ORF-Unterhaltungschef: Weniger "Millionenshow", mehr Spielwiese
Als Geschäftsführer von ATV und, zuletzt, als Unterhaltungschef von ServusTV, hat Martin Gastinger dem ORF lange zugesetzt. Seit 1. August ist der Wiener eben dort für Show & Co antwortlich und sein Wille zur Quote ist geblieben. "Wenn man Unterhaltung am Publikum vorbei produziert, dann hat man seinen Job nicht verstanden", sagt Gastinger, der hinter Formaten wie „Teenager werden Mütter“ oder „Quizmaster“ stand. Was er denkt und was er plant, erzählt er im KURIER-Interview.
KURIER: Es trägt schon eine gewisse Ironie in sich: Sie haben bei Privatsendern mit zum Teil eigenen Formaten dem ORF über Jahre einiges zum Auflösen gegeben – jetzt ist es u. a. Ihr Job beim ORF gegenzusteuern.
Martin Gastinger: Ich finde es schön, dass Sendungen, die ich in den letzten 15 Jahren erfunden habe, immer noch auf den unterschiedlichen österreichischen Sendern – und auch anderswo – laufen. Es macht mir großen Spaß, etwas neu zu erfinden und zu probieren und das mache ich nun auch beim ORF. Und insofern nehmen wir beim ORF diese Herausforderung gerne an.
Was ist Ihr Zugang zu dieser Herausforderung?
Ich habe vor allem eine Riesenfreude, weil ich jetzt die Möglichkeit habe, viele Programm-Plätze über so viele Kanäle zu bespielen, wie es sie bei keinem der Sender, bei denen ich davor war, gegeben hat. Ich mache nämlich leidenschaftlich Programm und das geht hier in einer großen Breite - von Quiz bis Eventproduktionen, Schlager- oder Spiele-Shows, große und kleinere Formate, also eigentlich alles. Das macht mir, wie gesagt, großen Spaß.
Probebetrieb von Kinderkanal ist bereits gestartet
Und wann wird es ernst?
Das ist es bereits. Ich bin zum ORF gekommen und habe gleich den Auftrag bekommen, mich um den ORF-Kinderkanal, der am 1. Jänner auf unserer digitalen Plattform abrufbar sein wird, zu kümmern. Und das ist schon eine sehr große Herausforderung.
Ohne Geld ist das eher schwierig.
Es ist nicht allein deshalb, weil es wenig Budget gibt, es ist vor allem die Kürze der Zeit. Der ORF-Kinderkanal muss jeden Tag 24 Stunden komplett kindersicher sein. Die Eltern müssen sich darauf verlassen können. Konzipiert wird der für ein Zielpublikum von 3 bis 12 Jahre. Die Kernzielgruppe liegt bei 6 bis 10 Jahren. Die Herausforderung ist: Wir müssen sehr schnell einen Online-Kanal aufbauen, ein Schema neu schaffen, Senderechte, die ja dafür noch nicht vorhanden sein konnten, müssen besorgt werden. Dazu muss man Leute finden, die das machen können und wollen. Dabei sollen auf diesem Kinderkanal möglichst viele Eigenproduktionen und nicht nur Kaufprogramm gespielt werden. Also, das war wirklich eine große Herausforderung. Aber ich kann beruhigen: Wir sind schon im Probebetrieb. Das haben wir binnen zehn Wochen geschafft. Die ersten drei Wochen im Jänner sind fertig geplant. Wir werden da ein richtig schönes Programm mit tollen neuen, eigenproduzierten Formaten haben, die es so im ORF-Kinderprogramm bis jetzt nicht gegeben hat.
➤ Mehr lesen: Die ersten wesentlichen Posten-Rochaden im ORF unter Weißmann
Der Start
Die Medienkarriere startet Martin Gastinger bei den ORF-Radios. TV-Luft schnuppert er ab 1990 bei der ORF-Jugendsendung „X-Large“, ehe es führ ihn nach Deutschland geht
Privat-TV
Ab 1994 ist der Wiener im Pay-TV u. a. für Premiere tätig. 2007 wechselt er als Programmchef zu ATV, 2013 wird er Senderchef. Seine Quotenhits wie „Pfusch am Bau“ oder „Teenager werden Mütter“ laufen international
Wechselschritt
Nach dem Verkauf an ProSiebenSat.1 setzt Gastinger die Fernsehkarriere ab 2018 bei ServusTV fort. Er verantwortet u. a. den erfolgreichen Vorabend mit „Quizmaster“ und „Quizjagd“ . Seit 1. August ist er ORF-Unterhaltungschef
Gibt es, weil naheliegend und die Zeit knapp war, Verschränkungen z. B. mit anderen öffentlich-rechtlichen Sendern, etwa KiKa?
