Raab geht essen: Hochzeit mit 21

Ich bedanke mich bei allen so eindrucksvollen, echten kulinarischen Wegbegleitern in diesem Jahr. Allen, die durchhalten, um auch im wirklichen Leben für uns Hungrige da zu sein.
Thomas Raab

Thomas Raab

21. Jede Kolumne habe ich jetzt kontrolliert und es stimmt tatsächlich: Diese nun ist die Nr. 21, und in wenigen Tagen beginnt 2021! Kurzer Gänsehautmoment. In Nummer 20 ging es übrigens um eine Brauerei, und wieder: Gänsehaut! Rückblickend betrachtet lässt sich zu 2020 nämlich auch viel mehr nicht sagen, außer: Wer ein gutes Bier zu Hause hatte, durfte sich schon glücklich schätzen. Oder Wein, Gin ... und ein gutes Buch natürlich; liebe Menschen selbstverständlich auch nicht schlecht; ein gemütliches Sofa mit entspanntem Blick auf das verstaubte Ergometer sowieso; und ganz wichtig: ein verlässlicher Zulieferer. Diesbezüglich fällt mjam.net für mich aus, weil auch hier herrscht, wie auf diversen Onlineplattformen, dieser Sternderl- Bewertungsschwachsinn. Ein paar Leut’ geben irgendwo ungefiltert ihren Senf dazu, nicht selten als gekaufte Stimmen, im Grunde also völlig blunzen, dennoch zieht es wie so eine lästige, mickrige Gelse im Schlafzimmer deine Aufmerksamkeit auf sich, beeinflusst dein Kaufverhalten und saugt dir das Blut aus. Mit dem Unterschied: Die Schwellung spüren dann jene, die tatsächlich Qualität liefern. Für mich gilt mittlerweile das Motto: Je mehr Top-Bewertungen, desto schlechter das Produkt. Fünf Sterne, die keine Lüge sind, hat nur ein Hotel. (Schauen Sie sich in der ORF-TVthek den wachrüttelnden Beitrag: „Online-Handel – die Kehrseite des Booms“ an!) Eine Bestellung jedenfalls war im Hause Raab kürzlich wieder dringend von Nöten. Gut, meine Frau und ich hätten an diesem 10. 12. auch gemeinsam kochen können. Wollten wir aber nicht, allein schon der Tradition wegen. So auch an diesem 16. Hochzeitstag. Nur wohin essen gehen, wenn alles geschlossen hat? Also die Nummer 01/879 45 68 kontaktieren. Für uns das beste Sushi Wiens. Restaurant Nara. Es selbst holen, weil in der Nähe, und dabei spüren, worauf es neben einer guten Küche ankommt, wenn von Essengehen die Rede ist. An dieses Gefühl, nicht einfach nur abgespeist zu werden, sondern einem Gastgeber zu begegnen, selbst wenn du dein Essen nur mitnimmst. Im schönsten Fall wird der Stammkunde sogar namentlich begrüßt, wird gefragt, wie denn das Wohlbefinden sei, all das vielleicht sogar mit einem Lächeln im Gesicht – trotz der schweren Zeiten. Kein Mensch dort interessiert sich für läppische fünf Sternderl auf irgendeiner Plattform, und jene, die nach den Sternderl wandern, werden dorthin so leicht nicht finden, außer sie hören davon, spazieren daran vorbei und sehen, wie grandios der Laden läuft, wie viel Menschen dort ihr Essen bestellen. Dort: In der realen Welt – die immer entfernter wird, je näher die virtuelle rückt, bis sie dann als unbegreifbar übrig bleibt und irgendeinem Verschwörungsirrsinn, dummdreisten Forenkriegen oder Social-Media-Hysterien zum Opfer fällt. Ich bedanke mich bei allen so eindrucksvollen, echten kulinarischen Wegbegleitern in diesem Jahr, der Hollerei, der Viva la Mama, der Wasnerin, dem Rinderwahn, dem Stockerwirt, usw., allen, die durchhalten, um auch im wirklichen Leben für uns Hungrige da zu sein. Die Lehre aus 2020 und der Vorsatz für 2021 lässt sich für mich in einem Satz zusammenfassen: Bisserl weniger über die stattfindende Entmündigung aufregen, und dafür mehr über die eigene Mündigkeit nachdenken. 21: Übrigens ein bekanntes Trinkspiel, Würfelspiel (Mäxchen), Kartenspiel (Black Jack). Also auf: Bleiben Sie unbeirrt offen für das wahre Leben. Neues Spiel, neue Karten. Willkommen 2021.

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