Wenig Begeisterung
Für Jubelstürme sorgte die Tatsache, dass einer der besten Schauspieler unserer Zeit Franjo Tuđman verkörpert, in Kroatien nicht. Viele zeigten sich empört darüber, dass jemand mit derart strittiger Vergangenheit den ersten Präsidenten in der Geschichte des 1992 als unabhängig anerkannten Staates darstellen soll. Die anderen, die Tuđman nicht als unbedingt einen Helden der Geschichte sehen, betrachten das Dokudrama als eine Propaganda-Maßnahme der regierenden Kroatischen Demokratischen Union (HDZ), der Partei, die Tuđman 1989 gegründet hatte.
Über das Drama ist während seiner Entstehung Stillschweigen gehüllt worden. Kevin Spacey gab in dieser Zeit nur ein Interview, bezeichnenderweise bekam den Zuschlag das rechte Blatt Hrvatski tjednik. Darin erklärte er, dass es nicht lange gedauert habe, bis ihn der Regisseur Jakov Sedlar für den Film gewinnen konnte. "Wir sind Freunde und ich weiß, dass er mir nicht etwas Schlechtes andrehen würde. Er sprach sehr ehrlich und mit viel Leidenschaft über Tuđman, es war ihm wichtig, dass ich seinen Freund Franjo spielte und wir waren uns schnell einig", erklärte Spacey in dem Interview. Er habe sich vor dem Drehbeginn acht Monate, davon drei intensiv mit Tuđman beschäftigt. Dieser sei für ihn "eine interessante und leidenschaftliche Persönlichkeit, die in seine Ideen und das kroatische Volk geglaubt hat".
"Er würde nicht zustimmen, jemanden zu spielen, wenn er nicht dahinter, hinter seiner Rolle und dieser Persönlichkeit, die er spielt, stehen würde. Er kannte viele Details. Er respektiert Präsident Tuđman absolut, so spielt er ihn auch", sagte Regisseur Sedlar in einem TV-Interview.
Umstrittene Rede
Wenige Tage vor der Premiere in Zagreb war Sedlar in der Sendung Bujica, die auf einem Zagreber Lokalsender ausgestrahlt wird, zu Gast. Mit seinem Gastgeber Velimir Bujanec, der für seine extremrechten Ansichten bekannt ist, sprach er über das Dokudrama. Exklusiv wurden Ausschnitten daraus gezeigt, unter anderem die Szene, in der sich Spacey alias Tuđman nach der Operation Oluja (Sturm), in der kroatische Kämpfer Landesteile von den Serben befreit hatten, in Split von der Menschenmenge feiern lässt.
Nicht gut ankommen dürfte beim serbischen Publikum die Ansprache Tuđmans bei diesem Anlass. Er erklärte damals, die serbischen Kämpfer seien "in zwei, drei Tagen verschwunden" und hätten nicht mal Zeit gehabt "ihr schmutziges Geld und Unterhosen einzupacken".
"Kevin Spacey hätte nicht tiefer sinken können", "Der totale Niedergang von Kevin Spacey: Einer der größten Schauspieler spielt Franjo Tuđman - und das für einen Regisseur, der Ustascha ist" oder "Kevin Spacey versucht verzweifelt, seine Karriere zu retten" - so lauten die wütenden Reaktionen der serbischen Medien auf das wohl gewagteste Filmprojekt des begnadeten Schauspielers. Noch wütender lautet der Titel einer Kolumne der einst seriösen Traditionszeitung Politika. "Von Hollywood bis Mirogoj" heißt es über einer Karikatur, die Spacey in weißer Uniform, die Tuđman gerne getragen hat, zeigt. Mirogoj ist der Name des Friedhofs in Zagreb, auf dem der erste kroatische Präsident ruht.
Kommentare