Kulturprotokoll: Keith Richards trinkt fast nichts mehr

Die Kulturwoche im Rückblick: Obereunuchen, Nostalgie und andere Rätsel für Mensch und Tier.

Die wohl überraschendste Kulturnachricht der Woche: Keith Richards trinkt fast nichts mehr. Sagt er. Das rüttelt dann doch an den Grundfesten der Rockmusik, der es ohnehin schon lange nicht mehr so besonders gut geht.

Aber auch im restlichen Kulturleben gab es eine Woche vor Weihnachten eine Dosis an Nostalgie, die man erstmal ertragen können muss: So wird die Nostalgie, eine durchaus problematische Emotion, kulturell gemolken, wo und wie es geht.

Mary Poppins ist wieder da. Die nunmehr kinderhabenden Mittvierziger werden auf der Suche nach wohliger Nestwärme ihren Nachwuchs ins Kino schleppen, und das ist supercalifragilisticexpialidocious, was übrigens "wunderbar" heißt, oder so.

A propos:Für die Generation darüber gab es eine andere, aber wohl ebenso herbeigesehnte Rückkehr (als Obereunuch).

Der Neujahrskonzert-Pausenfilm widmet sich "150 Jahre Wiener Staatsoper". Und für alle, die auch vom Superheldennostalgieboom noch nicht genug haben: Es gibt einen neuen Spider-Man-Film. Und am Samstag tritt Andreas Gabalier, Musikphänomen gewordene Nostalgie nach Zeiten, die es nie gab, in der Wiener Stadthalle auf.

Aber genug der Nostalgie: Es gab zum Glück auch zeitgemäßere Sachen zu lernen. Etwa, dass Filme mit weiblicher Hauptrolle lukrativer sind als die anderen. Und wie es mit der Wiener Stadthalle weitergehen kann (Spoiler: ganz klar scheint es nicht, dass es eine neue Veranstaltungshalle braucht).

Ebenso ungeklärt ist die Zukunft des Urheberrechts, und ja, das ist wichtig. Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft hat einen recht vehementen Anlauf gemacht, das Recht so zu reformieren, dass Künstler und Medien mehr Geld bekommen, und ist gescheitert. Das scheinbar trockene Recht ist heiß umstritten, keine Lösung kann es allen Beteiligten Recht machen, und jeder Vorschlag wird begleitet von Zensur- und weiterem Apokalypsengeschrei. Eine Einigung scheint in weiter Ferne; und das dient letztlich denen, die von der derzeitigen Regelung profitieren. Spoiler: Das sind nicht die Künstler und nicht die Medien.

Was war, was kommt

Sonst naht schon die weihnachtliche Ruhe im Kulturleben (wer ein Geschenk braucht: Hier gibt es 14 Buchtipps). Es hieß Abschied nehmen von Autor Wilhelm Genanzino, Sängerin Nancy Wilson und Schauspielerin Sondra Locke. Und sonst hat Bruce Springsteen das Motto für die nächsten Tage ausgeben:

„Mehr Leben, mehr Rock, mehr Liebe“

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