Was man auseinanderhalten muss: Es gibt das Kinderprogramm in ORF1, das weiterhin und wie gewohnt von 6 bis 9 Uhr zu sehen sein wird. Den 24-Stunden-Kinder-Kanal müssen wir aber komplett anders denken und das ist auch die Herausforderung jetzt gewesen. Wir können online nicht einfach das, was wir eh schon haben, dort abspielen. Wir haben deshalb ein komplett neues Team von jungen Leuten aus dem ORF zusammengestellt, die mittels „Smart Producing“ Programm machen. Das sind zumeist junge Mitarbeiterinnen, die in einer Art produzieren, wie es der ORF bisher nicht gemacht hat. Die sind mit kleinen Kameras und ihren Smartphones unterwegs, die produzieren, schneiden und sprechen alles selbst. Junge Menschen machen hier Programm für junge Menschen.
Kinder-Programmm als Stream und on demand
Da gab es wahrscheinlich Bedenken wegen der Produktionsqualität?
Ich habe mich ganz bewusst für diesen Weg entschieden. Dieser Kinderkanal ist ein 24-Stunden-Online-Channel, wird über die Homepage von ORF On erreichbar sein und vor allem über Smartphones und Tablets genutzt werden. So konsumiert heutzutage diese Zielgruppe Bewegtbild. Deshalb produzieren wir auch gleich in diesem Format. Natürlich wird es dazu noch andere Programme, die wir uns von überall her organisiert haben, geben. Aber es ist nicht einfach nur gespiegelt das, was man vom ORF-Kinder-Fernsehen und von "Okidoki" kennt. Details dazu werden zu einem späteren Zeitpunkt noch präsentiert werden.
Der Starttermin ist wann?
Wir starten am 1. Jänner um 6.00 Uhr früh – es hätte ja keinen Sinn, um Mitternacht schon loszulegen. Wichtig ist dabei: All die Programme, die da zu sehen sein werden, sind sofort nach der Ausstrahlung auch online über ORF On abrufbar. Das heißt, es gibt zum 24-Stunden-Stream des neuen ORF-Kinderkanals noch die einzelnen Programme on demand. Ich bin sehr froh darüber, dass man da im ORF meinen Überlegungen gefolgt ist. Deshalb konnten wir nach nur zehn Wochen schon in den Probebetrieb gehen.
Planen Sie darüber hinaus Veränderungen im linearen ORF-Programm?
Es wird garantiert Veränderungen geben, weil man all seine Sendungen und auch die Sendeplätze immer wieder überprüft. Ich analysiere das genau. Das zu optimieren, ist ein wiederkehrender Prozess. Das wird noch besser werden. Ich mache momentan viele Sachen gleichzeitig.
Was sind nächste Projekte der ORF-Unterhaltung?
Wir haben in ORF 1 soeben die Sing-Party-Show "Hier spielt die Musik" gestartet. Nach zwei Ausgaben kann man sagen: Sie funktioniert. Sie funktioniert vor allem auch in der jungen und ganz jungen Zielgruppe. Das Thema Musik erreicht sehr breit die Generationen und bleibt ein wichtiges Thema für den ORF. Das sieht man ja auch an den "Starnacht"-Sendungen oder Silbereisen-Shows, die es schaffen, mehrere Generationen vor dem Schirm zu versammeln. Am 15. Dezember zeigen wir mit "Your Songs" eine koproduzierte Musikshow mit großen Stars wie Wanda, Anastacia, Take That, Ronan Keating, Adel Tawil und vielen mehr. Wir arbeiten derzeit an einem neuen Quiz, "Clever! – die Rätsel-Show“, das im Januar starten wird und in der Freitag-Primetime von ORF 1 laufen soll. Das geht in eine komplett neue Richtung von Quiz – ich würde es ein Ratespiel nennen. Man kann sich übrigens bereits auf tv.ORF.at/clever bewerben. Der Spiel-Prinzip ist: Ein Brain und ein Promi treten gegen drei Freunde oder drei Geschwister etc. an. Es geht da nicht so sehr um klassisches Wissen, sondern auch um Logik und es wird Aktionen im Studio geben. Das ist ein bunter, ungewöhnlicher Mix. Gedreht wird im Dezember.
