Rabinowich geht essen: Habibi und Hawara

Innen erwartet zu Mittag ein großes Buffet, das die Wunder des Orients auf ordentlich vielen Tellern vorspeisentechnisch kondensiert.
Julya Rabinowich

Julya Rabinowich

Ein Kieberer ist zwar vielleicht kein Hawara, aber dafür kann ein Hawara ein Habibi werden. Wo Habibi & Hawara draufsteht, ist ein guter Austausch drin, und zwar nicht nur jener zwischen Essenseinnahme und ihrer Verbrennung. Falls nämlich jemand das Äquilibrium sucht zwischen exzessivem Buffetabräumen ohne Furcht und Gnade und gleichzeitig einer Handlung, die nicht nur dem Genuss und der Lust am Geschmack frönt, sondern auch einem wirklich sehr sinnvollen Projekt, das geflohenen Menschen zu Arbeit und Begegnung und den autochthonen Menschen zu Begegnung und Esslust verhilft, kann zum Beispiel das Stammhaus (neben dem es schon zwei Ableger gibt, siehe habibi.at) in der Wipplingergasse 29 aufsuchen. Innen erwartet zu Mittag ein großes Buffet, das die Wunder des Orients auf ordentlich vielen Tellern vorspeisentechnisch kondensiert. Flankiert werden diese Wunder von warmen Speisen, wovon mindestens eine immer vegetarisch ist. Der Okramelanzaneeintopf ist würzig und intensiv und bar jeder Fleischeslust, ebenso wie die knusprigen Falafel oder Hummus mit teils frechen Geschmacksrichtungen. Wer sich nicht auf die pflanzliche Seite der Macht schlagen will, wird hier mit Lamm und diversen Eintöpfen fündig. Wenn der Laden zu Mittagsstoßzeiten brummt, brummt auch der Geräuschpegel, aber wer den Großstadtdschungel gewohnt ist, lässt sich davon nicht abschrecken. Man lehnt sich in seinen güldenen Sessel, lässt sich von diesem Rauschen davontragen, imaginiert sich an einen Strand oder einen überfüllten Bazar, kaut an seinem Grünzeug, lässt die Limo im Glas schwenken und hat gleichzeitig schon ein unermüdliches Adlerauge, das auf Nachschub schielt. Einen schönen Reiz des Unvollkommenen bilden die unterschiedlichen Teller, die man, schwer beladen wie eine Karawane, die durch die Wüste zieht, mit immer neuen Buffetheimsuchungen auffüllt. Wer möchte, spart sich Kohlenhydrate. Wer möchte, greift beim luftigen Reis mit Nelken zu. Es gibt auch geschmorten Karfiol, klassische Tabouleh, Labneh, Salate und diverses gegrilltes Gemüse. Ebenso ansprechend wartet in einer kleinen Vitrine das Dessert: dünne, trockene und dadurch aber besonders intensive Baklavarollen, die sich mit ihrer Grobnussigkeit etwas von der klassischen Version unterscheiden. Schokoladenkuchen und Grießkuchen.

Und natürlich: der kleine Kaffee. Mit Ohhh.

Wie orientalisch.

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