Periodenunterwäsche im Test: Wie gut ist die nachhaltige Alternative?
Das Konzept ist denkbar einfach: Sie fühlt sich idealerweise an wie eine normale Unterhose, aber funktioniert im Prinzip wie eine Windel. Periodenunterwäsche gilt als nachhaltige und bequeme Alternative zu Tampons, Binden und Co. In wenigen Jahren vom Nischen- zum Massenprodukt geworden, gibt es sie heute in den unterschiedlichsten Schnitten und Materialien in der Drogerie, im Modegeschäft oder im Netz.
Die Angebotsvielfalt ist groß – was alle Hersteller gemeinsam haben, ist die Idee hinter dem Produkt: Waschbare Slips, die während der Menstruation, im Wochenbett oder bei leichter Blasenschwäche getragen werden.
Saugfähige Schichten fangen die Flüssigkeit in der Unterhose auf. Je nach Modell und Saugkern sollen sie Einweg-Damenhygieneartikel vollständig ersetzen, oder als zusätzlicher Schutz dienen.
Ressourcenschonend
Getragen wird Periodenunterwäsche wie gewöhnliche Unterwäsche, bei einer stärkeren Blutung sollte sie lediglich häufiger gewechselt werden. Nach der Anwendung werden die Slips mit kaltem Wasser ausgespült und dann – je nach Anbieter – bei 40 oder 60 Grad mit der restlichen Wäsche in der Waschmaschine gewaschen.
Durch die lange Haltbarkeit sollen so nicht nur Einwegprodukte, sondern auch Kosten gespart werden. Laut der Menstruationsplattform Erdbeerwoche werden in fünf Jahren knapp 200 Tampons oder Binden eingespart, wenn man an drei Tagen der Menstruation Periodenslips trägt. KURIER-Redakteurinnen haben vier Anbieter für Periodenunterwäsche ausgesucht und durchgetestet.
Snuggs: Seidiger Stoff und trockenes Tragegefühl
Bis auf den netzartigen Saugkern nicht von herkömmlicher Unterwäsche unterscheidbar. Im Tragekomfort gibt es große Unterschiede zwischen den Modellen: Das Nachtmodell von Snuggs (44 €) mit hohem Beinausschnitt und absorbierendem Kern, der sich bis zum Saum zieht, ist zwar extra auslaufsicher, dafür klobiger.
Durch das breite Gummiband und den elastischen Stoff sitzt der Hugger (42 €) besonders angenehm am Körper. Die Classic- (36 €) und Brazilian-Modelle (34€) aus Bio-Baumwolle oder Tencel sind angenehm seidig und luftdurchlässig und eignen sich an leichten Tagen oder bei Blasenschwäche. Insgesamt der klare Gewinner.
The Female Company: Tragekomfort wie bei gewöhnlicher Unterwäsche
Alle Modelle von The Female Company haben einen hohen Beinausschnitt mit gutem Tragekomfort. Der Slip (39,90 €) sitzt eng, den breiten Gummibund muss man mögen. Das Material (Bio-Baumwolle, Elastan) unterscheidet sich nicht von herkömmlicher Unterwäsche. Der Saugkern ist im Vergleich zu anderen Marken niedriger und im Schritt schmaler.
Daher ist kein „Windel-Charakter“ gegeben, der Auslaufschutz aber reduziert und der Slip besonders als zusätzlicher Schutz, für leichte bis mittelstarke Tage oder bei Blasenschwäche geeignet. Soll laut Anbieter drei Tampons ersetzen – das Ziel wurde beim Test knapp erreicht.
femtis: Umfassender Schutz ohne Silberchlorid
Die Modelle Alwa (28,80 €) und Lene (27,80 €) haben einen niedrigeren Bund, Jule (29,40 Euro) ist sehr hoch geschnitten: Für einige vorteilhaft, weil sie die Wärme am Bauch gerne mögen, andere könnten sich eingeengt fühlen. Insgesamt sind die Slips dicker und stärker als bei anderen Anbietern.
Der Saugkern ist bei femtis am größten ausgelegt, was sie gut für die Nacht und bei stärkeren Blutungen einsetzbar macht, bei Bewegung jedoch etwas rascheln lässt. Dadurch bekommt der Slip einen leichten „Windel-Charakter“. Pluspunkt: Alle femtis-Produkte sind frei von Silberchlorid und anderen Bioziden.
Taynie: Edle Modelle für 60-Grad-Wäsche
Die Modelle von Taynie bieten ein tolles Tragegefühl und das Material aus Baumwolle und Elastan liegt angenehm auf der Haut. Obwohl die Modelle Deluxe ultra (33,16 €), Lady ultra (29,66 €) und Classic (29,90 €) niedrig geschnitten sind, geht der Saugkern weit nach oben. Dieser raschelte im Test etwas, dafür ist umfassender Schutz geboten.
Pluspunkte: Alle Taynies werden ohne Biozide wie Silber oder Zink-Pyrithion hergestellt und können bei 60 Grad gewaschen werden.
Persönliches Fazit der Testerinnen
Für Frauen, die Binden verwenden, sind Menstruationsslips eine tolle Alternative. Die Unterhosen sind tatsächlich angenehmer zu tragen als Einwegbinden, weil das Kleben und die Gefahr des Verrutschens wegfallen. Auch vor Hautirritationen, Juckreiz oder Einschnitten ist man bei der Stoffalternative gefeit.
Für all jene, die bislang auf Tampons gesetzt haben, könnte der Flüssigkeitsaustritt gewöhnungsbedürftig sein. Zwar ist keines der getesteten Modelle ausgelaufen, trotzdem musste auch bei angepriesener starker Saugkraft nach sieben bis acht Stunden gewechselt werden.
Periodenunterwäsche bietet sich daher besonders bei leichter bis mittelstarker Blutung, im Homeoffice und in der Nacht an. Oder an Tagen, an denen man die Unterwäsche unkompliziert wechseln kann. Dazwischen kann es praktischer sein, weiterhin Tampons oder Menstruationstassen zu verwenden.
Modelle mit niedriger Absorptionsstärke eignen sich gut als Zusatz, wenn man die Slips nicht mehrmals täglich wechseln will. In der Reinigung erwiesen sich alle getesteten Produkte als unkompliziert. Nach kurzem Ausspülen wurden sie bei 40 Grad in der Waschmaschine wieder vollständig sauber.
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