Song-Contest-Kommentator Grissemann: "Schafft er das? Das war mir völlig wurscht"
Kritische, manchmal auch kecke Bemerkungen liegen der Familie Grissemann im Blut. Ernst Grissemann, Vater von Kultur-Journalist Stefan und TV-Satiriker Christoph, war einst eine bekannte und beliebte TV- und Radio-Stimme. Am kommenden Dienstag beginnt der Song Contest in Turin. Grissemann hat den Bewerb 25 Mal von 1970 bis 1998, kommentiert. Auf eine ganz besondere Art und Weise...
KURIER: Sie haben den Song Contest sehr oft kommentiert. Ohne Interesse zu heucheln, ohne Herzblut zu verschütten?
Ernst Grissemann: Für mich war das eine entsprechende Aufgabe, um eine gewisse Lust zu befriedigen. Nämlich die Lust, Dinge, die sich in ihrer Bedeutung aufplustern, auf den Kern ihrer Bedeutung zurückzubringen.
Und der Kern war was?
Eine Schlagerparade, die europäische Zusammengehörigkeitsgefühle wecken und wichtig für die zukünftige Positionierung der EU in der Welt sein sollte. Alles Quatsch. Eine Stunde danach dachte kein Mensch mehr an Europa und seine Bedeutung, auch nicht an seine politische.
War das 1970, bei Ihrer persönlichen Premiere, noch anders?
Das war eines der besonderen Jahre. Da hat Österreich nämlich nicht mitgewirkt. 1969 war Spanien Austragungsort. Fernsehdirektor Helmut Zilk hat gesagt, da fahren wir nicht hin, Spanien ist eine Diktatur. 1970 haben wir auch nicht teilgenommen. Warum, weiß ich nicht. Der Zilk wollte aber unbedingt, dass ich kommentiere, weil ich auf Ö3 sehr präsent war. Ich habe gesagt, okay, aber ich halt’ von der Veranstaltung nicht viel. Er hat gemeint: Genau das will ich heraushören.
Später hat man sich weniger um Politik geschert. Man erinnere an den Gastgeber Aserbaidschan, auch keine astreine Demokratie.
Im Grunde genommen zählt beim Contest nur der Vorteil, egal für wen.
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