"TOTALES CHAOS: In Wien gibt es kein Sonnenblumenöl, Butter, Mehl ..." Als ob die Schlagzeile in dem serbischen Boulevardblatt Alo!, das doch eher mit Vorsicht zu genießen wäre, nicht schon ein gewisses Unbehagen auslösen würde, titelte auch die seriöse Tageszeitung am Dienstag: "Immer mehr leere Regale in Österreich". Wie es so üblich ist, verbreitete sich die Meldung der in der bosnischen Serbenrepublik RS ansässigen Nachrichtenagentur SRNA wie ein Strohfeuer und erreichte alle Ecken und Enden des Bosnisch/Kroatisch/Serbisch sprechenden Raums.
Kein Wunder, dass so manch besorgte Tante bzw. Onkel bzw. Großmutter am Balkan zum Telefon griff, um sich bei der Familie in Österreich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. So musste etwa die Kollegin vom Standard Olivera Stajić Supermärkte ihres Vertrauens besuchen, um in der Heimat ihrer Eltern für Entwarnung zu sorgen.
Knappe Vorräte
Die Nachrichtenagentur SRNA hat sich selbstverständlich nicht vor Ort ein Bild von den "dramatischen Zustände" hierzulande gemacht. Vielmehr beruft man sich auf deutsche Medien. Diese hätten registriert, dass die Vorräte in den österreichischen Supermärkten immer knapper, die Regale darin immer leerer werden. Schuld daran seien die Ukraine-Krise und die Sanktionen gegen Russland.
In einigen Supermärkten mangele es an vielen Produkten. Es sei besonders schwierig, Sonnenblumenöl zu finden. Zudem drohe der Buttermangel, heißt es in der Agenturmeldung. Auch bestimmte Mehl- und Nudelsorten sowie Trockenfleischprodukte seien in vielen Geschäften nicht zu finden. Die "bedrohliche Situation" herrsche in großen Einzelhandelsketten, Discountern, aber auch in kleineren Lebensmittelgeschäften.
Fehlende Lieferungen
"Die Situation in der Ukraine führte zu einer Krise, die die Belieferung österreichischer Lebensmittelgeschäfte stark beeinträchtigte. Die Verknappung vieler Produkte wurde durch ein Problem in der Lieferkette, nämlich fehlende Lieferungen, verursacht. Es wurde festgestellt, dass die Menschen Waren in großen Mengen kaufen", schreibt SRNA und bezieht sich auf "immer häufiger werdende Hamsterkäufe von lang haltbaren Produkten".
Zitiert wird in der Meldung auch Rainer Will. Der Geschäftsführer des Handelsverbandes habe demnach prognostiziert, dass die nächste Versorgungskrise in drei bis vier Monaten zu spüren sein werde. Immerhin stimmt dieser Teil der Schreckensmeldung, die etliche Balkan-Medien von SRNA abgeschrieben haben - und damit Sorgenfalten bei Verwandten am Balkan verursachten.
Kommentare