➤ Mehr lesen: Gregor Seberg gibt den Rätselkönig
Fokussiert Ihr auf den Sendetag Freitag?
Nein. Ich arbeite momentan auch an zwei großen Quiz-Sendungen, die auch im Hauptabend laufen sollen. Eine ist für den Montag und eine für den Samstag gedacht, eine richtige Familienshow.
Was die Frage nach der Zukunft der "Millionenshow“ nahelegt. Es soll, heißt es gerüchteweise, weniger Ausgaben davon geben?
Das ist nicht der Punkt dabei. Ich bin aber der Meinung, dass man auch mal was ausprobieren muss. Das ist ein prominenter und vom Publikum gelernter Platz für ein Quiz. Und deshalb habe ich der Programmdirektion und dem Channel-Management vorgeschlagen, dass wir da einmal ein bisschen etwas Neues ausprobieren. Das soll im kommenden Jahr stattfinden. Und auch für den Samstagabend lassen wir uns etwas Nettes einfallen.
Das sind dann schon viele Quizsendungen, oder?
Beim Fernsehen gibt es immer Trends, die dem Publikumszuspruch folgen. Momentan fahren alle auf Rate- und Quizsendungen ab. Das kann man, meiner Überzeugung nach, noch weiter ausreizen, indem man kleinere für den Vorabend macht und die richtig großen Shows für die Primetime. Das habe ich auch beim Sender, bei dem ich zuvor war, propagiert und es hat ganz gut funktioniert. Der ORF hat große Marken und etwas Neues auszuprobieren, schadet da nicht. Wenn wir das ein wenig breiter aufstellen, so dass die ganze Familie auf ihre Kosten kommt, dann kann das fürs ORF-Publikum nur ein Gewinn sein.
Verlängerung der "Millionenshow" hängt an RTL - und kommt
Die "Millionenshow“ geht also schon weiter?
Natürlich. Wir feiern im nächsten Jahr das Jubiläum mit "25 Jahre Millionenshow“. Es sind schlicht ein paar Ausgaben weniger, weil ich gerne etwas ausprobieren möchte. Das ist auch angebracht. Denn was tut der ORF, wenn Endemol oder RTL entscheiden, Schluss zu machen? Wir produzieren ja im selben Studio. Da ist es also schon sinnvoll, wenn man andere Show-Ideen ausprobiert. Nur ums Klarzustellen: Wir sind gerade dabei, die "Millionenshow“ um weitere zwei Jahre zu verlängern. Das ist aber sehr abhängig von RTL, weil wir in Köln Back to back produzieren. Da Günther Jauch verlängert hat, steht auch von ORF-Seite dem nichts im Wege. Dass wir die "Millionenshow“ abschaffen wollten, das wäre eine falsche Information und abwegig. Es ist eine Säule des ORF2-Programms mit mindestens 550.000 Zuschauerinnen und Zuschauern jeden Montag.
Der Samstagabend ist seit Jahren ja sehr durch Koproduktionen mit den deutschen Öffentlich-Rechtlichen geprägt.
Da ist viel Musik drin, aber auch "Verstehen Sie Spaß?“ oder "Klein gegen Groß“, was hervorragend funktioniert hat. Diese Koproduktionen sind ein wichtiges Thema. Ich bin da auch in verschiedenen Gesprächen, denn, das war ein Ergebnis der Programmmesse in Cannes, alle müssen auf ihr Budget schauen. Geld ist knapp, nicht nur beim ORF. Also ist es sinnvoll, die Zusammenarbeit auszubauen. Wir wollen beispielsweise zusammen mit dem ZDF schauen, dass wir nicht nur im Bereich der großen Shows Synergien finden, sondern auch im Format-Bereich, also z. B. Factual Entertainment. Das kann für die Primetime sein, ich habe aber auch einen Vorschlag für den Nachmittag gemacht, weil ich glaube, dass der zum ZDF passen könnte.
