Justin Trudeau erteilt Ivanka Trump Toleranz-Lektion

Kanadas Premierminister Trudeau lud am Mittwoch in New York zur Vorführung eines Broadway-Stücks, das ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzt. Mit von der Partie: Präsidententochter Ivanka Trump.

Symbolträchtig war nicht nur Trudeaus Einladung, auch Ivanka Trumps Erscheinen bei der Vorführung spricht für die Bemühungen der Trump-Administration, die Beziehungen zu Kanada trotz politischer Differenzen freundschaftlich zu halten. US-Präsident Trump und Premierminister Trudeau vertreten in puncto Immigrationspolitik bekanntlich konträre Ansichten. Trudeaus Einladung zu "Come From Away", so der Titel des Stücks, spricht vor allem in diesem Kontext Bände.

Wahre Geschichte

Das Musical spielt in der Kleinstadt Gander in der kanadischen Provinz Neufundland. Erzählt wird eine wahre Geschichte. Nach den Anschlägen vom 11. September im Jahr 2001 wurde der US-amerikanische Luftraum vorübergehend gesperrt. Insgesamt 39 Transatlantikflüge wurden daraufhin auf den Flughafen von Gander umgeleitet. In kürzester Zeit mussten über 6.500 Passagiere und Besatzungsmitglieder in der Stadt mit nicht einmal 10.000 Einwohnern untergebracht und verpflegt werden. Den damaligen Aussagen der unfreiwilligen Gäste zufolge geschah dies mit unglaublicher Gastfreundschaft und Aufopferung.

"Come From Away" feiert diese Demonstration des Mitgefühls und stellt Fremdenfeindlichkeit an den Pranger. "Die Welt erfährt, was es heißt sich aufeinander zu verlassen und füreinander da zu sein – auch in den dunkelsten Stunden", sagte Trudeau in seiner einleitenden Rede im Gerald Schoenfeld Theater. Der Premierminister lobte auch die amikalen Beziehungen zwischen den USA und Kanada: "Es gibt keine Beziehung, die der Freundschaft zwischen den USA und Kanada gleich kommt."

Für den Premierminister und Ivanka Trump war es bereits das zweite Treffen. Zuvor hatte Trump, die als enge Vertraute und Liebkind ihres Vaters gilt, Trudeau bei einem Treffen mit weiblichen Führungskräften aus den USA und Kanada kennengelernt. Bilder, die angeblich Ivankas schmachtende Blicke in Richtung des kanadischen Politikers zeigen, wurden damals zur viralen Lachnummer.

Geschlossene Grenzen vs. Willkommenskultur

Während Trudeau in seiner Heimat eine Willkommenskultur pflegt, zielen Donald Trumps Pläne auf eine verschärfte Grenzpolitik ab. Bereits wenige Tage nach seiner Amtseinführung im Jänner unterzeichnete Trump ein Dekret, dass den Einreisestopp für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern in Kraft treten ließ.

Es folgten Chaos und Verwirrung, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Ein Schlagabtausch zwischen Richtern und Trump, in dessen Verlauf das Gesetz mehrmals gekippt und wieder freigegeben wurde, begann.

Ein Bundesrichter in Hawaii hob am Mittwoch Trumps neues Einreisedekret erneut auf – nur kurz, bevor es am Donnerstag in Kraft treten sollte (mehr dazu hier).

Der Streit um Trumps Einreiseverbote, die er als notwendige Maßnahme im Kampf gegen den Terrorismus bezeichnet, könnte letztlich vor dem Obersten Gerichtshof in Washington landen.

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