Selbstlose Menschen haben mehr Sex
Der kanadische Psychologe Steven Arnocky lässt mit einem Studienergebnis aufhorchen. Seinen Forschungen zufolge haben Altruisten, also besonders selbstlose Menschen, mehr Sex. Frühere Studien zeigen, dass Altruisten attraktiver wahrgenommen werden. Auf das Sexualverhalten konnten keine Effekte nachgewiesen werden. Bis jetzt.
Altruisten auf der Überholspur
Arnockys aktuelle Untersuchung, die er im Fachblatt British Journal of Psychology bespricht, deutet darauf hin, dass Menschen, die uneigennützig handeln, mit einem besseren Sexleben belohnt werden - zumindest quantitativ. Dabei berufen sich der Forscher und sein Team auf zwei Studien. Im Zuge der ersten wurden 192 unverheiratete Frauen und 105 unverheiratete Männer zwischen 16 und 33 Jahren befragt. Die Probanden mussten unter anderem Fragen zu ihrer Sexualhistorie, ihrem aktuellen Sexualleben und selbstlosen Aktivitäten beantworten. Letztere wurden mit Aussagen wie "Ich habe Blut gespendet" oder "Ich habe einem Fremden geholfen sein Auto aus dem Schnee zu schieben" erhoben.
Nach Analyse der Daten zeigte sich, dass Männer und Frauen, die sich regelmäßig selbstlos verhielten, auch angaben mehr Sexpartner, mehr zwanglose Sexualkontakte und mehr Sex in Beziehungen zu haben. Bei Männern war der Effekt auf die Gesamtzahl der Sexualpartner ausgeprägter als bei Frauen.
Um zu klären, ob sich die angegebenen selbstlosen Taten mit dem tatsächlichen Verhalten der Teilnehmer decken, wurde eine zweite Studie durchgeführt. Dabei wurden 335 weibliche und 189 männliche Testpersonen darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie an einer Ziehung mit 100 Dollar als Hauptpreis teilnehmen werden. Daraufhin mussten die Probanden angeben, ob sie das Geld behalten oder spenden würden.
Gönnerhafte Spender hatten mehr Sexualpartner, sowohl insgesamt als auch im letzten Jahr. Männer, die sich fürs Spenden entschieden, hatten in der Vergangenheit im Schnitt auch mehr Beziehungen geführt. Die Effekte zeigten sich auch beim Ausschluss von Störfaktoren wie Narzissmus und sozialer Erwünschtheit.
Evolutionsbiologisch plausibel
Arnocky führt die Ergebnisse auf die Tatsache zurück, dass selbstloses Handeln für den Menschen zwar mit Aufwand und Anstrengung verbunden ist, sich jedoch positiv auf die Wahrnehmung durch andere auswirkt. Die höhere sexuelle Attraktivität sei ein Teilaspekt davon. Obwohl derartige Kosten-Nutzen-Prozesse in der Regel unbewusst ablaufen, seien sie im Sinne der Fortpflanzung und des Überlebens der eigenen Art sinnvoll.
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