Ich dachte, der ORF konzentriert seine Budgets im Vor- und Hauptabend?
Natürlich investieren wir in den Nachmittag, wenn man etwa an die Samstag- und Sonntag-Formate denkt wie „Natur im Garten“. Karl Ploberger hat tolle Marktanteile, das sind Erfolgsformate. Und auch da gibt es vielleicht Möglichkeiten, Synergien zu finden mit dem Ziel, Budgets besser einzusetzen. Ich finde das wichtig, ich bin der Meinung, dass das wirtschaftliche Denken eines Programmmachers entscheidend ist in diesen Zeiten. Wir wollen ja die vielen Sendeplätze möglichst attraktiv füllen.
Was kommt von Ihnen persönlich? Ihre Programmideen und Formate, die bereits anderswo umgesetzt wurden, füllen Programmkataloge.
Es wird einiges kommen. Der Kinderkanal ist voll mit solchen Sachen und auch die zwei Quiz-Sendungen. Ich habe auch den Vorschlag gemacht, der umgesetzt wird, bei „Dancing Stars“ einen Fan mittanzen zu lassen. Das hat seinen Reiz, auch wenn es jetzt nicht die Wahnsinns-Erfindung ist. Das „Dancing Stars“-Casting wird im Sommer produziert und dann im Herbst 2024 zu sehen sein. Wir hoffen da auf rege Beteiligung, auf hoffentlich viele 100 Tänzerinnen und Tänzer, die oder der dann gegen die Promis antritt.
Publikumsbeteiligung ist ja ein großes Thema in der Unterhaltung.
Stimmt und mit „Die große Chance – Let’s sing and dance“, die bevorsteht, ist das ein weiteres Mal umgesetzt. Wir sind derzeit mitten im Casting Prozess. Die Aufzeichnungen gehen im Jänner los. Der Auftakt der Show ist am 8. März und reicht bis kurz vor den Beginn der Fußball-EM. Die letzten vier Liveshows sind dann im Mai.
Eine große Herausforderung wird 2024 ja die Fußball-Europameisterschaft …
… vor allem für die österreichische Nationalmannschaft …
… und auch für ihre Mannschaft, weil man mit dem Thema, das in Österreich in Bann ziehen wird, ja spielen kann.
Und das tun wir auch. Wir wissen, was wir machen werden. Die Entscheidung darüber und über die Sendeplätze dafür ist soeben gefallen. Aber ich bitte noch um Geduld, bis wir darüber sprechen können.
Gastinger kann sich Hauptabend-Kochsendung im ORF vorstellen
Sie waren ja jüngst wieder bei der Programmmesse MIP in Cannes. Gibt es neue Trends, gibt es Besonderheiten, die es wert wären, dass man sie übernimmt?
Ich habe in Cannes keinen Wow-Effekt erlebt, aber doch zwei, drei Formate entdeckt, die für die Primetime gedacht und spannend sind. Die stammen allerdings von ganz kleinen Ideenschmieden. Ich werde aber hier aus naheliegenden Gründen keine Details dazu nennen. Mein Blick auf die Programme ist ja nun ein anderer als zuvor, ein sehr öffentlich-rechtlicher. Die große Aufgabe ist, dass man Programm findet, das zum jeweiligen Sender und seinem Publikum passen. Nicht, dass es mir gefällt, ist wichtig, sondern dass es unseren Zuschauerinnen und Zuschauen gefällt. Wir werden deshalb auch das eine oder andere ausprobieren, was in völlig neue Richtungen geht.
Was wäre das in dem Zusammenhang?
Das sind keine Shows und keine Realitys, es handelt sich durchwegs um Factual Entertainment. Da hat der ORF wenig im Programm insgesamt und ganz wenig in der Primetime. Um nur ein Beispiel zu nennen: Gar nicht im ORF-Hauptabend zu finden ist etwa das Thema Kochen. Wenn ich österreichische Köche oder Köchinnen zur besten Sendezeit sehen will, muss ich auf andere Sender schalten, z. B. Haya Molcho, Sepp Schellhorn oder Alex Kumptner. Die sind alle dort vertreten. Da, meine ich, lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob und wie man so etwas im ORF umsetzt.
