Wie YouTube am Streaming-Markt mitmischen will

Die Videoplattform versucht, Netflix & Co. mit eigenen Filmen und Serien Konkurrenz zu machen – u. a. mit Stars wie Susan Sarandon

Mit ernstem Blick schaut Oscar-Preisträgerin Susan Sarandon in die Kamera. In ihrer Rolle als Krankenschwester Helen hat sie einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften: Ihr Sohn Andrew, der als Journalist aus Syrien berichtete, wurde entführt. Helen nimmt die Sache selbst in die Hand – und kontaktiert die Kidnapper mit einer Videobotschaft.

So beginnt der Film „Viper Club“, der im Herbst in ausgewählten US-Kinos lief und nun zum Streamen bereit steht – und zwar bei YouTube Premium, dem Bezahlangebot der Videoplattform.

Seit Juni vergangenen Jahres ist der Service, der in den USA unter dem Namen YouTube Red gestartet war, auch hierzulande verfügbar. Für 11,99 Euro monatlich fällt die Werbung vor Videoclips weg, lassen sich Inhalte herunterladen und auch offline ansehen. Außerdem erhalten Abonnenten Zugang zum Angebot von YouTube Music Premium und zu den YouTube Originals – den hauseigenen Filmen und Serien, mit denen das Google-Tochterunternehmen am Streamingmarkt mitmischen will.

Coming-of-Age-Serie von "Deadpool"-Autoren

Der jüngste Neuzugang bei den Serien ist die schwarzhumorige, bisweilen brutale Coming-of-Age-Geschichte „Wayne“: Im Mittelpunkt steht ein Teenager mit Aggressionsproblem (Marc McKenna), der sich mit seiner Freundin Del auf einen Roadtrip begibt. Hinter den zehn Episoden stehen keine Unbekannten in Branche: Rhett Reese und Paul Wernick, die Autoren der Antihelden-Reihe „Deadpool“.

Die erste Folge von „Wayne“ hat bereits mehr als 14 Millionen Aufrufe und ist wie die meisten Piloten der YouTube Originals gratis abrufbar. Erst wer weiterschauen möchte, muss ein Abo abschließen. Für die folgenden Episoden gibt es keine Aufrufzahlen mehr. Auch, wie viele Nutzer den Premium-Dienst insgesamt nutzen, gibt YouTube nicht bekannt.

Strategiewechsel bei YouTube Premium

So wie erhofft, dürfte es allerdings nicht laufen: Nachdem im Sommer noch enthusiastisch mehr als 50 neue Produktionen angekündigt wurden, trat man im November ein wenig leiser und gab einen Strategiewechsel bekannt.

Während Konkurrent Netflix in den USA erst kürzlich die Preise angehoben hat, will YouTube sein Bezahlmodell überdenken: Bis 2020 sollen die „Originals“ wieder vor die Bezahlschranke geholt werden und auch ohne Premium-Abo für jedermann verfügbar sein – dann aber mit Werbung. Das Bezahlmodell soll jedoch weiterhin für all jene erhalten bleiben, die keine Werbung möchten.

Auch andere Plattformen, die sich im Streaminggeschäft versuchen, haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Laut einem Bericht der Bloomberg Businessweek hatte ein Jahr nach dem Start von „Facebook Watch“ in den USA nur die Hälfte der Nutzer überhaupt von dem neuen Bewegtbild-Angebot gehört.

YouTube Originals für Preis nominiert

Bei seinen deutschen Produktionen kann YouTube jedenfalls Erfolge verzeichnen: Drei „Originals“ gibt es bis jetzt aus Deutschland, darunter die Doku-Serie „LeFloid vs. The World“ mit YouTuber LeFloid und das Comedy-Format „Neuland“ von Ex-„Y-Titty“-Mitglied Phil Laude – beide Produktionen wurden jüngst für den deutschen Grimme-Preis nominiert.

Was Sie bei YouTube Premium streamen können

Mehr als 70 Eigenproduktionen finden sich derzeit im Angebot von YouTube Premium, in Originalsprache mit Untertiteln. Eine kleine Übersicht:

Cobra Kai

30 Jahre nach ihrem letzten Treffen sehen sich Daniel LaRusso und Johnny Lawrence in der „Karate Kid“-Fortsetzung wieder. Ralph Macchio und William Zabka sind für die Serie wieder in ihre Rollen geschlüpft, die zweite Staffel befindet sich in Produktion.

Origin

YouTube hat auch eine eigene Science-Fiction-Serie. In „Origin“ muss eine Gruppe Fremder in einem Raumschiff ums Überleben kämpfen. Mit dabei ist Tom Felton, der Draco Malfoy aus „Harry Potter“.

Museo

Der Film mit Gael García Bernal über einen Kunstraub in den 80ern basiert auf einer wahren Begebenheit. Bei der Berlinale hat der mexikanische Film im Vorjahr den Silbernen Bären für das beste Drehbuch bekommen.

BTS: Burn The Stage

Die Doku-Serie begleitet die K-Pop-Band BTS, mittlerweile gibt es auf YouTube auch einen ganzen Film über die Musikgruppe aus Südkorea.

Weird City

Die humorige Sci-Fi-Anthologie, die am 13. Februar startet, hat gewisse Ähnlichkeit mit „Black Mirror“ von Netflix. Für das Drehbuch zeichnet Oscar-Preisträger Jordan Peele („Get Out“) verantwortlich. Darsteller sind u. a. Sara Gilbert („Roseanne“), Mark Hamill („Star Wars“) und Michael Cera („Juno“).

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