Fellner-Medien zu 30.800 Euro Schadenersatz an "Krone"-Herausgeber verurteilt
Die Belästigungscausa rund um Wolfgang Fellner hat auch diese Woche wieder ein Gericht beschäftigt: Die Mediengruppe Österreich und die oe24 GmbH wurden am Dienstag am Straflandesgericht Wien zu einer Entschädigungszahlung von insgesamt 30.800 Euro an "Krone"-Herausgeber und -Chefredakteur Christoph Dichand verurteilt. Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig.
Dichand hat nach einer Reihe von Artikeln, die im Sommer in "Österreich" bzw. "oe24" erschienen sind, wegen übler Nachrede geklagt. In einem der Texte war etwa zu lesen, das "'Krone'-Imperium" von Dichand würde mit seinem "Schmutzkübel-Anwalt" Michael Rami einen "Krieg" gegen die Mediengruppe Österreich führen. Laut Klage suggerieren die Artikel, Dichand stehe hinter von mehreren Frauen erhobenen Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Fellner. Die Vorwürfe seien den Berichten zufolge "frei erfunden", außerdem sei einer Ex-"oe24.TV"-Mitarbeiterin angeblich Geld geboten worden, damit sie aussagt, sie sei von Fellner sexuell belästigt worden.
Es möge schon sein, dass es die Krone Gruppe als größte Mitbewerberin "nicht stört, dass Vorwürfe gegen Fellner erhoben werden und man das gerne veröffentlicht", so der Richter in seiner Urteilsbegründung. Aber dass es sich um eine von Dichand gesteuerte Rufmordkampagne handle, dafür gebe es "keine Anhaltspunkte".
Mehrere Frauen werfen Fellner sexuelle Belästigung vor, der "Österreich"-Herausgeber hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Zwei der Frauen, Raphaela Scharf und Katia Wagner, waren früher bei "oe24" tätig und arbeiten mittlerweile für "KroneTV". Sie sagten beim ersten Prozesstermin im Oktober aus, ebenso wie Radiomoderatorin Angela Alexa, die zuvor bei "oe24" war und nun bei "Radio Arabella" arbeitet. Sie wirft Fellner vor, sie 2017 bei einer Weihnachtsfeier am Po begrapscht zu haben, dies hat sie im Juni in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" erstmal öffentlich gemacht.
Vor dem Straflandesgericht wiederholte sie ihre Vorwürfe und schilderte das Arbeitsklima bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber. Fellner sei "ein Mann, der sich emotional nicht im Griff hat". Er habe sie angeschrien und beschimpft (etwa als "blöde Kuh"), einmal mit der Faust gegen die Wand geschlagen. Regelmäßig habe er "Wutanfälle" gehabt, sie habe auch "Geschirr fliegen" gesehen.
Bei einem persönlichen Gespräch habe er sie gebeten, ihre Haare aufzumachen. Für Alexa sei das "nicht verständlich" gewesen, sie habe es dann aber doch getan. Fellner habe sich dabei zurückgelehnt und sie gemustert. Die Journalistin habe während ihrer Zeit bei "oe24" versucht, sich kleinzuhalten, "weil ich nicht im Auge des Sturms sein wollte". Es sei immer ein Ausbalancieren gewesen, Fellner zu gefallen, um den Job zu behalten, aber gleichzeitig nicht zu sehr in sein Blickfeld zu geraten. Nach dem mutmaßlichen Po-Grapscher bei der Weihnachtsfeier habe sie sich an Kollegen gewandt. Die Reaktion sei gewesen: "Das ist halt der Fellner." Er bestritt die Vorwürfe gegenüber der "Zeit" und dem "Standard". Laut der Tageszeitung schließe er nicht aus, Alexa in Vorbereitung auf ein Fotoshooting um das Öffnen der Haare gebeten haben könnte, um zu sehen, welche Optik besser sei.
Speziell Alexa, die nichts mit der "Krone" zu tun hat, habe als Zeugin einen "ausgesprochen glaubwürdigen Eindruck auf das Gericht gemacht", so der Richter. Ebenso Scharf, die mittlerweile zwar für die "Krone" tätig ist und wie die "Krone" von Rami vertreten wird, zunächst aber einen anderen Anwalt hatte.
Scharf und Wagner werden in mehreren Verfahren gegen Fellner von Rami vertreten. Beide gaben an, von der "Krone" die Zusage zu haben, bei den medienrechtlichen Verfahren finanziell unterstützt zu werden, sollten sie verlieren. Die arbeitsgerichtlichen Verfahren von Scharf übernehme ihre Rechtsschutzversicherung, sagte sie vor Gericht.
Krone-Multimedia-Geschäftsführer Michael Eder erklärte, dass Mitarbeiter in medienrechtlichen Verfahren unterstützt werden, da es sich um "Marken" handle. Auch Dichand bestätigte bei dem Prozess, dass eine solche Unterstützung "nicht unüblich" sei, von dem konkreten Fall habe er aber nicht gewusst. Eine Beeinflussung von Wagner oder Scharf habe es nicht gegeben.
Rami sprach in seinem Schlussplädoyer von "besonderer Chuzpe" der Gegenseite und forderte einen "saftigen Schadenersatz" (Korrektur: hier stand zunächst fälschlicherweise Strafe statt Schadenersatz). Laut Georg Zanger, dem Anwalt der Fellner-Medien, gehe es um Wettbewerb: Beide Seiten würden sich nichts schenken, Dichand müsse auch etwas aushalten. Die Mediengruppe Österreich wurde zu 18.800 Euro Zahlung verurteilt, die oe24 GmbH zu 12.000 Euro. Außerdem muss das Urteil veröffentlicht werden. Peter Zöchbauer, zweiter Anwalt der Fellner-Medien, meldete volle Berufung an. Rami ließ zunächst noch offen, ob er gegen die Höhe der Zahlung berufen will.
Update, 24. November: Am Mittwoch zog Zöchbauer die angemeldete Berufung zurück, das Urteil ist somit rechtskäftig.
In den vergangenen Wochen musste Fellner mehrere Niederlagen vor Gericht einstecken. Seine Unterlassungsklage gegen seine Ex-Mitarbeiterin Raphaela Scharf wurde abgewiesen, Fellner geht in Berufung. Vor knapp zwei Wochen wurde er wegen übler Nachrede verurteilt, nachdem er ein Gedächtnisprotokoll von Katia Wagner als "frei erfunden" bezeichnet hatte. Vor Gericht bekannte er sich selbst schuldig, einen Tag später meldete er auch hier Berufung an.
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