Letzte Chance für das Klima
Wolfgang Unterhuber
14.11.22, 17:05Beim Klimawandel ist es fünf nach (!) zwölf. Die Gletscher in Österreich sind in ein paar Jahrzehnten Geschichte, der Neusiedler See auch. Wobei, weltweit gesehen, das noch die kleinsten Veränderungen sein werden. Die Erde wird sich bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,4 bis 2,6 Grad erwärmen. Das sagte die UNO Ende Oktober. Das ist deutlich mehr als der im Pariser Klimaabkommen beschlossene Wert von 1,5 Grad, der laut Forschern nötig ist, um die Erde für den Menschen zu erhalten. Mit anderen Worten: Wir können uns das Pariser Klimaabkommen aufzeichnen.
Irrtum Abkommen
Und andere künftige solche Abkommen auch. Weil solche Abkommen suggerieren, dass Politik und Staat das Problem lösen könnten. Diese Annahme ist falsch. Was also tun? Den Klimawandel leugnen? Sich irgendwo festkleben? Eine Öko-Verbots-Diktatur ausrufen? Nun: Mit Verdrängen, sinnbefreiten Handlungen und Freiheitsberaubung wird die Erderhitzung nicht unter Kontrolle zu bringen sein. Auch nicht mit den immer gleichen moralschweren düsteren Forderungen nach einem radikalen Wandel.
Vielmehr braucht es Innovation und Wachstum. Und hier kommt die gute Nachricht: Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie arbeiten mit Hochdruck an Innovationen. Elektroautos, Fleisch aus dem Labor oder grüner Wasserstoff sind schon erfunden. Nur sind sie noch unerprobt, ungewohnt und teuer. Sie brauchen also Nachfrage bzw. Kunden. Beispiel: Es müsste absolut cool sein, ein E-Auto zu kaufen. Um damit einen Verbrenner an der Ampel abhängen zu können. Und weil man damit Trendsetter ist.
Der US-Soziologe Everett Rogers hat im vorigen Jahrhundert berechnet, dass in den Industrienationen 13,5 Prozent der Menschen sogenannte „Early Adopter“ oder eben „frühe Wegbereiter“ sein können. Sie können sich Innovation leisten und damit auf den Massenmarkt bringen. Ab da werden die Produkte billiger. Vorausgesetzt, die Politik nimmt ihre Verantwortung wahr. Und sorgt wie beim Beispiel E-Auto für genug Strom und Ladestationen.
Nichts geschehen bei Schiene statt Straße
Apropos: Die deutsche Industrie wie etwa der weltgrößte Chemiekonzern BASF forciert aktuell massiv den Ausbau von Windkraftanlagen in der Nordsee. Nur fehlen neue moderne Stromleitungen, die den Strom in die innerdeutschen Industrieanlagen befördern. Das Problem ist seit Jahren bekannt. Geschehen ist nichts. So wie beim Thema Schiene statt Straße.
Kein Witz: Bei jedem Güterzug müssen fast bei jeder inner-europäischen Grenze (!) Lok samt Lokführer ausgetauscht werden, während ein Lkw locker und doppelt so schnell durch die EU brausen kann. Fazit: Wir brauchen keine neuen Klimaschutzabkommen. Wir brauchen eine mutige, handlungsfähige Politik, die den vorhandenen Innovationen freien Raum gibt.
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