Hohe Strompreise: Viele schrecken vor Kauf eines E-Autos zurück
Die hohen Energiepreise haben in Österreich beim Absatz von Elektroautos deutliche Spuren hinterlassen. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich mehr und mehr eine Verunsicherung bei den Kunden breitgemacht, was auf den hohen Strompreis, aber auch auf andere aktuelle Krisen zurückzuführen ist, sagt Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure Österreichs.
Zurückhaltung
Deshalb gebe es generell eine Zurückhaltung beim Kauf, nicht nur von Verbrennern, sondern auch von E-Autos. „Auch bei den Unternehmen ist die Investitionstätigkeit derzeit nicht sehr groß“, sagt Kerle. Wenn der Strompreis weiterhin hoch bleibt, befürchtet er, dass der Absatz von E-Autos weiter zurückgehen könnte.
Es gebe inzwischen auch genügend Berichte und Studien, die zeigen würden, dass der Preis bei vielen öffentlichen Ladestationen bereits so hoch sei, dass man mit einem Diesel-Fahrzeug günstiger fahre.
„Solche Studien sind für den Absatz von E-Autos nicht förderlich“, sagt Kerle. Wenn man nicht zu Hause günstig laden könne, würde ein E-Auto keinen Sinn mehr ergeben. „Wenn eine Kilowattstunde 75 Cent kostet, dann rechnet sich das Ganze nicht mehr“, sagt Kerle.
Ruhe im Verkaufsraum
Der Trend gehe weiter hin zum E-Auto, weil das von der Politik so gewollt sei. Die Frage sei nur, ob sich die Geschwindigkeit verlangsame. Der Anteil von E-Autos am Pkw-Fuhrpark in Österreich liegt bei 15 bis 16 Prozent, Autos mit Hybridantrieb kommen sogar auf einen Anteil von 39 Prozent.
Im Moment sei es in den Autohäusern generell sehr ruhig, berichtet Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels Österreich. Auch er beobachtet ein abwartendes Verhalten bei den Kunden. Bei E-Autos kämen nun aber die hohen Strompreise erschwerend dazu. „Bis sich ein E-Auto rentiert, dauert es jetzt natürlich noch länger“, sagt Edelsbrunner.
Viele Kilometer fahren
E-Auto-Fahrer würden sehr genau kalkulieren und deshalb jetzt warten, bis wieder mehr Ruhe einkehre. Edelsbrunner kritisiert, dass die Politik gerade jetzt die Förderung von gewerblichen E-Autos streichen will, der KURIER berichtete. „Wir fordern daher von der Politik, die Förderung aufrecht zu erhalten, sonst ist die Energiewende nicht so bald machbar“, meint Edelsbrunner.
Bis sich ein E-Auto im Vergleich zu einem Verbrenner finanziell rentiert, muss der Besitzer viele Kilometer fahren. Bei „normalen“ Strompreisen muss man mit einem E-Auto laut derzeitigen Berechnungen im Durchschnitt 60.000 bis 70.000 Kilometer unterwegs sein. Mit den höheren Strompreisen ist es deutlich mehr geworden.
Bisher hätten sich E-Autos gut verkauft, sagt Edelsbrunner. Im September war das in Österreich am meisten verkaufte Auto der Tesla Y, vor dem Skoda Octavia, VW Polo, dem VW ID.4 – wieder ein E-Auto – und dem Cupra Formentor. Die Frage ist, wie es ohne Förderung weitergehe, meint Edelsbrunner.
Zukunftsfrage
Bis vor wenigen Wochen war der Strompreis sehr stabil und lag – runtergerechnet auf Kosten pro Kilometer – um rund 50 Prozent unter den Kilometerkosten für Benzin- und Diesel-Autos, rechnet Arbö-Sprecher Sebastian Obrecht vor. Eines der Probleme sei, dass sich die Kunden jetzt nicht mehr darauf verlassen könnten, ob in Zukunft Strom oder Benzin beziehungsweise Diesel der günstigere Antrieb für ein Auto sei.
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