Hessenthaler über das Erscheinen des Videos 2019:
„Als ich die Bilder sah, war ich in einer Ferienwohnung. Es war für mich tatsächlich befreiend. Ich habe das nervös erwartet. Ich hatte drei Laptops und zwei Fernseher gleichzeitig laufen. Die nächsten 24, 30 Stunden habe ich nicht geschlafen. Dann sind auch schon die Anfragen für die Freigabe der Aufnahmen von internationalen Medien gekommen.“
„Die Oligarchennichte hat sich bei mir gemeldet. Sie hat gefragt, was da los ist. Sie hört von Demos. Sie war komplett baff, verwundert, ergriffen, beeindruckt. Wir haben dann darüber diskutiert, was das für uns bedeuten würde.“
Über die Zeit bis zur Veröffentlichung des Videos:
„Ich habe einiges versucht zu planen. Aber kein Plan überlebt die Realität. Es ist großer Stress ausgebrochen. Niemand wusste, was die Konsequenzen sein würden. Der Rücktritt der Regierung war dann überraschend. Vor der Veröffentlichung war es eine riesige Last. Ich habe oft mit mir selbst gekämpft: Das ist zu viel, das ist zu riskant.“
Über mögliche Hintermänner:
„Es gab keine Hintermänner. Da waren nur ich, der Anwalt, die Oligarchennichte und ein paar Bekannte, die teils einen heftigen Preis dafür zahlen mussten für teils unwissende Beitragshandlungen. Das werfe ich mir heute noch vor.“
Über die Oligarchennichte:
„Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, mich nach ihrem Status zu erkundigen. Aber der Strafvorwurf gegen sie war konstruiert. Und die Fotos von ihr werden nie wieder aus dem Internet verschwinden.“
Über seinen „Job“:
„Ich sehe mich als Berater, nicht als Detektiv. Ich berate Konzerne bei kniffligen, delikaten Problemen. Unter anderem bei Projekten, wo es um hohe achtstellige Schadenssummen geht.“
Über seine Festnahme in Deutschland:
„Das war am Prenzlauer Berg in Berlin. Ich habe schon am Vortag Observations-Maßnahmen wahrgenommen. Zu der Zeit war Lockdown. Ich hatte ein Treffen mit jemandem in einem Industriegebiet. Da fällt ein Lieferwagen mit laufendem Motor auf. Ich wollte der Situation nicht entweichen. Ich war es leid, ich war nicht auf der Flucht. Ich habe mich nur bedeckt gehalten – sonst hätte ich mich abgesetzt, ich hatte ja 1,5 Jahre Zeit dafür. Am Tag nach dem Treffen hat mich ein junger Mann auf der Straße angesprochen, wo die U-Bahn ist. Dann kam von hinten schon der Zugriff. Der war sehr professionell durchgeführt. Ich habe da schon mein Telefon neu aufgesetzt und Daten mitgenommen, dich ich beschlagnahmt haben wollte.“
Über seine Zeit in Haft:
„Berlin-Moabit war das beste Gefängnis, in dem ich war. In Wien war ich lange in Einzelhaft. Da wird man müde, hat Schlafschwierigkeiten und Konzentrationsprobleme. Später war ich für die Essensausgabe und Postausgabe zuständig. Da habe ich unter anderem den Bierwirt kennengelernt – kein Angenehmer. In St. Pölten bin ich dann ausgerechnet mit Österreichern in der Zelle gesessen, die wegen Wiederbetätigung verurteilt waren. Einer hat mich dann schließlich angesprochen: „Es gibt Gerüchte, dass du dieser Ibiza-Wichser bist.“ Ich habe in Haft auch die Weihnachtstorten für einen Großteil der Belegschaft gemacht.“
Über seine Zukunft:
„Ich muss mein Leben sortieren. Ich habe mir vorgenommen, mich mit der Aufarbeitung dieser Sache zu beschäftigen und ich möchte mein Wissen nutzen. Ich weiß, dass nicht alles aufgedeckt ist.“
Über seine (angeblich ungerechtfertigte) Verurteilung:
„Meine Kritik richtet sich in erster Linie gegen die Ermittlungsbehörden. Da besteht in Österreich dringender Handlungsbedarf. Der Staatsanwalt hatte eine sehr persönliche Herangehensweise an den Fall. Wer dahinter steckt? Das kann ich nicht sagen, ich bin auf Bewährung.“
Über die Sky-Serie zur Ibiza-Affäre:
„Mein Dialekt ist nicht so ausgeprägt wie der von Herrn Ofczarek (er spielte Hessenthaler, Anm.) Und ich war zwar damals auch nicht so gut in Form, aber…. Die Serie ist nah an der Wahrheit dran. Ich fand sie gut. 99, 5 Prozent sind korrekt. Ich habe sie in einem Stück verschlungen und kann mich nicht beschweren.“
Am 4. Mai findet gemeinsam mit der Initiative "Saubere Hände" die nächste Veranstaltung im Volkstheater statt. Am 17. Mai schließlich wird Hessenthaler unter dem Motto "Der Ibiza-Jahrestag - Ein Blick über die Grenzen" "mit Vertretern aus Politik, Medien und Justiz" über die Geschichte des Videos und die Konsequenzen diskutieren.
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