Auf der Überholspur: Der Hype ums Elektro-Rad

Selbst Rennräder gibt es mittlerweile schon als Elektrorad. Der Akku ist hier gut getarnt – er sieht aus wie eine Trinkflasche.
Kaum ist der Frühling da, schwärmen die Radler aus. Immer beliebter werden Elektro-Fahrräder.

Das hat wohl jeder schon erlebt, der in letzter Zeit mit dem Rad unterwegs war: Da strampelt man sich ab, kommt dabei völlig aus der Puste – und wird plötzlich von jemandem überholt, der ganz lässig auf seinem Sattel sitzt. Dieser Sattel gehört dann meist zu einem E-Bike, also einem Fahrrad, das mit einem Elektromotor unterstützt wird.

Doch nicht nur auf den Radwegen oder Mountainbike-Strecken zeigt sich, dass die E-Bikes im Trend liegen. Auch die Verkaufszahlen zeigen die steigende Nachfrage: Jedes dritte der 457.000 Fahrräder, die im Jahr 2018 verkauft wurden, war eines, das einen Akku als Energielieferanten hat.

Diese Stromspeicher werden immer leichter – und immer unsichtbarer. Gerade einmal ein Kilogramm wiegt der als Trinkflasche getarnte Akku des E-Rennrads (siehe großes Bild oben).

Große Nachfrage

Die meisten der "Motor-Räder" werden übrigens im Westen Österreichs verkauft, wie Hannes Friedrich vom Fahrradbüro ARGUS weiß. "Hotelketten und Tourismusbetriebe kaufen diese und bieten sie ihren Gästen an." Er vermutet, dass der Wunsch nach den schnellen Rädern von deutschen Urlaubern kam, die diese aus ihrer Heimat kannten. Besonders in den bergigen Regionen haben diese ihre Vorteile: "Auch wenn man in einer Gruppe fahren will und jemand ist nicht so fit, ist für den ein E-Bike eine gute Sache", sagt Friedrich.

Der Fahrradfan selbst fährt nach wie vor ohne Motor. "Gerade in Wien, wo viele Räder gestohlen werden, bevorzuge ich nach wie vor das klassische Rad." Unter 2.000 Euro ist ein gutes E-Bike nämlich kaum zu haben. Da braucht es dann ein gutes Schloss – am besten ein modernes, das Alarm schlägt, sobald es bewegt wird, und das das Bike per GPS ortet.

Übrigens: Der Motor darf den Fahrer nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern unterstützen, danach schaltet er sich automatisch ab. Tut er das nicht, handelt es sich nicht mehr um ein E-Bike, sondern um ein S-Pedelec. Darauf weist Klaus Robatsc vom Kuratorium für Verkehrssicherheit hin. "Ein solches Pedelec gilt dann eigentlich als Mofa und muss eine Nummerntafel tragen. Es darf folglich auch nicht auf Fahrradwegen unterwegs sein."

Tücken der Motor-Räder

Doch auch die weniger schnellen E-Bikes haben so ihre Tücken. Besonders bei älteren Menschen, von denen die Bikes besonders gerne gekauft werden, kommt es häufig zu schweren Unfällen, weil sie die Geschwindigkeiten nicht gewohnt sind. Das schlägt sich in der Statistik nieder: 5.200 E-Bike-Fahrer mussten im vergangenen Jahr nach einen Unfall medizinisch versorgt werden – das entsprach 15 Prozent aller Radunfälle. 2017 waren es noch 3.300 (11 Prozent), 2016 2.900 (9 Prozent). Erschreckend: Von den 40 Radfahrern, die im Vorjahr tödlich verunglückt sind, waren 17 auf einem motorgestützten Bike unterwegs.

Sicherheitsexperte Robatsch rät deshalb allen, die sich so ein Rad anschaffen wollen, zweierlei: "Kaufen Sie sich einen guten Helm und tragen sie diesen auch. Und belegen Sie einen Kurs, bei dem Sie im Umgang mit dem E-Bike geschult werden."

Besonders gefährdete Stellen für alle Radler sind Kreuzungen oder Radfahrüberfahrten – also Zebrastreifen für Radler. "Was viele nicht wissen: Laut Gesetz darf man sich als Radfahrer einer Ampel oder Kreuzung nur mit 10 Stundenkilometer nähern." Das hat durchaus seine Gründe: Man sieht besser und wird auch besser gesehen. Deshalb gilt: Fuß vom Gas.

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