Rohstoffpreise stehen vor einem Superzyklus

Rohstoffpreise stehen vor einem Superzyklus
An den Börsen geht es mit den Kursen der Rohstoffe bergauf und das Potenzial nach oben ist noch nicht ausgeschöpft.

Stillstehende Fertigungslinien in der Autoindustrie mangels Computerchips, Verzögerungen am Bau wegen zu hoher Materialkosten oder generelle Lieferengpässe im weltweiten Warenverkehr mangels Schiffscontainern. Das sind nur drei aktuelle Beispiele, mit denen die internationale Wirtschaft derzeit zu kämpfen hat. Schuld daran trägt die Pandemie.

Brach zunächst im Frühjahr des Vorjahres die Wirtschaft brutal ein, so gab es viel früher als erwartet die Rückkehr zu einem rasanten Wachstum. Die Folge: Lieferanten waren vielfach nicht darauf eingestellt und haben jetzt Probleme, die globale Nachfrage zu befriedigen. Natürlich steigen somit die Preise.

Es ist nicht immer möglich, die höheren Kosten in vollem Umfang und sofort an die Kunden weiterzugeben, in vielen Branchen ist der Konkurrenzdruck zu groß. Bei den Rohstoffen, die am Beginn der Versorgungskette stehen, geschieht dies derzeit aber. Denn die Nachfrage übertrifft bei vielen Produkten den Abbau, sodass ungeachtet von Konkurrenten hohe Preise verlangt werden können.

„Generell schauen die Märkte positiv aus“, sagt Thomas Kaiser, Fondsmanager des IQAM Strategic Commodity Fund. Neben der wieder anlaufenden Konjunktur als Hauptgrund und dem Abarbeiten der aufgestauten Investitionen gibt es noch einen zweiten Grund für die Preisanstiege. Und zwar den strukturellen Trend hin Richtung Nachhaltigkeit – „weg von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas hin zu Industrie- und Edelmetallen“.

Einen dritten Grund nennt Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien der Steiermärkischen Sparkasse: die steigende Inflation. „Neben der höheren Nachfrage werden die Rohstoffpreise voraussichtlich auch deshalb steigen, weil Finanzinvestoren verstärkt zu realen Assets greifen, wenn höhere Inflationszahlen die realen Anleiherenditen wieder stärker ins negative Terrain drücken.“

Als vierten Grund sieht Alexander Toth, Fondsmanager des Raiffeisen-Active-Commodities-Fund, die hohe Nachfrage aus dem aufstrebenden China. „Rund 60 Prozent der Rohstoffe werden dort benötigt.“ Freilich, die Preisanstiege würden nicht ins Unendliche gehen, irgendwann sei der Punkt erreicht, wo Käufer lieber auf bessere Preise warten würden.

Grund fünf spricht Gerhard Massenbauer, Chefanalyst von Censeo Consulting, an. „Der Preisrückgang im vergangenen Jahrzehnt hat dazu geführt, dass wenig Mittel in die Exploration neuer Abbaugebiete gesteckt worden ist. Viele Minenunternehmen haben um ihr Überleben gekämpft.“ Der Preisrückgang sei genutzt worden, um Minen stillzulegen und Schulden zurückzuzahlen. „Es dauert bei Metallen 3-5 Jahre, bis neue Vorkommen gefunden, zugelassen und erschlossen werden können.“ So lange würden auch in diesem Bereich die Preise steigen.

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