Serbien: "Stehen kurz vor einem Krieg mit dem Kosovo"

Kosovo police officers patrol in ethnically mixed area in North Mitrovica
Am Kosovo droht der Streit zwischen den Albanern und Serben abermals zu eskalieren. Ana Brnabić schiebt die Schuld daran ihrem kosovarischen Amtskollegen zu.

"Wir sind an den Rand eines bewaffneten Konflikts gebracht worden - von einer verantwortungslosen Person". Es sind schwere Vorwürfe, die Serbiens Premierministerin Ana Brnabić am Freitagmorgen vor Presseleuten erhoben hat. Die "verantwortungslose Person" ist ihr kosovarischer Amtskollege Albin Kurti, dem die Regierung in Belgrad vorwirft, für Instabilität auf dem Kosovo zu sorgen. 

Dessen Innenministerium hat am Donnerstagabend zwischen 300 und 350 Polizisten albanischer Nationalität in den Norden Kosovos, genauer gesagt in die vier, hauptsächlich von Serben bewohnten Gemeinden, entsandt. Kurz vor der Ankunft der Polizeiverstärkung war auf dem Gebiet von Zvečan, eine dieser vier Gemeinden, ein Angriff auf eine Polizeistreife verübt worden.

Ein Polizist leicht verletzt

Die Angreifer sollen mit Gewehren ausgerüstet gewesen sein und in einem Wagen mit dem serbischen Kennzeichen von Mitrovica unterwegs gewesen sein. Ein Polizist kam mit leichten Verletzungen davon.

Das Kennzeichen-Problem war kürzlich unter Vermittlung der EU vorläufig gelöst worden. Prishtina verzichtete vorerst auf eine weitere Umsetzung seiner Regelung, die auf den Austausch aller serbischen Kfz-Kennzeichen durch kosovarische bis Ende April vorsah. Belgrad hatte sich im Gegenzug verpflichtet, an kosovarische Serben keine neuen Kennzeichen mehr auszustellen. 

"Kurti hat uns alle an den Rand des Krieges gebracht"

Die Antwort aus Belgrad dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Nach Worten von Petar Petković, Leiter des Regierungsbüros für den Kosovo, werde Serbien nun die Möglichkeit in Erwägung ziehen, bis zu 1.000 Angehörige seiner Sicherheitskräfte in den Kosovo zu schicken. Dies wäre im Einklang mit der UNO-Resolution 1244 aus dem Jahre 1999, erläuterte Petković bei einer Pressekonferenz in Belgrad.

Die UNO-Resolution hatte den Kosovo als Bestandteil Serbiens bezeichnet. Wegen eines Vetos von Russland im Sicherheitsrat wurde sie auch nach der Verkündung der Unabhängigkeit vom Kosovo im Februar 2008 nicht außer Kraft gesetzt.

"Ins 18. Jahrhundert katapultieren"

Serbien wolle vorankommen, doch "jemand in Prishtina" würde es am liebsten "nicht ins 19., sondern gleich ins 18. Jahrhundert" katapultieren, erklärte Premierministerin Ana Brnabić. "Ich denke, dass alles, was Kurti getan hat, nicht nur für Serben, sondern auch für Albaner sowie ganz Europa eine Gefahr darstellt und dass es die Politik des 19. Jahrhunderts ist", sagte sie und ging noch einen Schritt weiter: "Kurti hat uns alle an den Rand des Krieges gebracht".

Die Serben im Kosovo seien nicht geschützt. "Wir sind tagtäglich Zeugen dessen, wie Abkommen gebrochen werden. Deswegen stehen wir heute da, wo wir stehen. Präsident Vučić wird heute mehr Informationen darüber geben, wir fordern die Rückkehr unserer Streitkräfte auf den Kosovo", stellte Brnabić klar. 

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