KURIER-Rad-Test: Rasende Reporter auf den neuesten Bikes

Gruppenbild mit Fahrrad: Die Donauinsel ist ein 20 Kilometer langes Radlerparadies.
Mountainbike, E-Bike, Hollandrad: KURIER- Redakteure schwangen sich auf die Sattel der aktuellen Modelle.

Treffpunkt Donauinsel: Sechs Redakteure treffen sich, um die Radneuheiten vorzustellen, die sie am Wochenende zuvor getestet haben. Und da war alles dabei: Ein E-Rennrad für den turboschnellen Sportler genauso wie das Waffenrad für den gemütlichen Fahrer. Der Markt bietet alle Bedürfnisse etwas. Wie gut sich die Neuheiten fahren lassen, lesen Sie in den jeweiligen Testberichten (unten).

Egal, ob man flott oder doch eher langsam unterwegs ist – das Radeln tut Körper und Psyche gleichermaßen gut. Das hat eine groß angelegte europäische Studie gezeigt, die unter Federführung der Universität für Bodenkultur in Wien durchgeführt wurde.Ein zentrales Ergebnis: Wer regelmäßig in die Pedale tritt, bringt deutlich weniger Gewicht auf die Waage als jemand, der nur mit dem Auto unterwegs ist. Bei Frauen sind es im Schnitt 3,1 Kilogramm, bei Männern 3,5 Kilogramm.

Fünfmal die Woche

Neun von zehn Radlern bewegen sich auch ausreichend – nämlich mindestens 30 Minuten pro Tag und das fünf Mal in der Woche. Das entspricht der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Wer in die Pedale und nicht aufs Gaspedal tritt, lebt folglich gesünder. Das Risiko einer Herzkreislauf-Erkrankung sinkt um gut 50 Prozent. Das ist in Österreich Todesursache Nummer eins – 42 Prozent sterben z.B. an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Selbst Krebserkrankungen können durch regelmäßiges Pedale-Treten verhindert werden.

Besonders für Ältere oder Menschen mit Übergewicht ist es eine geeignete Sportart, weil dabei die Gelenke geschont werden. Wer im Grünen radelt, der tut auch seiner Seele etwas Gutes. Das ist nicht nur ein subjektives Gefühl, sondern durch unzählige Studien belegt. Der Spiegel des Stresshormons Cortisol ist nämlich bei Menschen, die sich in de Natur aufhalten, niedriger, als bei jenen, die von Beton umgeben sind.

Gründe, sein Rad aus dem Keller oder der Garage zu holen, gibt es also zur Genüge.

KURIER-Rad-Test: Die neuesten Bikes am Prüfstand

KURIER-Rad-Test: Rasende Reporter auf den neuesten Bikes
Selbst Rennräder gibt es mittlerweile schon als Elektrorad. Der Akku ist hier gut getarnt – er sieht aus wie eine Trinkflasche.

Von Michael Bachner: Der edle Flitzer mit der e-xtra Power

Nachrüstmotor "add-e" / ca. 1000 Euro: Der Vollcarbon-Renner von den Profis aus der "bikeschneiderei" in Maria Enzersdorf ist an sich schon klasse. Optisch, wie vom Fahrerlebnis her. Aber die dortigen Radl-Chefitäten Peter und Felix haben den Nobel-Flitzer noch mit dem neuen "add-e"-Motor aufgepeppt. Und jetzt gewinne ich jeden Ortstafelsprint – auch wenn es bergauf geht.
Das "add-e"-Konzept ist bestechend, das Preis-Leistungsverhältnis ebenso.

Für rund 1.000 Euro bekommt man einen leistungsstarken Zusatzmotor mit bis zu 600 Watt, der sich auf so gut wie alle Räder montieren lässt (nicht nur Rennräder). Im Handumdrehen wird so aus einem lahmen Ackergaul ein Vollblut-Rennpferd. Dazu kommt: Der Nachrüstmotor ist leicht und kaum sicht- oder hörbar. Der Akku steckt in der Trinkflaschenhalterung, der kleine Elektro-Motor versteckt sich unter dem Tretlager und treibt auf Wunsch das Hinterrad – mit – an. Tja, treten muss man schon noch selbst.

