Die Schuldigen für das Flugchaos
Wolfgang Unterhuber
30.06.22, 17:06Auf den Flughäfen spielt es sich ab. Endlose Schlangen am Check-in, Koffer, die stundenlang nicht auftauchen, Flüge, die nach dem Zufallsprinzip gestrichen werden. Schlimmer noch: Viele Passagiere berichten, dass sie im Chaos einfach sich selbst überlassen werden. Betreuung? Service? Können Sie vergessen!
Für die Misere gibt es drei Hauptschuldige. Zunächst die Airlines selbst. Sie haben – trotz Corona-Subventionen der Steuerzahler – in den vergangenen zwei Jahren die Gunst der Stunde genützt und Personal abgebaut. Jetzt jammern sie, dass sie keine Leute finden.
Dumpinglohnoptimiertes Subunternehmertum
Dazu kommen Führungskräfte, die überrascht sind, dass nach zwei Pandemie-Jahren die Menschen wieder in den Urlaub fliegen wollen. Carsten Spohr, Chef der Lufthansa, zu der auch die AUA gehört, erklärte das diese Woche so: Das „Hochfahren des Luftverkehrssystems von fast null auf derzeit wieder fast 90 Prozent“ habe nicht „zur angestrebten Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Robustheit“ geführt. Eine Bankrotterklärung.
Das Chaos haben aber auch die Flughäfen mitzuverantworten. Dort wurde in den vergangenen Jahren an Dienstleistung ausgelagert, was ging. So entstand an den Airports eine Subkultur des dumpinglohnoptimierten Subunternehmertums. Mit wenigen Ausnahmen. Beispiel Rom: Dort sind noch alle Security-Beschäftigten direkte Angestellte des Flughafens. Sie arbeiten nicht – wie andernorts – über Fremdfirmen. Die durchschnittliche Wartezeit an der Sicherheit in Rom betrug im vergangenen Monat drei Minuten.
Schlussendlich haftet auch die Politik für das Debakel. Die in Österreich wie EU-weit und international unkoordinierte, populistische, plan- und einfallslose Lockdown- und Corona-Politik hat die Krise ja erst überhaupt verursacht. Dass dies zu Verwerfungen in der kompletten Infrastruktur führen würde, hat man zwar an den Stammtischen, nicht aber in den Staatskanzleien erkannt. Die volkswirtschaftlichen Schäden sind enorm. All die gestrichenen Urlaube und geplatzten Geschäfte gehen in die Milliarden. Von der Zeit in den elendslangen Warteschlangen ganz zu schweigen.
Gibt es eine Lösung? Vielleicht. Geld für einen Flug soll es erst dann geben, wenn die Leistung auch ordentlich erbracht worden ist. Ein Prinzip (das mag einige Airlinemanager wie Politiker jetzt überraschen), welches in der Wirtschaft durchaus üblich ist. Ein Taxifahrer etwa bekommt sein Geld auch erst am Ende der Fahrt. Diese Umkehrung würde übrigens auch die aufwendige Geld-zurück-Bürokratie bei Flugstreichungen ersparen. Und vielleicht würde es die Fluglinien „ertüchtigen“, die Flüge auch bei widrigen Umständen durchzuziehen. Das wäre dann wirklich eine Überraschung.
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