Taylor Swift für Anfänger und Fortgeschrittene
Für totale Anfänger eignet sich die auf YouTube frei verfügbare Doku „The Complete Taylor Swift Story“. Sie verfolgt ganz konventionell die Lebensgeschichte des Pop-Megastars von seinen frühen Anfängen bis zur gigantischen Eras-Tour und derem holprigen Start mit dem Ticketmaster-Kartenverkaufsskandal.
Die Doku beginnt mit einem sehr nahbaren Country-Clubauftritt, Swift mit Dauerwelle und Gitarre ziemlich unglamourös auf einem Hocker. Eine Stimme aus dem Off erzählt, dass Swift mit sieben Jahren zu singen begonnen hat, inspiriert durch ihre Großmutter, die Opernsängerin war. Als Kind sei sie nach Disneyfilmen aus dem Kino gekommen und habe schon alle Lieder auswendig gekonnt.
Bereits mit 11 Jahren habe sie die Country-Musik für sich entdeckt und schon an einer Karriere arbeiten wollen: Sie fuhr mit einem Band, auf dem sie Karaoke-Cover von Dolly-Parton- und Dixie-Chicks-Liedern aufgenommen hatte, nach Nashville. In der Doku werden vor allem Journalisten interviewt, ab und zu kommt auch Taylor Swift selbst zu Wort.
Der Film schildert die Facetten des Superstars als Poetin und Geschäftsfrau, ist aber erzählend und wenig interpretierend. Das schafft man aber selber, etwa wenn Swift erklärt, ihr Ziel war es einfach, Musik zu machen, die in jedem Land der Welt funktioniert. Die Doku ist auf Englisch, aber mit englischen Untertiteln.
ORF1 zeigt übrigens eine Bio-Doku namens „The True Story of Taylor Swift“ am 17. Juli um 21 Uhr.
"Miss Americana"
Für Fortgeschrittene bietet sich die Netflix-Doku „Miss Americana“ aus dem Jahr 2020 an. Hier ist man hautnah am Popstar dran. Insider-Info: Der Titel bezieht sich auf den Song "Miss Americana & the Heartbreak Prince". Der Film begleitet Swift in der Phase zwischen ihrer „Reputation“-Tour 2018 bis zum Erscheinen ihres siebten Studio-Albums „Lover“ (2019). Es ist eine Phase, in der ihr die Möglichkeit einer gigantischen Karriere bewusst wird. Die Doku startet mit Swift am Klavier, über dessen Tasten auch eine Babykatze tapst. Später wird der Megastar seine ganz frühen Tagebücher herzeigen und man wird sie nägelkauend darauf warten sehen, dass ihr ein Anruf mitteilt, ob sie für Grammys nominiert ist. Der Film verführt mit authentischen Einblicken und charmantem Werkstattcharakter, ist aber natürlich selbst auch ein Puzzlestein in der Vermarktungsmaschinerie einer Könnerin dieser Kunst.
"Folklore"
Noch mehr in den Vordergrund gestelltes unprätentiöses Making-Of-Szenario ist in „Folklore: The Long Pond Studio Sessions“ (Disney+) zu finden. 2020, mitten in der Corona-Pandemie, traf sich Swift mit ihren beiden Produzenten Jack Antonoff und Aaron Dessner in einem isolierten Studio in einer rustikalen Hütte, um das Album „Folklore“ aufzunehmen. Das passte auch zur damals angesagten Ästhetik des „Cottagecore“, in den sich auch das nostalgische Album eingliedert. Swift singt alle 17 Lieder, dazwischen wird der Entstehungsprozess der Platte besprochen. Es ist ein interessanter Einblick in die Arbeit einer Songwriterin. Der Film ist eine typische pandemische Produktion, es war etwa kein Kamerateam anwesend, die Musiker sind im Studio, das eine kirchenhohe Decke hat, weit voneinander entfernt.
"The Eras Tour"
War „Folklore“ noch eine Mischung aus Doku und Konzertfilm, ist „Taylor Swift: The Eras Tour“ aus dem Vorjahr (auch Disney+) nur mehr letzteres. Das reicht auch, der Film dauert so schon drei Stunden. Er ist ein Zusammenschnitt von Konzerten der Tour, die nun auch in Wien Halt macht - allerdings ohne die Songs des später veröffentlichten Album „The Tortured Poets Department“. Der Mitschnitt stellte mit einem Einspielergebnis von rund 95 Millionen Dollar allein in Nordamerika an seinem Startwochenende auf Anhieb einen Rekord als erfolgreichster Konzertfilm auf. Er gibt ein wenig Einblick in die Kraft der Live-Auftritte des Megastars, ein weiterer Puzzlestein im Phänomen des Hypes um Taylor Swift.
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