Erstmals seit 2018, dem Jahr, in dem die USA verschärfte Sanktionen gegen den Iran verhängt haben, befindet sich ein iranischer Öltanker in der Adria. Seit zwei Tagen ist er zwischen den beiden Inseln Krk und Cres im Norden der kroatischen Küste geparkt. Wie es mit ihm weitergeht, ist ungewiss. Seine Präsenz dort ist unerwünscht.
Obwohl die EU kein Embargo gegen iranisches Öl verhängt hat, ist es aufgrund von US-Sanktionen ungewollt. Jeder, der es wagt, damit zu handeln, es zu transportieren oder zu entladen, riskiert genauso wie die in diese Geschäfte eingebundenen Banken Bußgelder und Probleme auf dem US-Markt, aber auch Rufschädigung. Als die Amerikaner entdeckten, was der Tanker namens "ARC1" transportiert, sei er plötzlich zu einer "heißen Ware" geworden, schreibt die Zeitung Večernji list. Niemand wolle den Tanker in seinem Hafen anlegen lassen, weshalb er seit einer Woche mit ungewissem Schicksal die Adria auf- und abfährt.
Das Öl soll laut kroatischen Medien am 2. April in den Tanker geladen worden sein. Die Reise von Malaysia aus nach Krk dauerte etwas mehr als einen Monat. Als "ARC1" versuchte, in dem kleinen Ort Omišalj anzulegen, schickte eine amerikanische Organisation namens "United Against Nuclear Iran" mehrere Protestbriefe, und zwar an den Hafen von der nächstgelegenen Stadt Rijeka, an das führende kroatische Erdöltransportunternehmen JANAF sowie an die in Rijeka ansässige internationale Versand- und Frachtagentur Capris.
Daraufhin fuhr der Tanker sofort wieder ab. Anschließend hielt er sich im Ionischen Meer auf, um am 10. Mai wieder in Krk zu landen. Dort allerdings nicht am Terminal, sondern am Ankerplatz für Tanker, wo er sich gerade noch befindet.
"Besatzung ist in Lebensgefahr"
Ein Anlass zur Sorge sei laut Experten, die der kroatische TV-Sender RTL kontaktierte, die Besatzung. Diese könnte Lebensmittel- und Wasservorräte höchstens für drei Monate haben. Man gehe davon aus, dass etwa zwanzig Menschen auf dem Tanker seien, deren Schicksal ungewiss ist.
"Wenn sie so herumirren und sie niemand ans Land lässt, dann befindet sich die Besatzung in Lebensgefahr. Sie können sich ja nicht selbst versorgen, Essen kann ihnen aber auch nicht geliefert werden, wenn ihn der freie Verkehr mit der Küste untersagt ist. Und dieser ist ihnen untersagt", sagte der Präsident der Vereinigung der kroatischen Marinekapitäne Juraj Karinčić gegenüber RTL. Der Besatzung bliebe nichts anderes über, als auf die Gnade der Hafenbetreiber zu hoffen. Nur diese könnten "ARC1" die Erlaubnis geben, anzulegen und ihre Fracht dem Käufer zu überreichen bzw. abzuladen.
Wer ist der Abnehmer?
Als Käufer des auf dem Tanker lagernden Öls kommen Medienberichten zufolge zwei Staaten in Frage: Serbien und Ungarn. Die potenziellen Abnehmer der "heißen Ware" hüllen sich in Stillschweigen.
Was allerdings bekannt ist: Das unerwünschte Schiff fährt unter panamaischer Flagge und wird von einer slowenischen Agentur betrieben. Diese wolle sich zu dem Fall nicht äußern. Fakt ist auch, dass auf dem 240 Meter langen und 40 Meter breiten Öltanker einige Besatzungsmitglieder zu Hause sind, denen bald Nahrung und Wasser ausgehen könnte.
Kommentare