Am Freitagabend wird ja in ORF2 eine Programmlücke aufgehen, weil „Vera“ beendet wird. Am 1. Dezember strahlt der ORF die Sendung letztmals aus. Wie geht es weiter?
Ich bin mit Vera Russwurm in einem guten Kontakt. Wir denken gemeinsam über künftige Möglichkeiten nach, welche Highlight-Eventgeschichten passend für sie sein könnten. Ich glaube, es muss da eine wirklich gute Idee sein, die zu ihr passt, die auch zu uns passt und dann ist alles möglich.
In dem Zusammenhang anzusprechen ist ja auch das Thema Generationswechsel und der Nachwuchs für den Bildschirm. Wie gehen Sie damit um?
Da tue ich mir sehr leicht. Da ich auch für den ORF-Kinderkanal verantwortlich bin, baue ich dort derzeit eine völlig neue Mannschaft auf. Das ist eine ganz andere Generation, die auch das Smart-Producing betreibt. Wir werden zwei Influencerinnen als Moderatorinnen am Start haben, die schon YouTube Channels machen, die 600.000 Abonnenten und 3 Millionen Abrufe pro Woche haben, um eben diese Community auch wieder ins Fernsehen und zum ORF zurückzuholen. Die beiden sind 12 bzw. 16 Jahre alt. Dann haben wir aus dem eigenen Haus rund um die „ZiB Zack Mini“ drei Moderatorinnen, die auch regelmäßig vorkommen werden. Die sind auch alle sehr, sehr jung. Also wir ziehen da gerade eine völlig neue Generation für Moderation und Redaktion heran. Das finde ich außerordentlich spannend. Wohin das dann führen kann, sieht man daran, dass wir uns ganz bewusst für Fanny Stapf neben Andi Knoll als Moderatorin für „Die große Chance“ entschieden habe. Das ist einfach eine gute Kombination.
Niveau und Quote schließen einander nicht aus
Zum Schluss noch die Frage, der Fragen: Warum haben Sie von ServusTV zum ORF gewechselt.
Ich habe wahnsinnig gern für all die Sender, für die ich gearbeitet haben, gearbeitet. Ich glaube auch, dass ich beim letzten Sender gute Arbeit geleistet habe, was etwa die Quoten des Vorabends dort zeigen – von ein auf zehn Prozent Marktanteil. Für mich gab es nun die Überlegung, ob ich den Schritt zurück zu meinen Wurzeln – ich habe ja beim ORF begonnen - und damit auf die ganz große Spielwiese mache. So ein Wechsel von außen in den ORF ist nie leicht, weil man dazu ein anderes Unternehmen verlassen muss, wo man Verantwortung übernommen hat. Ich habe in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten jedenfalls sehr viel gelernt, was ich jetzt einbringen kann. Ich weiß, wie man mit wenig Geld Programm macht, ich weiß auch, wie man sehr hochwertiges Programm macht. Realität ist, dass der wirtschaftliche Aspekt für Programmmacher heute sehr im Vordergrund stehen muss, gleichzeitig die Kreativität aber wichtig bleibt. Damit kann ich umgehen, weil ich selbst Geschäftsführer und Programmchef bei einem TV-Sender war. Insofern hat sich das nun gut gefügt.
Und wie halten Sie es mit der Quote? Ist Quote wichtig für Sie?
Das bin ich auch im ORF-Hearing gefragt worden. Das ist bei Kultur- oder Info-Sendungen sicher anders, aber bei Unterhaltungsprogrammen geht es immer um die Quote. Wenn man Unterhaltung am Publikum vorbei produziert, dann hat man seinen Job nicht verstanden. Niveau und Quote schließen einander nicht aus; nur weil etwas keine Quote hat, hat es noch lange nicht Niveau. Gute Unterhaltung ist machbar. Man muss sich immer sein Publikum vor Augen führen. Das ist wie bei einem Tischler, der hoffentlich auch nicht nur einen Möbelstil beherrscht, sondern das kann und macht, was man von ihm will. Wir Programmmacher müssen in der Lage sein, für alle Zielgruppen und Geschmäcker zu produzieren. Programm ist nicht Selbstzweck und wenn es gut gemacht ist, hat es viele Zuseherinnen und Zuseher.
Danke für das Gespräch.
Kommentare