Vučić nach Blutbad: "Dieses Monster wird das Tageslicht nicht mehr erblicken"

Vučić nach Blutbad: "Dieses Monster wird das Tageslicht nicht mehr erblicken"
Nach dem Massaker an einer Belgrader Schule schoss nun ein 21-jähriger Mann auf Menschen in einem Dorf. Es gibt acht Tote und 14 Verletzte.

Serbien kommt aus der Schockstarre nicht heraus. Nur zwei Tage nach dem Amoklauf eines 13-jährigen Schülers in einer Belgrader Schule hat es im Balkanland das nächste Blutbad gegeben. Ein Mann schoss am Donnerstagabend mit einer Schnellfeuerwaffe auf eine Gruppe von Menschen und tötete acht von ihnen. 14 weitere Personen wurden bei dem Vorfall im Dorf Dubona, 50 Kilometer südöstlich von Belgrad, verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tanjug unter Berufung auf die Polizei berichtete. Die Opfer sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. 

Der mutmaßliche Schütze floh anschließend vom Tatort. Die Polizei leitete eine Großfahndung mit mehr als 600 Polizisten, unter ihnen Angehörige der Anti-Terror-Einheit, und machte seinen Aufenthaltsort ausfindig. Es handelte sich um das Wochenendhaus eines Onkels bei Kragujevac, rund 140 Kilometer südlich von Belgrad. Der 21-jährige Mann wurde umstellt. Kurz nach 8 Uhr vermeldete der staatliche TV-Sender RTS, der Verdächtige sei festgenommen worden. In dem Haus soll eine größere Menge an Waffen und Munition gefunden worden sein, berichteten die lokalen Medien.  

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Mutmaßlicher Täter schoß in Serbien aus dem Fahrzeug

Der mutmaßliche Täter Uroš B. soll seinen Amoklauf in der Nähe des Dorfes Dubona begonnen haben, berichtet die Tageszeitung Blic. Er machte mit seinem Auto Halt bei einem Picknick, bei dem eine Gruppe junger Menschen um ein Lagerfeuer saß. Uroš B. stieg aus dem Auto und schoss eine Salve auf sie. Anschließend fuhr er einige Kilometer weiter und erschoss vier Personen, die gerade den Zaun um einen Haushof ​​reparierten.

Sein Feldzug endete im Zentrum Dubonas, wo er zwei Menschen tötete - einen Polizisten und seine Schwester. Nach Informationen des TV-Senders Nova soll Uroš B. einen Taxifahrer gezwungen haben, ihn auf seiner Flucht zu fahren. Er bedrohte ihn demnach mit einer Handgranate. Uroš B. wollte zu einem Verwandten gefahren worden, bei dem er sich verstecken wollte. In diesem Moment sei im Taxi auch eine Frau gewesen, schreibt die Tageszeitung Telegraf.

Streit mit dem Polizisten als Auslöser?

Über die Motive der Bluttat war zunächst nichts bekannt. Innenminister Bratislav Gašić begab sich noch in der Nacht auf Freitag zum Schauplatz des Geschehens. Die Tat bezeichnete er als "terroristischen Akt". Näher führte er das zunächst nicht aus.

Der regierungsnahen Tageszeitung Informer zufolge war ein Streit mit einem Bekannten, dem zuvor erwähnten Polizisten, der sich allerdings gerade außer Dienst befunden hatte, vorausgegangen. Der Angreifer soll nach der Auseinandersetzung nach Hause gegangen sein, nur um mit einem Schnellfeuergewehr zurückzukehren und das Feuer auf Polizisten und andere Personen zu eröffnen. Uroš B. tötete schließlich nicht nur den jungen Polizeibeamten, sondern auch dessen jüngere Schwester. 

Vučić: "Das war ein terroristischer Akt"

"Jedes Wort, das wir nun sagen, scheint überflüssig", sagte der serbische Präsident Aleksandar Vučić bei einer außerordentlichen Pressekonferenz, bei der sich gefühlt die gesamte Regierungsspitze blicken ließ. "Wir sind vereint im Schmerz und der Trauer", erklärte Vučić gesenkten Kopfes und bezeichnete den Vorfall in der Nacht zu Freitag als einen terroristischen Akt. 

Vučić nach Blutbad: "Dieses Monster wird das Tageslicht nicht mehr erblicken"

Aleksandar Vučić (Mi.) wurde von seiner beinahe ganzen Regierungsspitze zur Pressekonferenz begleitet. 

"Dieses Monster wird das Licht des Tages nicht mehr erblicken", wurde der 53-Jährige deutlich und kündigte Maßnahmen an. "In den nächsten sechs Monaten werden wir 1.200 neue Polizisten einstellen. Ich bin mir sicher, dass wir damit nicht nur die Sicherheit um 99 Prozent erhöhen, sondern auch die Gewalt unter Gleichaltrigen um 80 Prozent reduzieren werden".

"Fast vollständige Entwaffnung Serbiens"

Das Staatsoberhaupt kündigte zudem "die fast vollständige Entwaffnung Serbiens" sowie dringende Änderungen des Waffengesetzes an. Alle Waffenscheine gehören revidiert, sagte er. "Die Regierung wird das Innenministerium damit beauftragen, so schnell wie möglich eine Aktion zu organisieren, bei der alle, die illegal Waffen besitzen, diese innerhalb eines Monats ohne Konsequenzen abgeben können. Diejenigen, die es nicht tun, werden wir finden. Die Konsequenzen werden schlimm sein".

Der sichtlich emotional geladene Vučić, der den Täter von Donnerstag durchgehend als "ein Monster" bezeichnete, erwähnt in diesem Zusammenhang auch die Todesstrafe. "Ich schlug der Premierministerin vor, die Todesstrafe wieder einzuführen. Sie war aber dagegen, weil wir dann neben Belarus das einzige europäische Land mit so einer Strafe wären", sagte er und äußerte sein großes Bedauern darüber, dass er früher auch gegen die Todesstrafe gewesen sei. 

Journalisten wollten vom Präsidenten wissen, ob sich der Täter bereits zu seinen Motiven geäußert habe. "Er wiederholt bloß ein einziges Wort: 'Verunglimpfung'", sagte Vučić und fügte hinzu, dass man inzwischen dessen Großvater und Onkel festgenommen habe. In den Häusern der beiden seien Handgranaten, ein automatisches Gewehr sowie Munition gefunden worden. 

Nur zwei Tage nach dem Amoklauf

Serbien war erst am Mittwoch durch ein Massaker in einer Belgrader Schule erschüttert worden. Ein 13-jähriger Schüler hatte acht Mitschüler und einen Wachmann erschossen. Die Polizei hatte ihn anschließend in Gewahrsam genommen. Aufgrund seines Alters ist der Täter in Serbien noch nicht strafmündig.

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