ORF mit weniger "Geister-Haushalten" und zusätzlichen Programm-Millionen
Einigermaßen Entwarnung in Sachen ORF-Beitrag kann Generaldirektor Roland Weißmann den Stiftungsräten geben, die am Montag in die Sitzungswoche starten. Gleichzeitig gibt es stabile TV-Quoten und zusätzliche Programminvestitionen zu vermelden. Zahlen im Digital-Bereiche stützen zudem die Transformationsbestrebungen. Es läuft also wieder besser für den ORF.
Die Aufregung um 180.000 „Geister-Haushalte“ aufgrund von unvollständigen, falschen oder nicht zuordenbaren Meldedaten führte im Frühjahr zu Alarmmeldungen beim ORF. Denn auf Basis der Meldedaten hatte der Gesetzgeber den neuen ORF-Beitrag auf 15,30 Euro - zuvor bei der GIS 18,59 Euro pro Monat und Haushalt - abgesenkt. Es drohte dem ORF eine jährliche Einnahmenlücke von 30 Millionen.
"Geister-Haushalte" halbiert
Inzwischen hat sich die Lage grundlegend verbessert: Vor dem Sommer fehlten immer noch fast 160.000 Haushalte auf die für Dezember geplanten 3,68 Millionen Beitragshaushalte. Das Delta liegt inzwischen bei 98.000 Haushalte und wurde damit halbiert. Die Beitragslücke gegenüber dem Finanzplan ist auf unter 20 Millionen gesunken. Eine weitere Verbesserung ist beabsichtigt. Die aktuelle Umsatz-Prognose für den Beitrag liegt nun bei knapp über 660 Millionen und das ist doch weit weg von kolportierten Zahlen vor der Einführung.
Der Bericht über das 2. Quartal, der am Freitag an den ORF-Aufsichtsrat ging, enthält auch erste Informationen zu juristischen Auseinandersetzungen um den ORF-Beitrag, den etwa FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler als rechtswidrig einstuft. Das Bundesverwaltungsgericht folgt dem nicht. Es hat bereits Beschwerden nicht rechtskräftig abgewiesen. Darin ging es etwa um die Höhe des Beitrags, dessen Zulässigkeit ohne ORF-Konsum oder die EU-Konformität. Allerdings, auch die EU-Kommission hat ein Auge auf den Beitrag geworden. Adressat des Brüsseler Auskunftsersuchens ist allerdings die Republik Österreich gewesen.
Nach guten August-Quoten auch dank der Olympischen Spiele und einem Bestwert bei jungen Sehern seit 2016 ist der ORF nun im Nationalratswahlkampf erste Anlaufstelle. Die "Sommergesprächen" lagen bei den Quoten deutlich über dem Vorjahr, Schlagzeilen machten diesmal die Inhalte. Auch die TV-Duelle, um deren Reihenfolge es Debatten gab, starteten gut.
Der Publikumszuspruch soll Herbst durch zusätzliche Mittel fürs Abspielbudget, die aufgrund des laufenden Sparkurses frei geworden sind, abgesichert werden. Es werden weitere zehn Millionen investiert. Deshalb können dann z. B. die neue Serie „Die Fälle der Gerti B.“, neue Folgen der revitalisierten „Schnell ermittelt“-Reihe oder „Dancing Stars – Das Casting“ zusätzlich gezeigt werden.
Sportrechte in Diskussion
Wie berichtet laufen im Hintergrund Verhandlungen über Senderechte im Sportbereich. U. a. geht es um die durch die FIS komplex gewordenen Ski-Rechte, aber auch um jene des ÖFB und die Fußball-Bundesliga. Dass hier Stiftungsräte Druck nach der Devise „koste es, was es wolle“ aufbauen, goutiert man im ORF gar nicht. „Jede Äußerung in diese Richtung kostet zusätzlich“, heißt auf dem Küniglberg.
„Vom Broadcaster zur digitalen Plattform“ hat Weißmann als Strategie für den ORF in den nächsten Jahren. Das führt u. a. zu Verschiebung von finanziellen Mitteln in den Digital-Bereich. Soeben ist der „ZiB“-YouTube-Kanal, wofür die „ZiB 3“, auch mangels Nachfrage, in die ewige Sommerpause geschickt wurde. @ORFZeitimBild hat binnen kurzem bereits über 10.000 Abonnenten und wird letztlich als starke Dachmarke für die ORF-Information und Magazine fungieren. Damit will man nicht nur die junge Zielgruppe erreichen, sondern auch Nachrichtenvermeider und Menschen, die nur noch digital Bewegtbild konsumieren.
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