So funktioniert das Armband, das vor K.o.-Tropfen warnt

So sieht das Armband names "Xantus" aus.
Mit dem Armband "Xantus" haben zwei deutsche Erfinder einen partytauglichen Schnelltest entwickelt.

Eine Serviette, ein Nagellack, ein Strohhalm, ein Getränkecode: In den vergangenen Jahren wurden überall auf der Welt Produkte entwickelt, die Frauen vor sexualisierter Gewalt schützen sollen.

Zu diesen gesellt sich nun das Armband "Xantus". Entwickelt wurde es von Kim Eisenmann und Sven Häuser. Mit der Erfindung der beiden Deutschen kann man (alkoholische) Getränke per Schnelltest auf K.o.-Tropfen testen.

"Mir passiert das nicht"

Wie die Onlineplattform jetzt.de berichtet, brachte ein Vorfall vom Sommer 2018 die 25-jährige Studentin Kim Eisenmann auf die Idee, das Armband zu designen: Damals wurde eine Freundin der Deutschen auf dem Heimweg von einem Stadtfest unbekleidet und verletzt in einem Karlsruher Park gefunden. Die junge Frau konnte sich nicht erinnern, was passiert war. Ein Test ergab, dass sie Spuren von Gammahydroxybutyrat im Blut hatte. Dabei handelt es sich um einen Stoff, der als K.o.-Mittel missbraucht wird. Gammahydroxybuttersäure und deren Salz Gammahydroxybutyrat haben dämpfende, schlaffördernde und sedierende Eigenschaften.

Das Ereignis rüttelte Eisenmann wach: "Ich dachte immer, dass mir so etwas eh nie passiert. Dadurch, dass ich das Mädchen diesmal kannte, wurde ich wachgerüttelt und wollte etwas dagegen tun", erinnert sich die Studentin im Interview mit jetzt.de.

Zusammen mit Sven Häuser begann sie an einem Armband zu tüfteln, welches Getränke zuverlässig auf K.o.-Tropfen testet. Kürzlich brachten sie es auf den Markt.

Partytauglicher Schnelltest

Die Funktionsweise ist denkbar einfach: Man bringt das Band am Handgelenk an. In einem Lokal oder auf einer Party rührt man dann sein Getränk um und tupft etwas Flüssigkeit aus dem Glas auf das Testfeld, heißt es auf der Website zum Produkt. Nach zwei Minuten liefert das Band ein Ergebnis: Verfärbt es sich blau, sind K.o.-Tropfen im Getränk.

Für die Entwicklung des Armbandes haben sich die Gründer laut eigenen Angaben aus drei Gründen entschieden. Einerseits wolle man damit Frauen präventiv schützen: "Allein durch das Tragen schützt man sich präventiv, da Täter im Vorfeld abgeschreckt werden. Es wird signalisiert, dass man bewusst mit seiner Gesundheit umgeht und K.o.-Tropfen keine Chance haben", ist dazu auf der Homepage zu lesen.

Zudem sei das Armand partytauglich – "kein Drandenken, kein Vergessen, keine Handtasche mehr". Nicht zuletzt erfülle es auch eine Erinnerungsfunktion. "Jeder kennt es: Die Eltern sagen, dass man immer aufpassen soll. Auf der Party ist das schnell mal vergessen. Ein kurzer Blick auf‘s Handgelenk genügt und man erinnert sich daran, achtsam zu sein."

Wichtig ist den beiden Erfindern auch die Sensibilisierung: "Wir möchten den (jungen) Leuten verständlich machen, dass K.o.-Tropfen überall und jederzeit auftreten können, weshalb ein sensibler Umgang mit diesem Thema sehr wichtig ist."

Erhältlich ist "Xantus" über einen Onlineshop und im Drogeriemarkt dm. Derzeit ist es ausverkauft. Ab 13. Mai soll es wieder verfügbar sein, heißt es auf der Website.

Kritik an "Xantus" und Co.

Die Kritik an Innovationen wie "Xantus" lautet, dass sie nicht die Ursache, also den Täter, sondern das Opfer in den Fokus stellen. Dadurch würde der Etablierung der Täter-Opfer-Umkehr Vorschub geleistet und Victim Blaming unterstützt. Dabei handelt es sich um eine Verhaltensweise innerhalb der sogenannten Rape Culture (zu Deutsch: Vergewaltigungskultur), die sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung nicht nur weitgehend toleriert und duldet, sondern auch die Verhinderung von Vergewaltigungen als Aufgabe der Opfer sieht. Damit einher geht die Verharmlosung des Missbrauchs an sich und die Herabsetzung Betroffener oder potenzieller Opfer zu Sexualobjekten, was auch als Victim Shaming bezeichnet wird.

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