„Hupf in Gatsch und schlag a Wöhn“
Der intellektuelle Leitstern des Austropop, Georg Danzer, schuf die zentrale Unhöflichkeitshymne dieses Landes: „Hupf in Gatsch“ erzählt die Geschichte eines Hacklers, der mit der Wut im Bauch durch die Welt geht und bei Widerrede rät, sich in den Schmutz zu werfen.
Danzers Grantler-Song stammt aus den 70er-Jahren, einer Zeit, in der der Zorn der Arbeiterklasse kulturell verarbeitet wurde. Auch die legendäre Fernsehfigur „Mundl“, verkörpert diesen sozioökonomischen Grant wie kein zweiter: Karl Merkatz wurde mit dem schimpfenden Favoritner berühmt. Die Folge, in der er betrunken Raketen zum Nachbarn schießt und ihm dann rät, sich nicht „anzusch***en“, ist Silvester-Folklore.
Verantwortlich für das Drehbuch zeichnete Ernst Hinterberger, der zwei Jahrzehnte später eine weitere Story mit gleichen Vorzeichen erzählte: „Kaisermühlen-Blues“ ist voller eruptiver Momente gegenseitig ausgerichteter Unhöflichkeiten: Wir wechseln nicht gerade die Straßenseite, um anderen Platz zu machen, sondern regen uns über die auf, die blöd im Weg herumstehen.
Blick in die Seele
Die Ursprungsfigur des Grantlers ist der „Herr Karl“ (1961) von Helmut Qualtinger, ein bitterböser Kleinbürger, der in einem langen Monolog allerlei Grauslichkeiten über sein rücksichtsloses und verfressenes Seelenleben offenbart. Herr Karl steht im Lager und sandelt herum, während er nach oben zu den Chefleuten eilfertige Antworten gibt, ohne je wirklich zu arbeiten.
In der Kabarettszene ist die Bösartigkeit seither eine beliebte Pose. Exemplarisch für das Verhältnis zwischen Österreichern und Menschen, die hierher gezogen sind, sind Stermann und Grissemann. Der Deutsche Stermann gibt den höflichen Konterpart zu einem stets unter- wie übergriffigen Österreicher, der ihn demütigt und beschimpft. Das funktioniert dermaßen gut, dass ein Blick in die österreichische Seele gelingt.
Eine zeitgenössische Proponentin heimischer Lebensart ist die Autorin Stefanie Sargnagel, die folgendes zu Protokoll gibt: „Nachdem ich vor kurzem ein Monat in einer der ländlichsten und konservativsten Regionen der USA verbracht habe und gegen meine österreichischen Erwartungen in jedes Dorfbeisl gehen konnte ohne feindselig beobachtet und angefahren zu werden, sondern ehrlich interessiert gefragt wurde, woher ich denn komme und wie es dort sei, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob man es wirklich so kultig finden sollte, eine Atmosphäre an fremdenfeindlichen, garstigen Wapplern zu kultivieren.“ Stilecht vorgetragene Stilkritik.
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