Ibiza-Video-Macher zu Armin Wolf: "Ich würde es umso mehr wieder machen"

Julian Hessenthaler
Julian Hessenthaler bot Wolf weitere Dokumente rund um Ibiza an - der sagte: "Bitte geben Sie sie uns".

* Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends*

Am Mittwoch vor vier Jahren haben gar nicht Wenige in der Republik mit angelegten Ohren ein Video angeschaut. Am Mittwochabend werden gar nicht Wenige wieder mit angelegten Ohren vor dem Fernsehapparat gesessen sein. Ibiza-Macher Julian Hessenthaler war zum Jahrestag des längst in die Politikgeschichte eingegangenen Videos bei Armin Wolf in der ZiB 2 zu Gast. Würde es "schoaf"? Gibt's "zack, zack, zack" - Neues? Oder zumindest ein bisschen Skandal?

Noch spürt man sie täglich, die Nachbeben dieses Videos. Anfangs spürte sie besonders Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Die Ausläufer haben inzwischen längst die ÖVP zum Wackeln gebracht. Der Mann im Epizentrum des Videos aber findet: Es wackelt nicht genug.

Die Langfassung des Interviews gibt es hier zum Nachsehen.

"Effekt bei Weitem zu gering"

Dass Hessenthaler - und auch seine jüngsten Auftritte - "umstritten" sind, ist eine gar nicht geringe Untertreibung. Je nach politischer Selbstverortung ist er Aufdecker oder Gottseibeiuns der heimischen Innenpolitik. Keine leichte Position.

Würden Sie es wieder tun?, fragt Wolf, gemeint ist: Dieses Video wieder drehen. "Ich würde es umso mehr wieder machen. Ich finde, der Effekt, der erzielt wurde, ist bei weitem zu gering", sagt Hessenthaler. Da werden ein paar ihren angelegten Ohren nicht so recht getraut haben. 

Dabei fing es fast kleinlaut an: Wie einen Stoßseufzer rang Hessenthaler - erst jüngst aus dem Gefängnis entlassen und seither Medien- und Volkstheaterbühnenpräsent - sich anfangs ein "Guten Abend, Herr Wolf" ab.

Es sollte weniger kleinlaut werden: "Bei allem Respekt", sagte Wolf, und da weiß man schon, dass man diesen Respekt zum Flankenschutz einer angriffigen Frage in Stellung bringt, "aber Ihr bisheriger Lebenslauf spricht nicht dafür", dass das Ibiza-Video "aus demokratiepolitischen Motiven" gedreht worden ist. Hessenthaler pariert: "Es ging tatsächlich um Überzeugung, aber die wuchs erst in mir. Für mich war es ein Freundschaftsdienst. Ich war selbst überrascht über die Dimension, die es bekommen hat."

Damit ist aber, das muss man hier dazusagen, nicht die finanzielle Dimension gemeint. Gab es keine Geldgeber außer dem Anwalt?

Nein.

Der Anwalt hat völlig alleine gehandelt?

Ja.

Da werden sich manche Ohren vor dem Fernsehapparat vielleicht ein wenig entspannt haben.

Keine finanziellen Interessen, obwohl das Video laut Wolf "einem Vertrauten" von Hans Peter Haselsteiner und der SPÖ "für 5 bis 6 Millionen Euro" angeboten worden sei?

(Zumindest dem Autor hat es hier die Ohren wieder angelegt).

"Das sag ich ja"; sagt Hessenthaler, und meint: Nein, keine finanziellen Interessen.

Das Video "hat eine Chance eröffnet"

Wenn es nicht um Geld geht, so lehrt das Leben, geht es meist um Wichtigeres. Nur: Strafrechtlich ist, wie Wolf sagt, nichts geblieben vom Video. Hatte Strache doch recht, der sagte: "Blöd reden ist nicht strafbar?"

"Es ist nicht strafbar, weil die Gesetzgebung dahingehend Lücken aufweist", entgegnet Hessenthaler. "Dass es deswegen nicht verwerflich ist, ist glaub ich reichlich kühn zu behaupten."

Die FPÖ ist längst wieder Nummer eins in Umfragen: Was hat es dann gebracht?

"Es hat einiges angestoßen. Es hat eine Chance eröffnet. Dass diese Chance nicht gebührend genützt wird, ist schmerzlich."

Oligarchennichte? "Die Republik sollte ihr dankbar sein"

Apropos Chance: Wolf ließ sich die selbige nicht entgehen, nach der Hauptprotagonistin des Videos - neben Strache und Gudenus - zu fragen, der vorgeblichen Oligarchennichte. Warum stellt sie sich nicht?

"Welches Interesse sollte sie haben, das zu tun?", fragt Hessenthaler.

Was wurde aus ihr?

"Die Republik sollte ihr dankbar sein."

Nun gut, da sind wir nicht weiser geworden.

Sushi-Reis, ohne Kokain

Wie geht es da den Ohren der Zusehenden? Auf selbige gab es am Schluss noch etwas.

Hat er Strache Drogen verabreicht, wie dieser gesagt haben soll, fragt Wolf?

"Es wurden keine Drogen verabreicht. Ich finde diese Darstellung peinlich. Dass der Sushireis angeblich mit Kokain gekocht wurde, ist hanebüchen."

Okay, da legen sich die Ohren wieder an. Aber hinhören lohnte sich.

"Die Behören kennen nicht alle Videos", sagt Hessenthaler. Warum? "Weil ihre Ermittlungen unzureichend waren", sagt der Ibiza-Macher. Warum er sie nicht den Behörden gibt? "Kein Mensch hat mich je gefragt." Was darauf zu sehen sei, sei aber "tatsächlich strafrechtlich nicht relevant".

Und "Ibiza war nur der Abschluss" einer siebenmonatigen, komplexen Arbeit, sagte Hessenthaler.

Warum, fragt Wolf, gibt er die Dokumente dieser Vorarbeit nicht den Behörden? (Vorsicht, Ohren spitzen!)

"Ich geb sie gerne Ihnen, wenn Sie es ausstrahlen", sagt Hessenthaler, gemeint ist Armin Wolf.

"Wir würden sie überprüfen, bitte geben sie sie uns", antwortet Wolf.

Vor vier Jahren war erstmals das Ibiza-Video zu sehen. Man kann sich sicher sein, auch ohne Zib und neue Dokumente: Fortsetzung folgt.

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