Causa Fellner auf Puls4: "Man hat Angst um seinen Job"
Wie geht es wirklich bei Wolfgang Fellners oe24.tv zu? Seit Tagen beschäftigen Belästigungsvorwürfe die österreichische Medienbranche. Am Mittwochabend haben die Ex-oe24-Mitarbeiterinnen Raphaela Scharf und Katia Wagner auf Puls4 von ihren Erlebnissen mit dem Medienmanager berichtet. Die beiden Journalistinnen werfen ihrem Ex-Arbeitgeber sexuelle Belästigung vor, erzählten im Doppelinterview mit Corinna Milborn auch von Drohungen, Beschimpfungen sowie unangemessenen Chat-Nachrichten.
Auch Fellner habe eine Einladung zur Sendung erhalten, wie Milborn mehrfach betonte, ist dieser aber nicht nachgekommen. Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung hat er bereits wiederholt zurückgewiesen.
Scharf hatte 2019 bei oe24.tv intern über Belästigungsvorwürfe gegen Fellner berichtet, kurz darauf wurde sie fristlos gekündigt. Sie hat gegen ihre Entlassung geklagt, Fellner wiederum hat Scharf auf Unterlassung geklagt. Beide Verfahren laufen, es gilt die Unschuldsvermutung. Beim nächsten Gerichtstermin Ende Mai wird Katia Wagner als Zeugin aussagen, die bei Milborn – wie zuvor schon im Falter – ebenfalls Vorwürfe gegen Fellner erhob.
Katia Wagner: "Keine Angst mehr vor Fellner"
Sie wolle sich solidarisch mit Scharf zeigen, die von ihr geschilderten Vorgänge bei oe24.tv könne sie „zu 100 Prozent bestätigen. Ich habe sie am eigenen Leib erfahren.“ Sie habe zudem mit vielen Frauen gesprochen, die nicht den Mut haben, öffentlich aufzutreten, „die aber genauso leiden, jahrelang Angst gehabt haben, so wie ich Angst hatte – jahrelang." Nun habe sie "keine Angst mehr vor Wolfgang Fellner".
Scharf berichtet, in der Anfangszeit als Moderatorin bei oe24.tv von Fellner Komplimente für ihre Arbeit und ihr Aussehen bekommen zu haben. Bald habe sich jedoch der Tonfall geändert: Er habe ihr Make-up, ihre Haare und ihr Outfit kritisiert, die ihr so vom Sender zur Verfügung gestellt worden seien. Fellner habe ihr unter anderem gesagt, sie habe "Spaghetti-Haare" und sehe aus "wie ein Bauer" (den Ausschnitt aus dem Gespräch sehen Sie im Video unten).
Scharf über übergriffige Bemerkungen zu ihrem Äußeren
"Wenn man nicht mit Herrn Fellner essen geht, ist man schnell weg vom Fenster"
Nach einer Zeit habe Fellner angefangen, ihr Essenseinladungen via WhatsApp zu schicken, die sie nicht ausschlagen habe können, wie Scharf erklärt: „Es ist ein ungeschriebenes Gesetz innerhalb von oe24: Wenn man nicht mit Herrn Fellner essen geht, ist man schnell weg vom Fenster, dann wird man fallengelassen wie eine heiße Kartoffel und dann hat man vielleicht auch keinen Job mehr.“ Man spiele mit, weil "man hat Angst um seinen Job" und vor Konsequenzen (siehe Video).
