einem "zunehmenden Rumoren in der Partei, das durch das Wahlergebnis hörbar wird". Sichtbar wurde es nun bei der Landesversammlung des bayerischen Zweiges der Jungen Union in Deggendorf. Jene, die Söder einst bejubelten, strichen seine Bezeichnung als "Zugpferd" aus der Passage zur Aufarbeitung der Wahlniederlage.
Kritik am Corona-Kurs
Hinter dem Grummeln steckt, laut Deininger, nicht nur das Wahlergebnis: "Es gibt viele Funktionäre auf Kreisebene, die eine Nähe zu Gastronomen und kleineren Betrieben haben, denen die Härte der Corona-Maßnahmen zu weit ging."
Auch mit Söders Ankündigung, die CSU "moderner, jünger und weiblicher" zu machen, haben viele ein Problem: "Es ist ihm nicht gelungen, die Basis in der Breite mitzunehmen." Wäre sein Kurs bei der Wahl aufgegangen, hätten die Kritiker wohl klein beigegeben.
Aber es kam anders – und die CSU auf nur 31,7 Prozent. "Unser Ergebnis in Bayern gefällt uns nicht", erklärte Söder und versprach Aufarbeitung. Seinen Kritikern werde er entgegenkommen müssen: "Das Prinzip One-Man-Show, das er 30 Jahre seiner Karriere betrieben hat, wird er nicht über Nacht ablegen können, aber er ist clever und lernfähig. Es ist ihm zuzutrauen, dass er ein paar Zugeständnisse macht und ein, zwei neue Köpfe ins Licht rückt." Dass sich jetzt eine Truppe sammelt, die ihn absägt, ist auszuschließen. "Die CSU ist eine autoritätsgläubige Partei, solange der Mann, der vorne steht, stark ist, laufen ihm Funktionäre und Basis hinterher. Der Test für Söders Stärke wird die bayerische Landtagswahl 2023."
Nicht abwegig, ist, dass sich andere Hoffnungen machen, ihn zu beerben. Sollte die Bayern-Wahl schlecht ausgehen, könnte Manfred Weber zur Stelle sein. Der Fraktionschef der EVP und CSU-Vize "ist in der Partei sehr beliebt, hat aber seine Baustellen", erzählt Deininger. In Brüssel stand er fast vor dem Aus, sein Umgang mit dem Postenschacher um die Kommissionspräsidentschaft wurde als "weinerlich" empfunden.
Konkurrenzkampf?
Nun trat er wie Söder kürzlich vor der CSU-Jugend auf und bediente in seiner Rede die Sehnsüchte der Konservativen – die ihre CSU nicht grüner als die Grünen sehen wollen und sich ein gutes Verhältnis zu den Landwirten wünschen. Das Ironische: "Der liberale Weber ist kein Vertreter der konservativen Basis, aber er ist geschickt und versucht, beide Lager anzusprechen."
Auf Gegenwind muss sich Söder auch einstellen, sollte der neue CDU-Chef Friedrich Merz oder Jens Spahn heißen. Beide haben sich "robust" von ihm abgegrenzt. Für den CSU-Kenner ist das der Auftakt zu einem neuen Machtkampf um die Führungsrolle in der Union. "Söder wird fürs Erste der starke Mann der Union bleiben, laut Umfragen hat er immer noch große Zustimmung in der Bevölkerung. Wer auch immer die CDU führt, wird sich mit ihm abgeben müssen und dürfte wenig Interesse daran haben, dass er ganz vorne steht." Dabei geht es schon um die nächste Kanzlerkandidatur, Spahn rief jüngst via Instagram das "Projekt 2025" aus.
Sollte Söder mitmischen wollen, muss er zuvor Wunden heilen lassen: "Mittlerweile weiß jeder, dass er der bessere Kandidat gewesen wäre, aber er kommt nicht umhin, es immer wieder zu betonen", so Deininger. "Selbst jene, die ihm wohlgesonnen sind, finden: Jetzt muss mal gut sein." Vielleicht ist das selbst auferlegte Auftrittsverbot bei der JU ein Anfang.
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