KURIER-Wertung: 5 von 5 Sternen

KURIER-Rad-Test: Rasende Reporter auf den neuesten Bikes

Von Stefan Schocher: Der Kombi auf zwei (grünen) Rädern

Argus-Stadtrad / 666 Euro: Als sentimentaler Täglich-Fahrer einer Altteilsammlung (alter Rahmen, alte Anbauten) auf ein Neurad zu steigen, ist nicht nur ein ausladender Schritt über ein Oberrohr. Bei Argus sinkt die Hemmschwelle. Das ist ein Laden wie ein Greißler. Das bedeutet aber nicht, dass das Endprodukt nicht Raffinessen aufweist. Der Rahmen (Alu) ist steif und leicht, die Schaltung (elf Gänge) knackig, eine Lichtautomatik (geht automatisch an) ist verbaut und hydraulische Scheibenbremsen (göttlich, wenn man sonst Alteisen bremst). Vor allem aber: Es ist  nur dran, was man auch will.

Argus ist der Laden der Radlobby Wien und baut in erster Linie Alltags-Räder nach Maß. So wie: Zwei Scheiben Wurst,  ein halbes Fächergurkerl in der Handsemmel also. Letztlich stolziert man mit einem maßgeschneiderten Unikat aus dem Laden – und vielleicht einem geschenkten Glas Zucchini-Marmelade (echt jetzt). Fazit: Ja, es darf ein bisserl mehr sein.

KURIER-Wertung: 4 von 5 Sternen

KURIER-Rad-Test: Rasende Reporter auf den neuesten Bikes

Von Florian Plavec: Aufrecht und sorglos gegen den Wind

Puch Waffenrad / 899 Euro: Acht Kilometer lang ist der Weg in die Arbeit vom Norden Wiens bis in die KURIER-Redaktion nach Heiligenstadt. Und den lege ich mit dem Fahrrad zurück. Bei jedem Wetter. Mein  Wunsch für den Test: Ein Sorglos-Bike.

Das Puch-Waffenrad mit Brooks-Ausstattung ist ein Klassiker. Auf den ersten Blick ähnelt es dem historischen Vorbild: Stahlrahmen, geschwungener Lenker, Rücktritt, Kotschützer, 18,5 Kilogramm. Beim zweiten Hinsehen wird der Schritt ins neue Jahrtausend deutlich: 8-Gang-Nabenschaltung, wartungsarme Trommelbremse, Nabendynamo, LED-Licht. Die Übersicht ist durch die aufrechte Sitzposition hervorragend, der Ledersattel braucht ein paar hundert Kilometer, um eingefahren zu werden. Negativ fällt auf: Die Vorderbremse ist schwach, der Lenker stößt in engen Kurven am Oberschenkel an.

Zweifellos ist das Puch ein gelungenes Rad, doch für mich  das falsche. Zu groß ist der Luftwiderstand  bei Gegenwind auf der Donauinsel, zu ungünstig ist die Kraftübertragung durch die aufrechte Position. Für Kurzstrecken durch die Stadt scheint es hingegen wie gemacht zu sein – ein Blickfang ist es sowieso.

KURIER-Wertung: 4 von 5 Sternen

KURIER-Rad-Test: Rasende Reporter auf den neuesten Bikes

Von Eva Gogala: Alles easy, bitte nur keinen Gegenwind!

Azor Hollandrad / ca. 700 Euro: Die erste Überraschung: Das Ding ist gar nicht so schwer, wie befürchtet. 14 Kilo, mehr nicht. Die zweite Überraschung: Wenn man  nicht im Gelände unterwegs ist, sind  die drei Gänge der Nabenschaltung absolut ausreichend. Die Rampe zum Nordsteg muss ich zwar ganz schön strampeln, sie ist aber ohne große Anstrengung in akzeptablem Tempo zu bewältigen. Und wenn das Rad einmal in Schwung ist, rollt es so locker, als würde jemand anschieben. Da würde man dann doch gerne in den – nicht vorhandenen – 4. Gang schalten.

Weniger überraschend: So aufrecht auf dem Rad zu sitzen, tut dem Rücken, den Schultern und den Armen gut. Leider keine Überraschung: Die steife Brise, die in Wien so gerne weht, macht sich bei dieser Haltung  besonders unangenehm bemerkbar.

