Raab geht essen: LUCA und die LIEBE

Auch Essengehen (zu können) ist ein Geschenk. Im besten Fall bejubeln wir die Küche, und sehen trotzdem nur die halbe Wahrheit.
Thomas Raab

Thomas Raab

Das Jahr endet. Wir packen ein und packen aus, geben und erhalten, sehen und spüren: Freude. Wir ziehen sie an, nehmen sie auf, tragen sie spazieren, vielleicht hören wir sogar ein „Wie schön, wo hast du das her? Ich will es auch?“ Die Liebe anderer schmückt uns. Äußerlich. Innerlich. Und selbstverständlich braucht es dazu nicht extra erst Weihnachten zu werden! Liebe ist. Ständig. Je zuverlässiger, desto unbeachteter. Dies führt mich zu einem der eindrucksvollsten kulinarischen Erlebnisse 2021: Denn auch Essen- gehen (zu können) ist ein Geschenk. Im besten Fall bejubeln wir die Küche, und sehen trotzdem nur die halbe Wahrheit. Es sei denn, Folgendes passiert: Angenommen Sie sitzen als Italienliebhaber in der wunderbaren Cucina Cipriano (Aegidig. 15, 1060), bestellen eines der sensationellen Fischgerichte, trinken zuvor einen Brut Rosé von Mattia Vezzola und fragen sich: Ui, besser als jeder Schampus, welcher Trüffelnase ist der zu verdanken? Antwort: Den bringt LUCA. Oder: Sie genießen in der La Pasteria ein Lebensgefühl, als läge die Servitengasse 10 südlich des Kanaltals, nehmen sich aus dem zugehörigen Feinkostladen noch Panettone mit (boscorenato.it). Zum Niederknien. Und? LUCA. Egal ob Sie in der Cantinetta Antinori sitzen (Tipp: das 1.200 g Welt- wunder für 2 Personen namens Bistecca di manzo alla fiorentina, Jasomirgottstr. 3–5) oder in der A Frisella im apulischen Herzen Wiens (Johannesg. 2); im

Pastamara bei famosen Pasta Bottarga e Ricci (Ritz, Schubertring 5–7) oder in der grandiosen Viva La Mamma (Lueger-Platz 5) bei Big Burrata und der süchtig machenden Pizza Cibus Trüffel. Überall wird in Anbetracht außergewöhnlich erlesener italienisch- er Produkte der Name LUCA & CIBUS ITALY fallen. Österreichweit. Von der hochwertigen Pizzeria bis zur Spitzengastronomie. Logisch wurde ich neugierig und trat am Stadtrand Wiens nach Terminvereinbarung durch ein unscheinbares Tor, um mit einem Mal mitten in Italien zu stehen. Lebensfrohe, freundliche Mitarbeiter. Die Sprache Musik, die Atmosphäre Familie. Mittendrin LUCA Miliffi, der Herzschlag. Jedes Produkt hat er akribisch nach seinen hohen Standards ausgewählt. Er kennt jede der Herstellerfamilien persönlich, ihre Geschichte. An seiner Seite durch dieses kleine italienische Paradies voll frisches- ter Ware zu spazieren, ist wie ein mediterraner Sonnendurchbruch inmitten der grantigen Wiener Nebelsuppe. Die Haselnusscreme mit Haselnüssen aus dem Piemont (Nocciole IGP del Piemonte) stellt sich beinah persönlich vor; Lucas Begeisterung für den Löwenzahnhonig von Mieli Thun wird ebenso nachvollziehbar wie der Panettone-Kult, dieses, ein ganzes Land vereinende Symbol der Gemeinschaft.

Alles rückt nahe: der Thunfisch der Familie Testa; die passierten Tomaten, hergestellt wie einst, (geerntet, aufgewärmt, 2 x gekocht); die Pasta Mancini, deren Produzent selbst Bauer war; das Birra Agricola usw., um schließlich vor Lucas Herzstück zu stehen, seiner großen Liebe: der weißen Trüffel und seine Suche danach. Diese betörende Kostbarkeit zu sehen, zu riechen, dabei zu erleben, wie beseelt der so geerdete, strahlende Mensch Luca Miliffi von seiner Passion erzählt, macht begreifbar, welch weiten Weg Liebe zurücklegt, getragen von so vielen Händen und Gesichtern, so viel Hingabe, nur um uns erreichen und erfüllen zu können. Ein Netz aus Liebe hält alles zusammen. Und es trägt. Danke dafür. Uns allen. 2022 darf kommen. Frohe Weihnachten.

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