"Der kommende Winter wird der härteste in der Geschichte der letzten 70 Jahre. Das Problem ist, dass niemand auf den anderen hören will, es sei denn, es handelt sich um Lobgesänge. Lebensmittelknappheit wird es sicher geben. Es gibt zwar genug Energietreibstoffe, aufgrund der verrückten Politik auf allen Seiten werden diese aber nicht verfügbar sein", sagte Vučić vor wenigen Tagen. Sollte sein Land nicht an genug Treibstoff, Kohle und Gas herankommen, werde man überlegen müssen, wie man überleben kann.
Wütend auf Landwirtschaftsminister
Denn anders als noch im März macht sich der Präsident Mitte Mai Sorgen um Lagerbestände und Exporte. "Ich bin derart sauer auf Bane Nedimović, dass ich vor Wut am liebsten aus dem Fenster springen würde wegen seiner Aussagen", sagte ganz in seiner dramatischen Art Vučić. Der Landwirtschaftsminister hatte zuvor in seinem Auftritt im staatlichen TV-Sender RTS beteuert, dass alles okay sei und man sogar in der Lage sei, Mehl zu exportieren. 50 bis 60 Millionen Euro könnte Serbien dadurch einnehmen, ohne den eigenen Bedarf zu gefährden.
"Wir haben einen Überschuss von 170.000 Tonnen Mehl, dazu eine Million Tonnen Weizen auf Lager, der leicht gemahlen werden kann", sagte Nedimović, der sich sehr gut an die vor den Wahlen getätigten Botschaften seines Präsidenten erinnert dürfte. Damals posaunte dieser, Serbien habe mehr, als es braucht und würde, wenn es nötig sein sollte, auch seine Nachbarn ernähren. Alles ein Teil der Wahlkampagne oder was?
Brot wird's genug geben
Die Einschätzung der serbischen Experten gibt eigentlich keinen großen Anlass zur Sorge. "Serbien ist ein Agrarland und ich denke, wir sollten uns keine Sorgen machen, dass wir dieses Jahr keine Lebensmittel haben werden. Es ist sicher, dass wir zuerst eine neue Weizenernte haben werden, wir müssen uns keine Sorgen machen, zumindest um Brot müssen wir uns keine Sorgen machen", erklärte Agrarökonom Milan Prostran gegenüber dem TV-Sender N1.
Die Entscheidung des weltgrößten Weizenproduzenten Indien, den Export zu verbieten, hat die Lage auf den Kopf gesteckt. Derzeit ist der Preis für eine Tonne am Chicago Board of Trade auf einem historischen Höhepunkt. Experten erklären, dass dadurch die weltweite Nachfrage nach Weizen auf relativ kleine Produzenten wie Serbien übergreifen wird. Wenn wir sorgsam mit den weltweiten Weizenbeständen umgeht, könne laut ihnen nur der Brotpreis ein Problem sein. Hunger wird, zumindest für die westliche Welt, keine Option sein.
"Dass die vorhandenen Vorräte und Reserven, deren Ausgabe und Ausfuhr überwacht werden, ist wichtig. Es besser einen Spatzen in der Hand zu haben als eine Taube auf dem Dach", sagt Prostran. Ob neben Weizen auch dieses Jahr im Frühjahr genug Mais, Sonnenblumen und andere Feldfrüchte gesät werden, hängt mehr von der Dürre als dem Krieg in der Ukraine ab, erklärt er.
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