Sehnsucht nach dem Gestern

Bruno Kreisky musste zweimal wöchentlich zur Dialyse
Die SPÖ leidet seit Jahrzehnten unter einem „Kreisky-Komplex“.
Wolfgang Unterhuber

Wolfgang Unterhuber

Diese Woche endet die Mitgliederbefragung in der SPÖ. Auffallend beim internen Wahlkampf war, dass über den drei Bewerbern, Parteichefin Pamela Rendi-Wagner, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler, ein Schatten schwebte: Der Schatten von Bruno Kreisky (Kanzler von 1970 bis 1983). Nicht selten nahmen die drei Kandidaten subtil (samt Foto des „Alten“ im Hintergrund) auf ihn Bezug. Kein Wunder. Kreisky holte drei Mal für die SPÖ die absolute Mehrheit. Und als er vor 40 Jahren die Absolute verlor, trat er zurück.

Kreisky-Komplex

Danach begann der langsame, aber sichere Abstieg der Partei. Und seit damals leidet die SPÖ unter dem „Kreisky-Komplex“. Kreisky vervollständigt seither neben Marx und Engels (bei den Salonbolschewisten der SPÖ ist es statt Engels zuweilen der Massenmörder Lenin) sozusagen die heilige Dreifaltigkeit der österreichischen Sozialdemokratie. Das trübt den Blick. Um Klarheit zu gewinnen, muss man Komplexe aber loswerden. Ein erster Schritt dazu ist immer die Entmystifizierung.

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