Scharf über den Druck, mit Fellner Abendessen zu gehen
"Unangenehme Fragen"
Von solchen Einladungen zu gemeinsamen Abendessen berichtet auch Wagner. Es sei immer „ein Spagat“ gewesen, so zu antworten, dass sie einerseits ihren Job behalten könne, "aber auf der anderen Seite auf Distanz gehe." Bei den Abendessen sei es so gewesen, „dass er sofort nach fünf Minuten scheinberuflichem Gespräch auf die persönliche Ebene geswitcht ist, mit sehr unangenehmen Fragen und auch sehr unangenehmen Feststellungen übers Aussehen, übers Privatleben, über sexuelle Vorlieben.“
Sie habe bei diesen Treffen lediglich „Vorspeisen gegessen oder leichte Kost, weil mir so übel war bei diesen Abendessen, dass ich Angst hatte, dass ich mich im Lokal direkt übergebe, wenn ich Wolfgang Fellner noch länger zuhören muss.“ (siehe Video)
Wagner über ein ihr aufgedrängtes Abendessen
Am Damen-WC eingesperrt
Milborn zitiert im Verlauf der Sendung aus mehreren Nachrichten, die Fellner den beiden Journalistinnen geschickt hat. An Scharf schrieb er zum Beispiel: "Jetzt musst ein Profi und ein Star werden. Geht ganz leicht und tut nicht weh." Wagner sendete er folgende Nachricht: „Bist mein Goldschatz. Echter Fehler, dass ich dich nicht als Luxusgeisel mitgenommen habe. Ich hoffe, ich krieg einen Kuss (als Emoji dargestellt, Anm.) zurück!“
Wie Scharf wirft auch Wagner Fellner vor, ihr an den Po gefasst zu haben. Nach dem mutmaßlichen Vorfall habe sie gekündigt. Fellner habe daraufhin mit einem Anwalt gedroht und sei ihr wütend durch das Büro gefolgt. „Ich habe so eine Angst gehabt, dass ich mich dann am Damen-WC eingesperrt habe mit einer Kollegin“ Das habe die Kollegin, die nicht namentlich genannt werden möchte, bestätigt, so Milborn.
Fellner sieht Intrige
Fellner sieht die ganze Sache anders. Er sprach gegenüber dem KURIER am Mittwoch vor der Ausstrahlung des Interviews von "Liebesbriefen", die Wagner ihm geschickt haben soll. Die Vorwürfe der beiden Journalistinnen seien „eine Intrige von zwei befreundeten krone.tv-Moderatorinnen“.
Wagner, die der Öffentlichkeit u. a. als "Waxing Lady" bekannt ist, erklärt: Sie sei – als sie als Unternehmerin wegen einer Auseinandersetzung mit dem Arbeitsinspektorat in den Schlagzeilen war – immer wieder von Reportern von oe24 belagert worden. Regelmäßig sei ihr ausgerichtet worden, sie solle sich bei Fellner melden, was sie dann auch getan habe. „In der Lage habe ich Angst gehabt, dass schlechte Presse kommt, wenn ich mich nicht bei Wolfgang Fellner melde." Dadurch sei jedoch "die ganze Spirale" vorn vorne losgegangen, mit Einladungen zu Abendessen und Jobangeboten. Als sie ablehnte, habe sie erneut Beschimpfungen erhalten.
"Möchte für mein Recht kämpfen"
Den Vorwurf der Intrige bezeichnet Wagner bei Milborn als "Frechheit": Dass sie als Frau für ihre Rechte kämpfe, habe nichts mit ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu tun. Einen Vergleich werde es nicht geben, wie Scharf betonte: "Ich möchte für mein Recht kämpfen bis zum bitteren Ende."
Der KURIER hat Wolfgang Fellner am Donnerstag erneut kontaktiert und um eine weitere Stellungnahme zu den sehr plastisch geschilderten Vorwürfen gebeten, die am Mittwochabend bei Puls4 Thema waren. Sein Büro verwies auf einen Artikel, der am Donnerstag auf oe24.at erschienen ist, in dem die Vorwürfe der sexuellen Belästigung bestritten werden. Die Zusammenarbeit mit Wagner sei beendet worden, weil diese "im Streit mit ihrem Team mehrere Entlassungen vornehmen wollte", die Fellner nicht mitgetragen habe, heißt es darin. Am Ende des Berichts wird angekündigt, Fellner werde am Sonntag in Österreich "ausführlich zu dieser Causa Stellung nehmen".
Kommentare