Das Rad kann man sich beim Hollandrad-Spezialisten Stadtradler selbst zusammenstellen: Rahmen, Schaltung, Zahl der Gänge sind variabel. Auch eine E-Bike-Version ist möglich. Alle Varianten haben gemeinsam, dass sie kaum Wartung brauchen, etwa durch Kettenkasten und Nabenschaltung.

KURIER-Wertung: 4 von 5 Sternen

KURIER-Rad-Test: Rasende Reporter auf den neuesten Bikes

Von Ute Brühl: Ohne zu schwitzen ins Büro radeln

Riese & Müller  Nevo Touring / 3.679 Euro: Schon beim ersten Tritt merke ich: Das ist der Mercedes unter den E-Bikes. Hier ist alles solide verarbeitet. Die Gangschaltung ist per Klick  einfach zu bedienen und die zehn Gänge gleiten förmlich über die Zahnräder. Auch die Bremsen funktionieren bei dem Rad, das uns die Cooperative Fahrrad zur Verfügung gestellt hat, tadellos.

So richtig zu schätzen lerne ich das E-Bike dann auf der Donauinsel, wo mir  ein starker Wind entgegenbläst – dank des Bosch-Motors Performance CX mit seinen 500 Wattstunden komme ich ohne große Anstrengung flott voran. Das Gleiche gilt für die "Schnecke", die ich kreisen muss, um auf die Praterbrücke zu gelangen.

Das Schöne: Das E-Bike nimmt die Angst vor langen Strecken, misst der Weg von meinem Zuhause ins Büro doch 20 Kilometer. Da kommt man normalerweise ganz schön ins Schwitzen –   mit der  Folge, dass man nachher duschen muss oder eine Geruchsbelästigung für die Kollegen darstellt. Nicht so beim E-Bike. Das ist wohl ein Grund, warum diese so beliebt sind. Einiges Manko: Mit  fast 26 Kilogramm doch ganz schön schwer.

KURIER-Rad-Test: Rasende Reporter auf den neuesten Bikes

Von Marlene Patsalidis: Anfängerin trifft Premium-Bike

Simplon Mountainbike / 8.000 Euro: Wie würden Sie Startschwierigkeiten definieren? Ich neuerdings so: Wenn man ein Rad testen will – und plötzlich keins da ist. Dank Hans Ebenberger, Gründer des Fahrradfachgeschäfts HITEC Sports in Wien Hietzing, kam es dann doch noch dazu: An einem frühlingshaften Samstagvormittag hielt ich den edlen Lenker des vollgefederten Simplon CIREX 120 XTR-22 in Händen. Auf der folgenden Tour über die Sophienalpe und den Kahlenberg traf ich, blutige Anfängerin, auf ein Mountainbike mit Klasse.

Im Sattel sitzend stand für mich augenblicklich fest: Qualität ist bei dem Produkt des Vorarlberger Herstellers Programm. Sich aufs Rad zu schwingen klappt dank Variostützen kinderleicht. Das kommt mir auch bei der Abfahrt zugute: Da versenke ich den Sattel nach unten – für mehr Bewegungsfreiheit.

Ein weiterer Vorzug: Das Bike ist mit unter zwölf Kilogramm ein Leichtgewicht. Der hochwertige Carbonrahmen, die Shimano Gangschaltung, das 120-Millimeter-Fahrwerk, die dicken und grob profilierten Reifen, die Dämpfer mit Sperrfunktion und die hydraulischen Scheibenbremsen tragen das Übrige zum fast mühelosen Fahrerlebnis bei. Dass man beim Treten der Pedale das Gefühl hat, durch Butter zu gleiten, hat seinen Preis: Je nach Ausführung bis zu 8.000 Euro.

Ob das Simplon-Bike mein Herz erobert hat? Definitiv. Ob ich es Anfängern empfehlen würde? Ja, aber: Die Vorzüge können Beginner wohl kaum ausnützen. Anspruchsvolle Mountainbiker kommen jedenfalls auf ihre Kosten.

KURIER-Wertung: 4 1/2 von 5 Sternen

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